Althalus
der wahre Machthaber in Wekti und daher derjenige, mit dem wir verhandeln müssen. Er ist intelligent und verschlagen. Ich würde ihm nicht über den Weg trauen.«
Eliar ließ nicht locker. »Und sie haben überhaupt keine Armee?«
»Nur zwei Paradelegionen in Dhakrels Palast«, erwiderte Bheid. »Die Männer sind fett, faul und wahrscheinlich völlig nutzlos. Sie tragen zwar Schwerter, können aber nicht damit umgehen. Müssten
sie mehr als eine Meile marschieren, würden sie wahrscheinlich vor Erschöpfung zusammenbrechen.« Eliar runzelte die Stirn. »Was ist mit den Bürgern? Könnten wir aus ihnen brauchbare Soldaten machen?«
Bheid lächelte. »Das bezweifle ich. Sie sind Schäfer und selbst eher Schafe als Menschen. Bei Lärm würden sie vor Angst blökend in alle Richtungen davonlaufen. Der durchschnittliche Wekti ver bringt die meiste Zeit damit, Lämmer an seine Brust zu drücken und schlechte Gedichte - und noch schlechtere Lieder -über seine Liebe zu der Schafhirtin im nächsten Tal zu machen.«
Eliar wandte sich an Dweia. »Müssen wir uns unbedingt mit diesem Volk befassen, Emmy? Es scheint mir nicht der Mühe wert zu sein.«
»Wir haben keine andere Wahl, Eliar«, erwiderte die Göttin. »Ghend beherrscht bereits Nekweros im Westen. Du solltest dich vielleicht mit Sergeant Khalor über die strategische Lage unterhalten, wenn der Feind an zwei Fronten lauert. Wir werden weniger die Wekti verteidigen als unsere Ostflanke.«
»Daran hatte ich nicht gedacht«, gab Eliar zu. »Wir begeben uns am besten nach Keiwon und reden mit diesem Yeudon«, entschied Althalus. Bheid lachte. »Bis es dazu kommt, ist der Krieg wahrscheinlich
vorüber.«
»Das verstehe ich nicht ganz.«
»Die Weißkutten sind überaus traditionsbewusst, Althalus. Es dauert etwa sechs Monate, eine Audienz bei Yeudon zu bekommen. Wir müssten durch einen wahren Wildbach überheblicher kirchlicher Würdenträger waten, ehe wir den Exarchen auch nur aus der Ferne sehen dürften.«
»Ich könnte für eine Tür sorgen«, schlug Eliar vor.
»Wir sollten uns keiner Türen an Orten bedienen, die uns unbekannt sind«, wehrte Althalus ab. »Ghend könnte Spione in Keiwon haben.« Er blickte Bheid nachdenklich an. »Wer ist das Oberhaupt deines Ordens?«
»Exarch Emdahl.«
»Wenn er einen Boten zu Yeudon senden wollte, würde dieser Bote vermutlich keine größeren Schwierigkeiten haben, ohne die üblichen Formalitäten zu diesem Yeudon zu gelangen, oder?«
»Vermutlich. Aber es würde mindestens eine Woche dauern, zu meinem Exarchen vorgelassen zu werden und ihm die Lage zu schildern.«
»Dein Exarch ist ein schwer beschäftigter Mann, Bheid. Wir brauchen ihn nicht zu belästigen. Wer trägt seine Botschaften üblicherweise zu Yeudon?«
»Wahrscheinlich ein Scopas - einer der Edlen unserer Kirche.«
»Tragen sie eine bestimmte Gewandung?«
»Ihre Roben sind aus Sackleinen genäht, wenn Ihr das meint.« Bheid zupfte an seinem grob gewebten schwarzen Habit. »Und sie tragen rote Schärpen um die Hüfte.«
»Meinen Glückwunsch zu deiner Beförderung, Scopas Bheid.«
»Das können wir nicht tun!«
»Warum nicht? Wenn es nur bestimmter Kleidung bedarf, um Türen zu öffnen, spinne ich dir Goldstoff, so viel du willst.«
»Es ist verboten!«
»In Awes vielleicht, aber wir wollen nicht nach Awes, Bheid. Wir wollen nach Keiwon. Dein Orden hat in Keiwon keinen religiösen und weltlichen Einfluss, also treffen die üblic hen Regeln dort nicht zu.«
»Das sind Spitzfindigkeiten, Althalus.«
»Natürlich. Spitzfindigkeit ist die Grundlage jeder Religion. Hast du das nicht gewusst? Brauchst du außer der Gewandung irgendwelche Bescheinigungen?«
Bheid wollte sich weiter gegen Althalus' Plan verwehren, kniff dann aber die Augen zusammen. »Also gut. Vielleicht ist es nichts weiter als ein Auftrag. Zwar widerspricht er allem, was ich gelernt habe, aber…«
»Unsere Ziele sind edel, Scopas Bheid. Und die Mittel, sie zu erreichen, spielen keine große Rolle.« Althalus blickte Dweia an. »Begleitest du uns?«
»Ich glaube, du schaffst es diesmal auch ohne meine Hilfe. Die Mädchen, Gher und ich warten hier.« »Wie du willst.« Althalus erhob sich. »Suchen wir die Tür nach Keiwon, Eliar.«
Der Morgen dämmerte über den sanften Hügeln von Wekti, als Eliar, Althalus und Bheid durch eine Tür in eine Weidengruppe an der Straße aus dem Süden traten. Althalus begab sich an den Rand des
Weidengehölzes, um auf die Stadt zu
Weitere Kostenlose Bücher