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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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einmal mehr die Zeit, sich durch Zurufe auf ein abgestimmtes Vorgehen zu einigen. Die riesigen schwarzen Schweine waren heran, Tiere mit zottigem Fell und winzigen, böse funkelnden Augen. Die Köpfe mit den spitzen Hauern waren gesenkt. Wie Rammböcke schossen sie auf die Männer zu. Kleinere Bäume wurden geknickt wie Grashalme. Nichts hielt die schweren Körper auf. Ihnen allen voran stürmte ein kolossaler Keiler mit doppelt ellenlangen Hauern.
    Mythor sah den Keiler, ganz offensichtlich das Leittier der Herde, auf sich zustampfen und machte einen gewaltigen Satz zur Seite. Der Keiler reagierte zu spät und wurde vom eigenen Schwung mitgerissen. Einer der fürchterlichen Hauer bohrte sich in den Stamm der Eiche. Kalathee schrie und klammerte sich mit ihrer ganzen Kraft fest. Nottr sah sich gleich von drei Wildschweinen angegriffen und konnte nicht zur Seite ausweichen, so dass er keine andere Möglichkeit sah, als einen verzweifelten Sprung über den Kopf des unmittelbar vor ihm anrennenden Tieres hinwegzumachen. Hart landete er auf dessen Rücken und krallte die Finger der freien Hand in das zottige Nackenfell.
    »Der Braten!« brüllte er, doch niemand hörte ihn. Die Schweine grunzten wütend. Holz splitterte, als der mächtige Keiler sich befreite. Mythor gewahrte ein zweites Tier hinter sich, sprang zur Seite und stieß ihm blitzschnell die Klinge des Gläsernen Schwertes in die Flanke. Er zog sie heraus und wartete auf den nächsten Angriff des Keilers.
    Sadagars Messer fanden ihre Ziele, doch sie allein konnten keines der riesigen Tiere töten. Nottr teilte, auf dem Rücken des Wildschweins sitzend und sich nur mit Mühe auf dem wild bockenden Tier haltend, Schläge nach allen Seiten aus. Sein Krummschwert zog blutige Striemen ins Fell der sich dicht aneinanderschiebenden Schweine.
    Mythor hatte nur Augen für den Keiler, und erst jetzt sah er die goldenen Kette um den Hals des Riesen.
    Ihm blieb keine Zeit, sich darüber zu wundern. Der Keiler griff ungestüm an. Wieder wollte Mythor ausweichen, doch diesmal erahnte das Tier seine Absicht. Mythor sprang, aber nicht weit genug. Der Riesenkeiler warf sich im Anrennen herum. Seine Hauer verfehlten Mythor nur um Fingerbreite, aber die volle Wucht des massigen schwarzen Körpers traf den jungen Recken und schleuderte ihn einige Schritte zurück ins festgestampfte Laub.
    Mythor lag auf dem Rücken und rang nach Atem. Der Stoß war so gewaltig gewesen, dass er ihm alle Luft aus den Lungen gepresst hatte. Er sah Sterne vor den Augen, und seine Gliedmaßen versagten ihm den Dienst.
    Und der Keiler stand vor ihm, mit dem linken Vorderhuf scharrend. Riesig, schwarz und drohend. Der Keiler überrannte ihn nicht. Er wartete und gab durch wildes Grunzen jedem anderen Tier seiner Herde, das Mythor zu nahe kam, zu verstehen, dass dies sein Gegner war.
    Mythor kam auf die Beine, jeden Augenblick darauf gefasst, dass sich der mächtige schwarze Leib auf ihn zuschnellte. Sein Blick haftete für einen Moment wieder auf der goldenen Kette.
    Die Herde gehörte also jemandem. Und entweder verfügten die Tiere selbst über eine gewisse Intelligenz, oder sie wurden von diesem Unbekannten dirigiert. Vielleicht durch diese seltsame Melodie. Vielleicht saß der Unbekannte irgendwo in einem Baum, hinter dichten Zweigen versteckt, und blies seine Flöte.
    »Mythor!« schrie Kalathee in Panik.
    Er sah im gleichen Moment das Aufblitzen in den kleinen Augen. Der Keiler griff an. Diesmal deutete Mythor einen Sprung nach rechts an, um sich im letzten Moment nach der anderen Seite zu werfen. Der Keiler fiel auf den simplen Trick herein. Wie ein Geschoß rannte er mit gesenktem Kopf an Mythor vorbei, und dieser machte es Nottr nach. Blitzschnell sprang er und landete im Nacken des Wildschweins. Er klammerte sich mit den Beinen fest und griff mit der linken Hand tief in die Nackenmähne hinein. Nur kurz wunderte er sich darüber, dass diese Tiere keine Borsten hatten wie andere Wildschweine, die er früher gejagt hatte.
    Mit einem Ruck kam der Keiler zum Stehen. Er konnte den Kopf nicht weit genug drehen, um Mythor mit den Hauern zu erreichen. So versuchte er ihn durch wilde Sprünge abzuschütteln. Mythor hielt sich fest und glich die ruckartigen Bewegungen geschickt aus. Er wollte das Tier, wenn möglich, nicht töten. Der wirkliche Gegner steckte im Hintergrund. Ihn wollte er herauslocken.
    Der Keiler wechselte die Taktik. Mit Mythor auf dem Rücken rannte er auf einen Fichtenstamm zu.

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