Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
geben ganz sicher nicht beim ersten Gefecht auf!«
Matt nickte.
»Wir wissen nicht, was es mit dem Großen Plan und dem Steinernen Testament tatsächlich auf sich hat, aber wir wissen immerhin, wo sie sich befinden. Der Tisch aus Stein steht im Schloss der Königin Malronce, im Herzen ihres Reiches: Wyrd’Lon-Deis.«
»Und der Große Plan?«, fragte ein Mädchen. »Wisst ihr etwa, wer das gesuchte Kind ist?«
»Ich«, gestand Ambre und trat einen Schritt vor.
Ben, der Weitwanderer, fuhr zusammen und starrte sie fassungslos an.
»Du?«, fragte er.
»Ambre darf den Zyniks auf keinen Fall in die Hände fallen«, schaltete sich Matt wieder ein. »Aber wenn es uns gelingt, die Muttermale auf ihrem Körper mit der Karte des Steinernen Testaments zu vergleichen, dann wären wir in der Lage, Malronce einen Handel vorzuschlagen.«
»Glaubt ihr, wir könnten ihnen diese … Erlösung irgendwie wegschnappen?«
»Was auch immer sich hinter alldem verbirgt, wir müssen es vor den Zyniks herausfinden.«
Eines der Ratsmitglieder erhob sich. Der Junge war hochgewachsen und schlank. Er hatte ein kantiges Gesicht und einen fast kahlen Schädel. Die anderen blickten ihn ehrfürchtig an, und Matt spürte sofort, dass er großen Einfluss in Eden hatte.
»Ich habe einen anderen Vorschlag«, sagte der Junge mit ruhiger, einnehmender Stimme. »Wir könnten uns den Frieden erkaufen, indem wir Ambre zum Tausch anbieten. Ich bin sicher, dass Malronce uns einen Krieg ersparen würde, wenn wir ihr das liefern, was sie so sehnlich sucht!«
Matt erstarrte. Wie konnte dieser Kerl es wagen?
Wieder ging ein Raunen durch den Saal, und das Stimmengewirr schwoll an.
Ambres Schicksal schien besiegelt.
2. Abstimmung und Strategie
W ie betäubt wich Ambre ein Stück zurück. Verraten – von den eigenen Leuten!
Matt stürzte aus der Mitte des Areals zum Rand und baute sich drohend vor den Rängen auf.
»Seid ihr noch zu retten?«, schrie er außer sich vor Wut. »Ihr seid ja genauso perfide wie die Zyniks! Wie könnt ihr ernsthaft in Erwägung ziehen, eine von uns ans Messer zu liefern?«
»Erklär du es ihm, Neil!«, bat jemand den charismatischen Sprecher, der Matt gegenüberstand.
»Das ist nicht perfide, sondern schlicht die vernünftigste Lösung«, erwiderte Neil. »Im einen Fall kämpfen wir alle und riskieren das Leben Tausender Pans, ohne sicher zu sein, dass wir gewinnen. Im anderen Fall verlieren wir eine aus unseren Reihen und machen uns diese Königin vielleicht sogar zur Verbündeten. So einfach ist das.«
»Du willst also dem Feind unsere Seele verkaufen? Ohne überhaupt zu wissen, was hinter dem Großen Plan steckt? Und wenn es sich um eine Geheimwaffe handelt? Wie lange würde es dann deiner Meinung nach dauern, bis Malronce uns damit vernichtet wie lästiges Ungeziefer? Und überhaupt, nie im Leben werde ich Ambre als Pfand einsetzen! Niemals!«
»Du bist nicht objektiv«, wehrte Neil ab. »Ihr seid Freunde. Ich schlage vor, dass wir dich von der Abstimmung ausschließen, denn es ist offensichtlich, dass du nicht imstande bist, eine weise Entscheidung für das Wohl unserer Gemeinschaft zu treffen.«
Matt spürte, dass sich die Ratsversammlung in zwei Lager zu spalten begann. Mit versteinerter Miene verfolgte Ambre, die sich hinter die beiden Weitwanderer gestellt hatte, das Geschehen.
»Wenn ihr Ambre an die Zyniks ausliefern wollt, dann nur über meine Leiche!«, brüllte Matt wild entschlossen. Das Getuschel im Saal erstarb.
»Der Rat muss abstimmen! Hier geht es um unser Überleben!«, erwiderte Neil hastig, um die Oberhand zu behalten. »Wer will sich einen Krieg ersparen? Hebt die Hand!«
Matt war sprachlos, wie unverfroren Neil die Diskussion an sich riss und die anderen mit seiner Darstellung der Dinge zu beeinflussen versuchte. Neil stand aufrecht mit erhobenem Arm da und drehte sich um, damit er sehen konnte, wer seinem Beispiel folgte. Die meisten Pans zögerten. Neil ermahnte sie:
»Was ist? Wollt ihr lieber selbst in den Krieg ziehen und euer Leben riskieren, als dieses Mädchen zu opfern?«
Da erhoben sich zwei weitere Ratsmitglieder, zwei dunkelhäutige Mädchen, die offensichtlich Schwestern waren, so sehr ähnelten sie sich.
»Matt Carter hat recht, und du hast unrecht, Neil MacKenzie!«, sagte die Größere der beiden. »Was für ein Volk wären wir, wenn wir dem Feind bereitwillig eine der Unseren zum Fraß vorwürfen, nur um ein paar Monate länger unbehelligt zu bleiben?«
Die Jüngere,
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