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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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gepackt waren, brach die Gruppe geschlossen auf, um sich auf die Suche nach dem nomadischen Kriegerverband zu machen. Fünf Tage lang ritten sie so schnell sie konnten, ohne ihre Pferde zu sehr zu ermüden, und legten nur dann Rast ein, wenn es zu dunkel wurde, um noch etwas zu sehen. Sie trafen auf friedlich grasende Schaf-, Ziegen- und Rinderherden; begegneten Dörflern, die Linsen und Weizen ernteten, und Jägern auf der Jagd nach Wild; und einmal unterbrachen sie sogar versehentlich eine Gruppe von Priesterinnen und Priestern, die im Wald eine Art Zeremonie vollzogen; doch sie fanden keine Spur der feindlichen Krieger mit den rot und schwarz bemalten Gesichtern, die Brusang derart in Angst und Schrecken versetzt hatten.
    Die ganze Sache war ziemlich rätselhaft, doch schließlich – als sie sicher waren, daß die Nomaden, wenn sie überhaupt jemals dagewesen waren, längst wieder verschwunden sein mußten – gaben sie ihre Suche auf, schlugen ein richtiges Lager auf, zündeten ein Feuer an und aßen zum ersten Mal seit fast einer Woche wieder gekochte Nahrung.
    Befreit von den Sorgen des Krieges, wandte Luma ihre volle Aufmerksamkeit wieder Keshna zu und fand eine ganze Reihe neuer Gründe, um sich Sorgen zu machen. Für jemanden, der im Begriff war, aus dem Nattern-Verband ausgeschlossen zu werden, war Keshna viel zu gut gelaunt. Sie stand früh am Morgen auf, nahm geräuschvolle, mit viel Spritzen und Planschen verbundene Bäder in den Bächen, summte beim Reiten fröhlich vor sich hin und verbrachte den größten Teil ihrer freien Zeit im Lager, um ihre Geschicklichkeit im Umgang mit ihrem neuen sirrenden Bogen zu verbessern – was nach Lumas Ansicht für jemanden, der bald dazu verdammt sein würde, den Rest seines Lebens mit dem Schlagen von Feuerholz zu verbringen, eine ziemliche Zeitvergeudung war. Als sie Keshna in die Enge zu treiben und auszuhorchen versuchte, um endlich zu erfahren, wie sie so vergnügt sein konnte, obwohl Kandar doch damit gedroht hatte, sie nach Shara zurückzuverfrachten und Ranala vor die Füße zu werfen, lächelte Keshna nur geheimnisvoll und weigerte sich, darüber zu reden. Das war nicht nur seltsam, sondern auch höchst verdächtig.
    Eines Nachmittags, als die beiden im Schatten einer großen Eiche saßen und Pfeile reparierten, entschied Luma, es sei höchste Zeit herauszufinden, was für einen verrückten Plan Keshna wieder ausheckte.
    »Wenn du die Nattern verläßt ...« begann sie, aber weiter kam sie nicht.
    »Ich verlasse die Nattern nicht«, erklärte sie.
    »Was soll das heißen, du verläßt die Nattern nicht? Kandar läßt dir doch gar keine andere Wahl. Du hast doch gehört, was er gesagt hat. Er wird dich aus dem Verband werfen, sobald wir nach Shara kommen. Das macht mir großen Kummer, Keshna. Denn wenn du gehst, werde ich ebenfalls gehen müssen. Wir haben einander vor langer Zeit versprochen, uns niemals zu trennen. Und jetzt ist unsere Zukunft wieder mal zerstört, und zwar dank dir. Und kümmert dich das vielleicht? Ich habe nicht gerade den Eindruck. Es wird nicht so leicht sein, Ranala zum zweiten Mal dazu zu bewegen, uns wieder in Gnaden aufzunehmen – es sei denn natürlich, du hast einen unfehlbaren Plan ausgeheckt, alle Nomaden dazu zu überreden, ihre Waffen niederzulegen und statt dessen Flötespielen zu lernen ...«
    »He, beruhige dich!«
    »Ich bin vollkommen ruhig. Zumindest war ich das bis eben noch. Nichts bringt mich mehr in Rage, als wenn du mir sagst, ich soll mich beruhigen. Besonders wenn du diejenige bist, die mich ...«
    »Keine von uns beiden wird die Nattern verlassen. Kandar wird seine Drohung nicht wahrmachen, verlaß dich drauf.« Keshna blies die Backen auf. »Das ist nichts weiter als eine Menge heißer Luft.«
    Luma warf den Pfeil, den sie gerade reparierte, auf den Boden und funkelte Keshna wütend an. »Würde es dir etwas ausmachen, mir diese erstaunliche Feststellung näher zu erklären?«
    »Ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es Unglück bringt, über einen Fisch zu reden, den man noch nicht an der Angel hat.«
    Das war zuviel. Luma sprang von ihrem Platz auf. »Ich bitte vielmals um Verzeihung. Ich dachte, ich würde mit meiner besten Freundin sprechen. Offenbar habe ich mit einer Priesterin in Trance geredet. Wenn du deine Portion wilden Honig verdaut hast, komm aus der Traumwelt heraus und hör auf, in Rätseln zu sprechen; vielleicht können wir dann ja eine Unterhaltung führen, die einigermaßen Sinn

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