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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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drei von ihren Hunden ins Wasser, um sie zu apportieren, als sei sie eine übergroße Ente. Die Hunde schwammen zielstrebig auf Keshna zu und zogen und zerrten so ungestüm an ihr, daß sie sie beinahe unter Wasser gedrückt hätten, bevor sie es schaffte, sie abzuschütteln. Als sie sie schließlich davon überzeugt hatte, daß sie keine Hilfe brauchte, schwammen die Hunde wieder zum Ufer zurück und beobachteten von dort aus mit besorgter Miene, wie Keshna aus dem Wasser kam. Ihre Arme und Schultern waren mit Kratzern übersät, aber sie war so wütend auf die Händler, daß sie kaum Notiz davon nahm.
    Sie spuckte einen Mundvoll schlammiges Wasser aus und griff nach ihren Beinlingen. »Warum haben sie nicht angehalten?« schimpfte sie erbost. »Dämliche Idioten. Erzähl mir nicht, sie haben mich für eine Nomadin gehalten. Ich habe schließlich Sharanisch gesprochen. «
    »Vielleicht verstehen sie kein Sharanisch. Der Rauchfluß ist lang. Sie sind vielleicht schon seit Wochen unterwegs.«
    »O nein, der Mann hat mich sehr gut verstanden.« Keshna zog ihre Beinlinge hoch und zerrte sich die Tunika über den Kopf. »Ich habe es an seinem Ausdruck gesehen und auch am Ausdruck der alten Frau. Diese blöden Feiglinge! Was hatten sie denn schon zu befürchten? Das Netz war heruntergelassen, sie waren frei. Warum haben sie nicht lange genug angehalten, um mir zuzuhören? Sie hätten Tante Marrah die Nachricht überbringen können, daß Keru bei Mahclah kampiert, und daß du und ich seine ... « Sie hörte auf, an ihrer Tunika zu zerren, und funkelte Luma giftig an.
    »Gäste sind«, ergänzte Luma. »Gefangenen. Bräute in der Ausbildung.«
    »Wie du in einem solchen Moment auch noch Witze machen kannst, ist mir unbegreiflich. Eine so günstige Gelegenheit, eine Nachricht nach Shara zu schicken, wird sich uns garantiert nicht noch einmal bieten.«
    »Bist du eigentlich je auf den Gedanken gekommen, daß zwanzig bewaffnete Krieger in Hörweite am Ufer standen? Woher sollten diese Händler wissen, daß die Krieger kein Sharanisch verstehen? Ich wäre an ihrer Stelle auch so schnell wie möglich davon gepaddelt. Sie haben wahrscheinlich gedacht, du wolltest sie in eine Falle locken.«
    »Nein, das wärst du nicht«, erwiderte Keshna. »Du wärst geblieben und hättest zugehört. Du hast noch nie im Leben jemanden im Stich gelassen. Komm, laß uns zum Zelt zurückgehen.«
    Zwischen ihnen herrschte angespanntes Schweigen, als sie sich einen Weg zurück durch den Schlamm und das Schilf bahnten. Die nassen Hunde folgten ihnen wie eine Eskorte in einigem Abstand.
    Schließlich sagte Luma: »Ehrlich gesagt, ich bin auch ziemlich enttäuscht. Ich bin sicher, wir werden ein paar Händler überreden können, eine Nachricht mit nach Shara zu nehmen, bevor der Sommer vorbei ist. Aber es war ziemlich deprimierend, wie die beiden uns davongerannt sind.«
    Keshna spuckte in Richtung Fluß. »Mögen sie kentern und elenelendiglich ertrinken!«
    Das war ein schrecklicher Fluch. Luma versuchte verzweifelt, Keshna dazu zu bringen, ihre Worte zurückzunehmen, die aber weigerte sich, und so stritten die beiden so heftig, daß die Hunde anfingen zu bellen.
     
    In der Nacht lag Keshna lange Zeit wach, sie kochte innerlich vor Wut und Frustration. Ihr Nomadenblut war in Wallung, und sie ließ ihrer Einbildungskraft vollen Lauf. Eine Weile malte sie sich aus, wie die feigen Händler eine Reihe schrecklicher Tode starben, aber schließlich bekam sie es satt, sie in Gedanken umzubringen. Sie waren fort, und es war höchst unwahrscheinlich, daß sie ihnen jemals wieder begegnete.
    Das einzige, was sie tun konnte, war, den unerfreulichen Vorfall zu vergessen.
    Was sie wirklich brauchte, war ein besserer Plan, um aus dem Lager zu fliehen. Eine ganze Weile lag Keshna hellwach in der Dunkelheit und schmiedete einen Plan nach dem anderen und verwarf ihn wieder. Schließlich entschied sie sich für etwas Simples: Wenn sie Keru dazu kriegen könnte, sich daran zu gewöhnen, sie auf einem Pferd zu sehen, würden sie und Luma vielleicht unbemerkt aus dem Lager verschwinden können, wenn Lumas Knöchel wieder geheilt war.
    Am nächsten Morgen wachte Keshna vor Sonnenaufgang auf, wild entschlossen, ihren Plan augenblicklich in die Tat umzusetzten. Sie aß etwas kalten Eintopf, trat vor das Zelt und entdeckte Keru, der gerade auf dem Weg zum Korral war. Keru hatte sich seinen Köcher um die Taille gebunden und trug seinen Bogen quer über dem Rücken. Er ging

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