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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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über die ich mir Gedanken machen muss.«
    »Sollen wir anhalten und schauen, ob sich was tut?«
    »Soviel Zeit haben wir nicht. Reiten wir weiter.« Althalus lenkte sein Pferd in östliche Richtung, dem Rand des Abgrunds folgend. »Es sieht da draußen anders aus, als wir es von Emmys Haus gesehen haben.« Gher deutete nach Norden.
    »Kein Eis«, murmelte Althalus.
    »Nein, gar keines. Was ist aus dem ganzen Eis dort im Norden geworden? «
    »Es ist noch nicht so weit vorgedrungen. Wir sind ja immer noch im ›Damals‹. Das ›Jetzt‹ findet erst in der Zukunft statt, in etwa zweitausend Jahren.« Althalus unterbrach sich. »Nun hast du mich so weit, dass ich es tue. Dieses Herumspielen mit der Zeit stellt seltsame Dinge mit dem Kopf an.«
    Gher grinste ihn an. »Darum ist es doch so viel Spaß.«
    »Ich glaube, ich hatte für eine Weile genug Spaß.« Althalus schaute sich um. »Halt die Augen nach Hasen und Murmeltieren offen«, wies er Gher an. »Wir haben nicht viel zu essen. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als auf dem Rest unserer Reise von dem zu leben, was die Natur uns zu bieten hat.«
    Der Abend breitete sich im fernen Norden aus, als Althalus und Gher um einen Felsvorsprung ritten und in einem kleinen Gehölz verkrüppelter Kiefern ein Feuer brennen sahen. »Wir müssen vorsichtig sein«, mahnte Althalus. »Das Feuer ist neu. Letztes Mal gab es hier keins.«
    Sie schauten sich um, doch niemand schien in der Nähe zu sein. »Wer hat dieses Feuer gemacht, Althalus?«, fragte Gher. »Feuer machen sich doch nicht von allein, oder?«
    Ein vertrauter Duft deutete auf eine bestimmte Möglichkeit. »Das Abendessen ist fertig, Gher«, wandte Althalus sich an den Jungen. »Wir sollten essen, bevor's kalt wird. Du weißt ja, wie Emmy ist, wenn wir verspätet zum Essen kommen.«
    Gher blickte ihn verständnislos an, dann begriff er. »Wisst Ihr, Emmy ist manchmal so schlau, dass es nicht zum Aushalten ist. Sie will uns wissen lassen, dass sie uns mit ihrem Bruder hat sprechen sehen, ohne dass sie hierher kommt und es uns ins Gesicht sagt. Also hat sie uns stattdessen was zum Abendessen gemacht.«
    Althalus atmete den köstlichen Duft ein, der von einem Topf am Feuer aufstieg. »Meine Aufmerksamkeit ist ihr sicher.« Er schwang sich von seinem Pferd. »Essen wir.«
    »Ich bin bereit.« Gher grinste. »Genau genommen mehr als bereit.«
    Es gab keinen Zweifel, wem sie diese Köstlichkeit am einsamen Lagerfeuer verdankten, denn jeder Bissen besaß den vertrauten Geschmack von Dweias Kochkünsten. Althalus und Gher aßen beide zu reichlich, was aber kein Wunder war; schließlich hatten sie geraume Zeit nichts Ordentliches mehr in den Magen bekommen.
    Eine Woche, vielleicht auch zwei oder drei Tage mehr, wanderten sie weiter am Rand der Welt entlang, während der Herbst sich unerbittlich dem Winter näherte. Dann eines Abends, nachdem sie gegessen hatten, blickte Gher nach Norden. »Das Feuer da draußen schaut heute schrecklich hell aus, nicht wahr?«, sagte er.
    »Sehen wir es uns an«, schlug Althalus vor und erhob sich.
    »Warum nicht?« Auch Gher stand auf.
    Sie verließen ihr Lager, gerade als der Mond aufging, und schlenderten hinüber zum Rand der Welt.
    Der Mond liebkoste die schleierfeinen Hauben der tief ruhenden Wolken und brachte sie zum Leuchten. Natürlich hatte Althalus dergleichen schon öfter gesehen, nur war es hier ein wenig anders. Auf seinem nächtlichen Weg entzieht der Mond dem Land, der See und dem Himmel alle Farbe, doch über die Farben von Gottes Feuer besaß er keine Macht, und die brandenden Wellen des Regenbogenlichts am Nordhimmel ließen auch die Wolkenhauben flammend rot erglühen. Fast hatte es den Anschein, als spielten sie dort mit dem bleichen Schein des Mondes und ermutigten das Regenbogenfeuer zu dieser zauberhaften, beinahe sinnlichen Darbietung. Benommen vom Spiel des farbigen Lichts, das sie umgab und einzuhüllen schien, legten Althalus und Gher sic h in das weiche braune Gras und beobachteten das Werben des Mondes und des Gottesfeuers.
    Und dann hörten sie von weit entfernt aus den Bergen Kagwhers den süßen Gesang von Eliars Dolch. Althalus lächelte. Auch das war diesmal anders.
    Er schlief in dieser Nacht mühelos ein. Das Gottesfeuer am Nordhimmel und das Lied des Dolches, das aus dem Wald aufstieg, waren vollkommen aufeinander abgestimmt; alles passte genau zusammen, so wie es sollte. Kurz vor Anbruch der Morgendämmerung verdrängte ein anderer Traum den vom

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