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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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dass sie hier waren. Das müsste doch so gehen, nicht wahr, Emmy? «
    Dweia lächelte ihn liebevoll an. »Du bist ein echter Schatz, Gher. Ich glaube, ich schulde dir eine Menge Umarmungen und Küsse für diesen Einfall.«
    Gher errötete heftig. »Nur ein ›Danke‹ war mir lieber, Emmy«, wehrte er ab. »Ich mag solche Umarmerei und Küsserei nicht. Ich fühl mich bei dieser Knutscherei gar nicht wohl.«
    »Knutschereien werden schon noch interessant, wenn du erst ein wenig älter bist, Gher«, versicherte ihm Andine. Dann richteten ihre großen Augen sich auf Eliars Gesicht, und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie sagte nichts, doch aus irgendeinem Grund färbte Eliars Gesicht sich tiefrot.

 

21
     
    Über den Bergen von Kagwher tobte ein Unwetter mit stürmischen Wolken, Blitzen und Donnerschlägen, die beinahe an den Steinen des ewigen Hauses am Ende der Welt rüttelten. Vom Wind gepeitschter Regen wusch die Zinnen, doch bald nach Mitternacht beruhigten sich die Elemente; die Mondsichel stahl sich zwischen den Wolken hervor und blickte hinab auf die vom heftigen Gewitter gescheuerten Felsen.
    Dweia stand am Nordfenster und blickte sinnend hinaus. Ein Bild vollkommener geistiger und körperlicher Harmonie, dachte Althalus bewundernd.
    »Was genau macht Ghend eigentlich in Wekti, Dweia?«, fragte er, nachdem sie sich wieder dem Turmgemach zugewandt hatte.
    »Das Unheil kommt aus dem Norden, Althalus«, antwortete sie und blickte ihn mit ihren rätselhaften grünen Augen nachdenklich an. »Ghend hat Gelta nach Südansu gesandt, damit sie die Stämme dort aufwiegelt. Im vierten Jahrtausend herrschte Gelta über die Völker, die entlang der Grenze lebten, und sie steht in ihrer Sagenwelt an erster Stelle. Ihre Wiederkehr wird als Wunder erachtet, und die Südansuner sind überzeugt, dass sie eine unsterbliche Kriegsgöttin ist. Sie werden ihr blind folgen. Wenn wir sie nicht aufhalten, wird sie Wekti binnen eines Monats zerschmettern.«
    »Wie konnte sie die Ansuner überzeugen, dass sie dieselbe Gelta ist, die vor so vielen Jahrtausenden ihre Heerführerin war?«, fragte Althalus. »Die Ansuner sind zwar nicht sehr gescheit, aber das dürfte sogar für sie schwer zu schlucken gewesen sein.«
    »Ghend hat ihnen etwas vorgezaubert, Schatz«, erwiderte Dweia. »Nachdem Gelta aus dem Himmel geritten kam, gab es kaum noch Zweifler in Südansu.«
    »Haben die Wekti Soldaten, die sie ihnen entgegenschicken können?«, fragte Eliar. »Zumindest so viele, um sie eine Zeit lang aufzuhalten?«
    Bheid lachte.
    Eliar blickte ihn erstaunt an. »Was findest du so komisch?«
    »Wekti ist ein Land, in dem Schafe gezüchtet werden, Eliar«, erklärte Bheid. »Es ist das Land der in weiße Kutten gekleideten Priester, die ›Demut‹ zu einer Kunstform entwickelt haben. Die Wekti werden sich nicht verteidigen. Dafür haben die abtrünnigen Kuttenträger gesorgt.«
    »Wir sollten uns ein andermal über Theologie unterhalten, Bheid«, schlug Althalus vor. »Ich brauche jetzt Tatsachen, keine Anprangerungen. Wo ist die Hauptstadt von Wekti und wer ist der Herrscher?«
    »Verzeiht, ich bin ein wenig abgeschweift. Die Regierung Wektis befindet sich in der alten ländlichen Hauptstadt von Keiwon. Sie stammt noch aus den Tagen des Deikanischen Reiches, und der Titularherrscher ist ein direkter Nachfahre des letzten Statthalters.«
    »Titularherrscher? «
    »Er ist nicht ernst zu nehmen, Althalus. Der offizielle Titel lautet ›Natus‹, was so viel wie ›Vater‹ bedeutet. Schäfer haben manchmal recht merkwürdige Einfalle. Jedenfalls ist der Name dieses Natus' Dhakrel. Er ist ein Oberhaupt ohne jegliche Machtbefugnisse. Er trägt eine goldene Krone, kleidet sich in eine Toga im Schnitt der antiken Deikaner, und hält für gewöhnlich ein Zepter in der Hand. Er ist ein dicker Glatzkopf mittleren Alters, der keine Angst haben
    muss, von klugen Gedanken gequält zu werden. Seinen Palast verlässt er genauso wenig wie irgendwelche seiner »königlichen Proklamationen. Die Speichellecker an seinem Hof versichern ihm ständig, wie bedeutend er sei. Sein Gesicht ist auf den wektischen Münzen zu sehen - und damit erschöpft sich in etwa seine Bedeutung.«
    »Wer herrscht dann wirklich? «, erkundigte Andine sich.
    »Exarch Yeudon.«
    »Exarch? Ist das ein Adelstitel?«
    »Nein, ein theologischer Begriff, Prinzessin. An der Spitze jedes der drei Orden steht ein Exarch. Grob übersetzt heisst das ›Priester der Priester‹. Yeudon ist

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