Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
im Norden der Stadt sammeln, bis die gesamte Erste Armee auf unserem Gebiet bereitsteht. Wenn es so weit ist, fällt die Dritte Armee in unser Land ein und macht alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt. Das ist die kleinste Armee der Königin, und ihr Auftrag ist simpel: unsere Siedlungen und Felder verwüsten, damit wir von Westen her angreifen. Dann stürmt die Zweite Armee durch den Pass der Wölfe und attackiert unsere schutzlos zurückgelassene Hauptstadt. Und während unsere Truppen im Westen gegen die Dritte Armee kämpfen, schlägt die Erste Armee aus dem Norden zu.«
»Und die Vierte und Fünfte Armee?«, fragte Maylis.
»Die rücken als Letzte an, um die beiden anderen bei der Belagerung Edens zu unterstützen.«
»Wir haben nicht die geringste Chance«, stöhnte ein Junge. »Selbst wenn es uns gelingen sollte, alle Pan-Gemeinschaften zu vereinen, wären wir nicht mehr als sieben- oder bestenfalls achttausend. Bei einem so gut vorbereiteten Gegner halten wir Eden nicht länger als ein paar Tage!«
»Außer wenn wir ihm zuvorkommen«, meinte Zelie.
»Und wie willst du das anstellen?«
»Wenn die Erste Armee in kleinen Trupps einmarschiert, können wir die Vorhut im Pass der Wölfe abfangen und uns dann Zugang zu ihrer Festung verschaffen! Mit einem geschickten Manöver ist das bestimmt machbar! Und wenn wir die Festung erobert haben, können wir verhindern, dass die anderen Trupps nach Norden gelangen.«
»Du willst in die Höhle des Löwen vordringen? Das ist mutig!«
Selbstsicher erwiderte Maylis:
»Da der Feind so übermächtig ist, sollten wir uns dort anschleichen, wo er uns nicht sehen kann. Dass wir kleiner sind, muss kein Nachteil sein!«
»Ha!«, lachte der Junge. »Die Dorlando-Schwestern haben es wirklich faustdick hinter den Ohren.«
»Das ist ein guter Plan«, sagte ein Mädchen und erntete damit allgemeine Zustimmung. »Außerdem haben wir ja Matt und Ambre, die viel über die Zyniks und den Pass der Wölfe wissen. Ihr könnt uns führen!«
Matt schüttelte den Kopf.
»Wir waren noch nicht dort. Die Weitwanderer kennen den Pass sicher besser als wir.«
Ben meldete sich zu Wort und sagte mit einem Blick zu Matt:
»Ich kenne diesen Jungen, und ich kann euch versichern, dass er ein hervorragender Krieger ist. Wir haben auf der Carmichael-Insel zusammen gegen die Zyniks gekämpft. Er wird uns zeigen, wie man sich in der Schlacht zu verhalten hat.«
»Ich glaube, du wurdest soeben zum General ernannt«, sagte Zelie zu Matt.
»Ich? Aber ich … Nein, ich habe keine Ahnung von Strategie und …«
»Wir brauchen einen glaubwürdigen und erfahrenen Anführer«, unterbrach sie ihn. »Eden zählt auf dich.«
Während die Ratsmitglieder diese Ernennung mit begeistertem Applaus quittierten, stupste Ambre Matt aufmunternd in die Seite.
»Mach nicht so ein Gesicht, du bist wie geschaffen für diese Aufgabe.«
»Das geht mir alles ein bisschen zu schnell«, antwortete er.
»Wir haben keine andere Wahl. Bald stehen Malronce’ Truppen vor der Tür.«
Matt starrte Ambre mehrere Sekunden lang an, ohne zu antworten. Seine Gedanken überschlugen sich. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er sich nicht verpflichten durfte, die Pans von Eden in den Krieg zu führen.
Denn seit Tobias’ Verschwinden spürte Matt mit jedem Tag deutlicher, dass er eine andere Mission zu erfüllen hatte.
Und zwar allein.
3. Eine schwere Entscheidung
I m sanften Sonnenschein des Nachmittags lag Eden unter dem strahlend blauen Himmel so friedlich da, als könne nichts und niemand es erschüttern.
Es war schwer vorstellbar, dass über diesem schützenden Hafen bereits der Schatten des Krieges aufzog.
Matt und Ambre gingen zur Krankenstation, um sich nach Mia zu erkundigen. Sie wurde immer noch von heftigen Fieberschüben geschüttelt, und die Pans, die sie behandelten, waren in großer Sorge um sie. Sprachlos beobachtete Ambre die Kraft einer Alteration, die sich vor ihren Augen vollzog.
Ein Mädchen legte seine Hände auf die geschwollene Wunde am Oberschenkel und konzentrierte sich. Gleich darauf stieg eine kleine Rauchwolke auf, und gelblicher Eiter quoll hervor. Der Vorsteher der Krankenstation, ein älterer Junge, erklärte den Besuchern, was hier vor sich ging.
»Flora kann Wunden heilen. Schon als kleines Kind hat sie verletzte Tiere mit zu sich nach Hause genommen und sich um sie gekümmert. Nach dem Sturm hat sie außergewöhnliche Heilkräfte entwickelt, oder eine ärztliche Alteration, wie wir
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