ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Tentakel auswarf, um sie noch schneller zu erreichen. Das ist eine Hand! Genau! Eine Riesenhand! Aber es kam noch schrecklicher, denn als Matt die Augen zusammenkniff, erkannte er, dass die Finger des Blitzes nicht nur an der Fassade hochkletterten, sondern auch in die Fenster eindrangen und einen weißen Rauch hinter sich zurückließen, wenn sie wieder herauskamen.
Dieses Ding löst die Leute in Luft auf! Wie den Obdachlosen heute Morgen!
Sie würden alle absorbiert werden. Innerhalb von Sekunden würden sie alle von der Welt verschwinden. Matt rannte zu seinen Sachen und schlüpfte hastig in seine Hose und Schuhe, ohne sich die Zeit zu nehmen, Socken anzuziehen. Er wusste nicht, wohin er gehen sollte, aber hier durfte er auf keinen Fall bleiben, vielleicht war er ja im Gang vor diesen gruseligen …
Ein weiterer berstender Knall ließ ihn zusammenzucken, während ein neuer Blitz an der Fassade auftauchte, die genau gegenüberlag.
Es war nur noch eine Frage der Zeit.
Er musste seine Eltern warnen.
Grelles blaues Licht blendete ihn, und der Fußboden erbebte. Aus dem Fundament des Gebäudes erhob sich ein Grollen. Ein Blitz kletterte in die Höhe und verschlang die Bewohner, Stockwerk um Stockwerk.
»Keine Zeit mehr!«, sagte er laut und ließ seinen Mantel in der Ecke liegen.
Er stürzte in den Flur, sein Vater schlief auf dem Wohnzimmersofa, seine Mutter im Schlafzimmer. Schnell!
Auch die Wände fingen zu beben an, das Grollen wurde ohrenbetäubend laut.
Und kurz bevor Matt das Wohnzimmer erreichte, zerbarsten die Fenster.
Begleitet von einem furchtbaren, heulenden Wind durchquerte der Blitz die Wohnung von einem Ende zum anderen und zerstörte alles. Als er bei Matt anlangte, konnte er gerade noch seine Hände schützend vors Gesicht schlagen, ehe der Blitz ihn niederstreckte und wieder verschwand. Nur noch ein dichter weißer Rauch schwebte in der Luft.
4. Eine andere Welt
D ie Kälte weckte ihn auf. Matt öffnete mühsam die Augen. Seine Lider waren schwer, und er hatte einen Muskelkater, als wäre er am Vortag einen Marathon gelaufen. Nach einer Weile nahm er die Kälte um sich herum bewusst wahr. Was war passiert?
Plötzlich erinnerte er sich wieder an den unerbittlichen Angriff des Blitzes. Er setzte sich so unvermittelt auf, dass ihm schwindlig wurde und er sich mit einer Hand an der Flurwand abstützen musste, um nicht wieder umzukippen. Es war hell, der Morgen war angebrochen. Das Parkett war eisig. Ein Windhauch hob einige Fetzen Papier in die Luft, die wie verirrte Wolken durch die Wohnung schwebten. Matt stand auf und ging mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengegend ins Wohnzimmer. Was war mit seinen Eltern geschehen? Das Wohnzimmer war so verwüstet, als wäre eine Elefantenherde hindurchgerannt. Alles lag wild durcheinander; zerfetzte Bücher, kaputtes Geschirr und zerbrochene Porzellanfiguren häuften sich vor den zum Teil umgestürzten Möbeln. Matt erkannte eine Unterhose und ein altes T-Shirt der Rangers auf dem Sofa: die Sachen, die sein Vater häufig zum Schlafen trug. Das große Glasfenster war weg, der Wind fegte Schneeflocken in die Wohnung. Matt schluckte. Er machte kehrt und ging in das Schlafzimmer seiner Eltern. Ebenfalls leer und verwüstet. Er lief durch die anderen Zimmer, die allesamt leer waren. Kein einziges Fenster war noch intakt, und obwohl er vom Schock wie betäubt war, schlotterte er vor Kälte. Wieder im Zimmer seiner Eltern, zog Matt die Bettdecke zurück. Das Nachthemd seiner Mutter lag kaum zerknittert in der Mitte der Matratze. Wie bei dem Obdachlosen in der Gasse … es bleiben nur die Klamotten übrig! Matt schüttelte den Kopf, um die Tränen zu verdrängen. Er wollte es nicht glauben. Nein, sie sind irgendwo, vielleicht bei den Gutierrez oder bei Maât! Hörte dieser Alptraum denn gar nicht auf? Er stürzte in den Hausflur und klingelte an den anderen Türen, und als er keine Antwort bekam, hämmerte er darauf ein.
Niemand öffnete.
Er hörte nicht den leisesten Ton, nicht eine Spur von Leben. Konnte es sein, dass er der einzige Überlebende war? Nur das nicht, bitte, nur das nicht, flehte er innerlich, ohne sich an jemand Bestimmtes zu richten.
Er kehrte in die Wohnung zurück, griff nach dem Telefon: Kein Freizeichen, auch nicht bei seinem Handy. Der Fernseher funktionierte nicht, es gab immer noch keinen Strom. Er beugte sich aus dem großen Fenster ins Leere. Dreiundzwanzig Stockwerke tiefer lag die Avenue und schien ihn magnetisch
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