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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Rimnak sie mit einem ärgerlichen Zischen. »Von Liebe kann überhaupt keine Rede sein. Ich
mag
ihn, aber es ist sein Kind, das ich haben will: seinen Sohn. Wenn ich einen Sohn von Keru hätte, würde er der nächste Häuptling dieses Stammes werden, und eines Tages, wenn die Zwanzig Stämme wieder zurückkommen, würde ich die Mutter des Großen Häuptlings sein. Aber Kerus Köcher ist leer. Er kann keine Kinder zeugen, und er wird niemals fähig sein, welche zu zeugen, solange er weiterhin jeden Abend mit Changar verbringt.«
    Luma fühlte plötzlich, wie ein kalter Schauder der Furcht über ihren Rücken rieselte. »Was hat Changar denn damit zu tun?«
    »Changar flößt ihm etwas ein. Ein Mittel, das dazu führt, daß Keru ebensowenig Nachkommen zeugen kann wie ein Wallach. O sicher, im Bett ist Keru gut genug, um drei Konkubinen zu erschöpfen, aber Monat für Monat ...« Luma hörte ein Finger-schnippen »... nichts.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher. Ich habe doch selbst gesehen, wie Changar es getan hat. Und das ist nicht alles. Changar setzt Km' Dinge in den Kopf. Erst vorgestern nacht hat Changar Keru die Idee, mich loszuwerden, in den Kopf gesetzt.«
    »Aber Changar ist ein todkranker alter Mann, der nicht einmal alleine Essen kann.«
    »Das möchte er allen weismachen, aber ich weiß es besser. Ich bin dageblieben, wenn ich längst hätte verschwunden sein sollen, und habe gesehen, was ich niemals hätte sehen dürfen. Wenn Changar mich beim Spionieren erwischt hätte, hätte er mir die Augen herausgerissen, sie den Geiern zum Fraß vorgeworfen und mich anschließend Choatk geopfert. Aber seit Keru mir gesagt hat, daß er mich loswerden will, ist es mir egal, ob ich lebe oder sterbe. Die Konkubine eines gewöhnlichen Mannes zu sein, nachdem man die Konkubine eines Häuptlings war, ist eine große Schande. Einen Bastard zu gebären, wenn man Ehefrau und Mutter eines Großen Häuptlings hätte sein können, ist eine bittere, bittere Sache. Ich weiß, Keru hätte mich geheiratet, wenn er mich geschwängert hätte. Aber Changar läßt es nicht zu, daß Keru lange bei einer Frau bleibt. Du hast doch sicher gehört, daß man Changar den Seelenfresser nennt, nicht?«
    »Ja«, erwiderte Luma. Das alles ergab auf schreckliche, alptraumhafte Weise Sinn.
    »Nun, der Name paßt. Nur daß Changar die Seele deines Bruders einfach verschlungen hat, er nagt immer noch daran. Jede Nacht aufs neue. Ich möchte, daß du Keru von ihm wegholst. Es ist mir egal, wie du das anstellst, aber ich möchte, daß du seinen Besuchen in Changars Zelt ein Ende machst. Ich kann nichts unternehmen, ich bin nur seine Konkubine. Aber du bist seine Schwester. Du kannst ihn davon abhalten.«
    Luma wurde klar, daß Rimnak sie aufforderte, sich an einer geheimen Verschwörung zu beteiligen, um ihren Bruder von Changar zu trennen. Ihr fiel nichts ein, was sie lieber tun würde, aber in Nomadenlagern wurden immer irgendwelche Verschwörungen ausgeheckt. Nur wenige Häuptlinge lebten lange. Gewöhnlich wurden sie gestürzt und von ihren eigenen Kriegern ermordet. Warum sollte sie Rimnak vertrauen? Sie hatte sie noch nie gesehen und bis vor wenigen Augenblicken noch nie mit ihr gesprochen. Es war gut möglich, daß Rimnak versuchte, sie in etwas zu verwickeln, was überhaupt nichts mit Changar zu tun hatte. Alles, was sie sagte, konnte wahr sein – es konnte aber auch ebensogut eine Lüge sein.
    »Woher soll ich wissen, daß du die Wahrheit sagst?«
    Hinter der Zeltwand gab Rimnak ein leises, bitteres Lachen von sich. »Ach, wie sehr ich wünschte, ich
würde
lügen. Aber das tue ich nicht. Ich erwarte nicht, daß du mir ohne Beweise glaubst. Triff dich heute abend, wenn dein Bruder dein Zelt verlassen hat, mit mir, dann werde ich dir den traurigen Anblick zeigen, wie Changar seine Seele frißt.«
    Luma dachte über den Vorschlag nach und entschloß sich, das Risiko einzugehen. »Wo soll ich dich treffen?«
    »Nun, bei Changars Zelt natürlich. Aber komm nicht zum Eingang, komm zur Rückseite des Zelts. Die Hunde kennen mich, sie werden nicht bellen. Wirst du kommen?«
    »Ich werde kommen. Aber, Rimnak ...«
    » Ja?«
    »Du sollst wissen, daß ich Keshna mitbringe. Wir werden bewaffnet sein. Du kennst Keshna doch, nicht?«
    »Wie sollte ich sie nicht kennen? Sie geht schließlich jeden Tag mit meinem Mann auf die Jagd, als ob sie selbst ein Mann wäre.« Luma war überrascht über die Wut in Rimnaks Stimme. Die Frau

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