Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
Vom Netzwerk:
nach hinschlug und bäuchlings durch den Schlamm und das Gestrüpp geschleift wurde, als Changar sein Pferd zum Trab antrieb. Er schleifte sie einmal im Kreis herum, während seine Krieger schweigend zuschauten. Als er wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrte, hielt er inne. »Fesselt ihr die Hände hinter dem Rücken«, befahl er.
    Tlanhan schnallte seinen Gürtel ab, schwang sich aus dem Sattel und eilte zu Luma. Als sie versuchte, sich gegen ihn zu wehren, versetzte er ihr einen kräftigen Fußtritt, kniete sich auf ihre Brust, packte ihre Arme, drehte sie um und band ihr die Handgelenke so fest zusammen, daß die Knoten ihr ins Fleisch schnitten.
    »Du Verräter!« schrie sie. »Du warst Kerus Freund! «
    Tlanhan zog seine Ledermanschette ab, stopfte sie Luma in den Mund, zog sie grob auf die Füße, und schlug ihr so hart ins Gesicht, daß sie sich die Lippen an den Zähnen aufschnitt.
    »Wir werden jetzt ins Lager zurückkehren und deinem Bruder einen Besuch abstatten«, sagte er. »Setz dich in Bewegung, sonst wird Changar dich durch den Dreck schleifen! «
    Changar sagte nichts. Er trieb sein Pferd zu einem schnellen Schritt an und strebte in Richtung Lager. Luma stolperte hinter ihm her und gab sich Mühe, nicht wieder hinzufallen.
    Kurz bevor sie das Lager erreichten, trafen sie auf Rimnak, die auf einer edlen braunen Stute saß und in die weißen Beinlinge und das weiße Gewand einer Hansi-Braut gekleidet war. Ihr Haar war mit Butter geglättet worden, und sie trug einen neuen goldenen Nasenring. Rimnak betrachtete Luma und Keshna mit einem Ausdruck hämischer Genugtuung.
    »Eine tot, die andere an der Schwelle des Todes«, sagte sie.
    »Sei still, Schwester«, warnte Tlanhan sie, »sonst bringe ich dich zum Schweigen.« Er saß ab, ging zu Keshna und zog sie von Wehans Pferd. Luma zuckte zusammen, als Keshnas Körper hart auf dem Boden aufschlug. Sie sah wirklich sehr tot aus. Tlanhan packte Keshna am Gürtel, schleifte sie zu seinem Pferd und warf sie quer über den Hals des Hengstes.
    »Ich hoffe, die Braut hat ihr Frühstück genossen«, sagte Rimnak.
    Tlanhan starrte seine Schwester kalt an. In seinen Augen war etwas, das Luma an den Ausdruck einer Eidechse erinnerte, kurz bevor sie ihre Zunge hervorschnellen ließ, um eine Fliege zu fangen. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst den Mund halten«, zischte er.
     
    Vor Kerus Zelt saßen achtzehn Krieger mit nacktem Oberkörper in Lederbeinlinge gekleidet und mit gestohlenem Schmuck behängt. Sie aßen und tranken und erzählten Hochzeitswitze, so schmutzig und so alt, daß sie wahrscheinlich schon bei Hochzeiten erzählt worden waren, bevor man die ersten Pferde gezähmt hatte. Die Krieger waren ein rüpelhafter, glitzernder, betrunkener Haufen, lebender Beweis dafür, daß es sehr lohnend war, Flußpiraterie zu betreiben. Sie trugen ihre Beute voller Stolz: Silberarmbänder, die für die Arme von Priesterinnen bestimmt waren; Gürtel aus Stoffballen mit blauem Leinen; zeremonielle Goldhalsketten in Form winziger Schlangengöttinnen und heiliger Schmetterlinge. Einige der Männer hatten ihre Tätowierungen mit Färbeflüssigkeiten aufgefrischt, die in Tempeln hergestellt worden waren, so weit entfernt, daß die Färberinnen noch nie von Nomaden gehört hatten. Andere hatten ihre Bärte mit süß duftenden Parfüms gekämmt, aus Blüten gewonnen, die sie nie gesehen hatten, und die Hefte ihrer Dolche mit kostbaren Ölen poliert, die man in Tonfläschchen nicht größer als der Daumen eines Mannes, über den Rauchfluß verschiffte.
    Und erst das Essen! Wer hatte jemals eine so verschwenderische Fülle gesehen? Körbe mit Hammelragout und ganze Stapel saftiger Fleischrippen; kleine geschmorte Vögel, mit süßen Kräuter gefüllt; Berge von Fladenbrot, aus erbeutetem Mehl gebacken; ganze Fische in langen Reihen arrangiert und geröstete Kaninchen mit einer so knusperigen Kruste, daß sie im Mund knisterte. Es gab mit Wasser gemischte Fruchtsäfte, frische Milch, die noch warm von den Kühen war, und sogar Wein.
    Die Krieger mochten Wein nicht besonders, aber sie tranken ihn bereitwillig, weil der Kersek noch nicht gekommen war und weil sie Keru an seinem Hochzeitstag nicht in Verlegenheit bringen wollten, indem sie auf den Kersek warteten, um sich zu betrinken. Außerdem spielte es wirklich keine große Rolle. Die Götter hatten dem sauren Traubensaft den gleichen Geist eingehaucht, der auch in Kersek enthalten war, deshalb tranken sie reichlich;

Weitere Kostenlose Bücher