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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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fühlte sich nicht wohl, sie brachte einfach nicht die Energie auf, sich wieder zu erheben. Als sie zum Fluß hinuntergelaufen war, um ein Bad zu nehmen, war es ihr noch gutgegangen, doch seit einer Weile fühlte sie sich, als ob sie krank würde. Ihre Finger und Zehen prickelten ganz merkwürdig, und in ihrem Kopf war ein seltsam leeres, taubes Schwindelgefühl. Zu allem Überfluß wurde ihr jetzt auch noch übel.
    Vielleicht bin ich einfach nur nervös, dachte sie. Mutter hat immer gesagt, Nomadenbräute wären an ihrem Hochzeitstag furchtbar nervös. Die Vorstellung, eine schüchterne, vor Aufregung zitternde kleine Nomadenjungfrau zu sein, amüsierte sie. Sie spritzte Wasser auf ihren Bauch und beobachtete, wie es sich in ihrem Nabel zu einer Pfütze sammelte. Dann schöpfte sie mit hohlen Händen Wasser, um zu trinken, doch noch bevor ihre Lippen das Wasser berührten, krümmte sie sich plötzlich vornüber und würgte heftig.
    Sie schob das Erbrochene in den Fluß hinaus, wo die Strömung es davontragen würde, und kam zu dem Schluß, daß es dumm von ihr gewesen war, diese gerösteten Grashüpfer zu essen. Wieder versuchte sie, einen Schluck Wasser zu trinken, aber ihre Hände zitterten jetzt so stark, daß sie den größten Teil davon verschüttete. Ich würde es glatt fertigbringen, mitten in einem Fluß zu verdursten, dachte sie sarkastisch. Sie verfluchte ihre eigene Ungeschicklichkeit und beschloß, aufzustehen, sich anzuziehen, zu ihrem Zelt zurückzukehren und sich eine Weile hinzulegen, damit sie nicht grün im Gesicht wäre, wenn die Frauen kamen, um ihr Haar mit Butter einzufetten und sie wie eine Braut anzukleiden. Andererseits ... wenn die Frauen miterlebten, wie sie ihr Frühstück wieder von sich gab, würden sie wahrscheinlich das Gerücht in Umlauf bringen, sie sei schwanger – was durchaus von Vorteil sein konnte. Die mächtigste Frau im Nomadenlager war die schwangere Ehefrau des Häuptlings. Dann fiel Keshna wieder ein, daß die Frauen ja gar nicht kommen würden, um ihr beim Ankleiden zu helfen, weil sie das Angebot abgelehnt hatte. Luma würde ihr helfen, ihren Hochzeitsstaat anzulegen, und Luma würde sich einen feuchten Kehricht darum scheren, wenn Keshna ihr gestand, daß sie so dumm gewesen war, geröstete Grashüpfer zu essen. Sie würde es Luma sogar durchaus zutrauen, daß sie ihr noch mehr von den ekligen kleinen Viechern anbot.
    Wieder schlug eine Woge von Übelkeit über ihr zusammen. Jetzt reicht es! dachte Keshna. Sie mußte schleunigst zu ihrem Zelt zurück. Sie machte Anstalten, sich zu erheben, doch als sie aufstehen wollte, stellte sie fest, daß ihr Beine nicht richtig funktionierten.
    Ihr Zustand wurde allmählich besorgniserregend. Keshna ließ sich wieder ins Wasser sinken und wartete darauf, daß die Übelkeit vorüberging; doch statt sich zu legen, wurde sie immer schlimmer und wuchs wie ein schwarzes Seil, das sich unablässig durch ihre Eingeweide wand und sich langsam ihre Kehle hinaufschlängelte. Die Luft um sie herum wurde seltsam trübe und leicht grünlich. Direkt vor ihr konnte sie eine kleine Spinne sehen, die zwischen zwei Schilfhalmen ein Netz spann.
    »Geh weg!« fauchte Keshna und schlug nach der Spinne, verfehlte sie jedoch. Ihre Sprechweise war undeutlich. Sie erbrach noch mehr von ihrem Frühstück. Vage wurde ihr bewußt, daß sie ernstlich krank war und daß sie womöglich ohnmächtig werden und ertrinken würde, wenn sie es nicht irgendwie schaffte, aus dem Wasser zu kriechen.
    Inzwischen waren vor Kerus Zelt die Trommler eingetroffen. Bei den ersten Takten von »Häuptling Keru Nimmt Sich Eine Ehefrau« rannten Scharen von Kindern lachend auf die Musik zu.
    In seinem eigenen Zelt hörte Changar die Kinder und die Hochzeitstrommeln.
    Es geht los, dachte er.
    Er schloß die Augen, streckte die Hand aus, um in die Traumwelt zu greifen, und begann, Strang für Strang den unsichtbaren schwarzen Spinnwebfaden einzuholen.
     
    »Keshna! « rief Luma. »Keshna, wo bist du?« Sie eilte am schlammigen Flußufer entlang und versuchte, nicht ins Wasser zu rutschen. Als sie um eine kleine Biegung lief, sah sie eine Reihe dicker Schilfbüschel, aber keine Keshna. Ein großer weißer Reiher flog, als sie sich näherte, erschrocken auf, und stieg mit klatschenden Schwingen in den Himmel auf, so daß die Schilfhalme im Luftzug hin- und hertanzten. Als das Schilfrohr erzitterte und sich teilte, fiel Lumas Blick auf einen anderen Reiher. Es war ein seltsamer Vogel:

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