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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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ohrenbetäubend laut zu summen. Matt hatte das Gefühl, dass all seine Nerven ein Netz bildeten, in dem sich die Haken verfangen hatten. Sie zerrten immer fester und fester daran, um es mit sich fortzureißen.
    Er konnte nicht mehr. Jeden Moment würde er den Verstand oder das Bewusstsein verlieren.
    Der elektrische Impuls sog die Informationen in sich auf, doch plötzlich hielt er inne.
    Die Tür in seinem Kopf schlug zu.
    Der Impuls zuckte ein letztes Mal, die Haken lösten sich, und die kalte Flüssigkeit zog sich zurück. Matt war frei.
    Der Foltergeist war mit Pfeilen und Bolzen gespickt. Er wankte zum hinteren Teil des Bootes.
    Dann sprang er von Bord.

35. Ein unverhoffter Verbündeter
    M aylis hatte aus dem Gemeinschaftsraum der Boten einen roten Umhang entwendet, wie ihn diejenigen trugen, die Nachrichten zwischen Eden und der Festung transportierten.
    Nach allem, was sie in der Kloake gesehen und gehört hatten, wollte Zelie um jeden Preis herausfinden, auf wen sie sich noch verlassen konnten.
    Dafür mussten sie sich zunächst davon überzeugen, ob ihr wichtigstes Kommunikationsmittel noch funktionierte und vertrauenswürdig war. Nach dem, was Grimm im Kellergewölbe über den Postdienst gesagt hatte, war das Schlimmste zu befürchten.
    Maylis eilte durch die Gänge und stieg die Treppen des Burgfrieds empor, wobei sie sorgfältig darauf achtete, ihr Gesicht unter der Kapuze zu verbergen. Da sie fast jeder in der Festung kannte, machte sie ein wenig von ihrer Alteration Gebrauch und verstärkte die Schatten um ihr Gesicht.
    Die Poststelle befand sich in einem Nebentrakt ganz in der Mitte des Burgfrieds. Große und Pans lösten sich Tag und Nacht ab und nahmen die Briefe entgegen, die von Boten aus allen Himmelsrichtungen gebracht wurden. In der Festung im Pass der Wölfe wurden die Briefe sortiert und anschließend an ihre Zieladresse verschickt.
    Maylis betrat die Poststelle gemeinsam mit einem Großen, der es eilig zu haben schien, wobei sie sich in seinen Schatten drückte. Kaum war sie drin, schlüpfte sie hinter einen Kleiderständer, von wo aus sie den weitläufigen Raum überblicken konnte, in dem etwa zehn Personen, Erwachsene und Jugendliche, an langen Tischen saßen und Post in verschiedene Holzfächer einsortierten.
    Sie glitt zwischen zwei Schränke voller Stempel und Schreibpapier, um von der Tür wegzukommen, bevor sie jemand bemerkte.
    Alle waren sehr beschäftigt, keiner hob den Blick.
    Ein klassischer Fall! Wer hart arbeitet, hat keine Zeit aufzumucken!
    Maylis nahm ihre Rolle als Botschafterin sehr ernst und hatte sich politische Schriften aus der alten Welt besorgt, die sie sehr aufmerksam studierte, selbst wenn sie nicht immer alles verstand. Aber eins hatte sie sich gemerkt: In Diktaturen unterwarf man die Bevölkerung am besten mit Arbeit. Wer die Massen beschäftigte, erstickte jede Rebellion im Keim, weil niemand Zeit und Kraft für die Revolte hat.
    Das System, das der Unschuldstrinker in der Festung aufgebaut hatte, beruhte auf dieser Taktik. Pans und Große hatten oft mehrere Posten und Aufgaben. Indem er ihnen das Gefühl gab, Verantwortung zu tragen und wichtig zu sein, sorgte er im Grunde nur dafür, dass sie ihm widerspruchslos gehorchten.
    Die Botschafterinnen der Pans hatten zu Beginn ihrer Amtszeit lange mit ihm über den Dienst in der Poststelle verhandelt. Irgendwann hatten sie nachgegeben und lange Schichten gestattet, damit er bei anderen umstrittenen Themen einlenkte.
    Als Maylis sah, welche Hektik in dem Raum herrschte, die weit über gesunden Eifer hinausging, wurde ihr klar, dass sie in diesem Punkt besser nicht nachgegeben hätten. Alle Beschäftigten wirkten angespannt. Sie sprangen immer wieder auf, um Briefstapel abzulegen, oder eilten hastig auf die Boten zu, noch ehe diese die Türschwelle überschritten hatten. Kein Lächeln, überall gehetzte Gesichter.
    Es ist das letzte Mal, dass ich den Unschuldstrinker die Arbeitsbedingungen diktieren lasse!
    Maylis blickte zu den beiden Türen am Ende des Raumes.
    Eine führte zu Colins Büro. Colin war jener Pan, der einst Matt verraten hatte und zu den Zyniks übergelaufen war, wo ihn der Unschuldstrinker angeheuert hatte. Er war mittlerweile der wichtigste Bote zwischen den beiden Völkern, das Bindeglied zwischen Großen und Pans.
    Sie musste mit ihm reden, ohne dass er Verdacht schöpfte.
    Wenn hier in der Abteilung etwas Böses vor sich ging, konnte ihm das nicht entgangen sein, er trug hier schließlich die

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