Althalus
arme
Bheid starrt auf den Boden, seit er gesehen hat, wie ihr zwei euch mit Dweias Bruder unterhalten habt«, sagte sie zu Althalus. »Damit hat er ganz und gar nicht gerechnet.«
»Ich auch nicht«, gestand Althalus, »und deshalb werde ich ein ernstes Wort mit Emmy reden müssen. Ich bin ganz sicher, dass sie ihren Bruder das letzte Mal erkannt hat, aber sie hat es nicht der Mühe wert befunden, mir zu sagen, wer der Verrückte wirklich war. Wie war's, wenn ihr Mädchen wieder ins Haus geht? Es ist ziemlich kalt hier draußen.«
Althalus und Gher aßen zu Mittag; dann warteten sie und schauten immer wieder zum Turmfenster hinauf.
Die Sonne stand tief am südlichen Horizont, als sie Licht am Fenster flackern sahen. »Das ist es, Gher«, stellte Althalus fest und stand auf. »Gehen wir heim.«
»Ich bin bereit.«
Sie führten ihre Pferde über die Brücke und auf den Innenhof, wo Eliar sie empfing. Er nahm die Zügel und sagte: »Ich versorge die Pferde. Emmy erwartet euch im Turmgemach. Vergesst Ghends Buch nicht.«
»Ist gut«, erwiderte Althalus. »Nimm das Buch, Gher.« Sie traten ins Haus und stiegen die Treppe zum Turmgemach hinauf.
Dweia stand am Kopfende der Treppe, und Althalus wurde bewusst, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. »Habt ihr das Buch?«, rief sie ihnen entgegen.
»Tut mir schrecklich leid, Em«, antwortete Althalus. »Aber es war so kalt und wir brauchten es, um unterwegs Feuer zu machen.«
»Sehr komisch, Althalus.«
»Ich bin froh, dass du es so siehst.«
»Ich hab es hier, Emmy!« Gher tätschelte den Lederbeutel in seiner Hand. »Gut. Bring es herauf, aber lass es einstweilen im Beutel.« Am Kopf der Treppe umarmte Dweia Althalus heftig. »Geh ja nicht wieder fort!«
»Nicht, wenn es nicht sein muss, Em«, versicherte er ihr.
»Dürfen wir jetzt das Buch sehen?«, fragte Bheid erwartungsvoll, als sie das Turmgemach betraten. »Nein«, entgegnete Dweia. »Das ist nicht nötig.« »Dweia!«, protestierte er. »Ich möchte nicht, dass du es berührst, und schon gar nicht,
dass du irgendetwas daraus liest. Wir haben es hierher geholt, um es zu vernichten.«
»Was soll ich damit tun, Emmy?«, fragte Gher.
»Schieb es einstweilen unter das Bett«, erwiderte sie gleichmütig. »Warum vernichten wir das schreckliche Ding nicht sofort?«, fragte Andine heftig.
»Nicht vor dem Morgen, Liebes. Wir brauchen unbedingt helles Tageslicht, wenn wir die Bücher zusammen bringen. Jeder Hauch von Dunkelheit muss sich aufgelöst haben, ehe wir anfangen.«
»Ihr seid grausam, Dweia!«, klagte Bheid.
»Sie beschützt dich nur, Bheid«, versicherte ihm Leitha. »Sie kennt deinen Hunger nach Büchern, sogar nach diesem. Doch es stehen Dinge in Ghends Buch, von denen du gar nichts wissen möchtest.«
»Heißt das, du weißt, was drinsteht?«
»Nur in groben Umrissen, Bheid. Ich halte mich davon fern, so weit ich nur kann.« »Dieses Gespräch führt zu nichts«, schalt Dweia. »Wie war's, wenn wir jetzt zum Abendessen hinuntergehen?« »Möchtet Ihr, dass ich hier bleibe und das Buch bewache, Emmy? «, fragte Eliar.
»Weshalb?«
»Nun, sollte nicht jemand darauf aufpassen - nur für den Fall, dass Ghend versucht sich hereinzuschleichen und das Buch zurückzustehlen?« »Ghend kann das Haus nicht betreten, Eliar«, entgegnete sie. »Es sei denn, jemand lädt ihn ein.«
Bei diesen Worten wurde Althalus einiges klar. Er wusste, was er jetzt zu tun hatte. »Ich muss etwas mit dir besprechen, Eliar«, sagte er, als sie zur Treppe gingen. »Später.«
»Ist gut, Althalus.«
»Bist du sicher, dass du weißt, was du tust, Liebster?«, fragte Dweia, als sie mit Althalus allein war.
»In etwa schon. Dein Bruder hat Andeutungen gemacht, und ich kenne Ghend gut genug, um zu wissen, was er versuchen wird. Misch dich nicht ein, Em. Ghend ist meine Aufgabe, und ich löse sie auf meine Weise.«
»In meinem Haus wird niemand getötet, Althalus!«
»Ich habe nicht vor, ihn zu töten, Em. Ich werde ihm etwas viel Schlimmeres antun.«
»Es ist gefährlich, nicht wahr?«
»Ein erholsamer Spaziergang wird es wohl nicht«, gab er zu. »Der Zeitpunkt ist bedrohlich und muss ganz genau eingehalten werden. Also stör mich nicht und lenk mich nicht ab -und halt mir unbedingt die anderen vom Leib. Ich weiß, was getan werden muss, darf aber auf keinen Fall gestört werden.«
»Bist du sicher, du schaffst es?«
»Dein Bruder schien jedenfalls der Meinung zu sein. Ach, übrigens, ich soll dir ausrichten, dass er
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