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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Mythor ahnte, was er vorhatte. Im letzten Moment sprang er ab. Noch während er sich auf dem weichen Boden abrollen ließ, prallte das Tier mit der ganzen Wucht seines Anlaufs gegen den Stamm.
    Mythor sah, dass der Keiler für einen Augenblick benommen war. Blitzschnell sprang er auf und zog ihm die Klinge Altons quer über die feuchte Schnauze. Das Tier brüllte. Seine Augen rollten wild. Mythor erkannte seine Chance. Immer wieder fuhr sein Schwert auf den Keiler nieder, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Er wollte ihn schwächen, bevor er wieder bei klaren Sinnen war, und er sollte weiterbrüllen, bis der Unbekannte auf der Bildfläche erschien, um sein kostbarstes Tier nicht zu verlieren.
    Der Keiler schwankte, als Mythor einige Schritte zurücktrat. Nun waren wieder andere Wildschweine heran. Mythor sah Nottr noch immer auf einem von ihnen reiten und das Schwert führen. Ein paar Tiere lagen schon tot zwischen den Bäumen. Nottr nahm weniger Rücksicht als er, und nun konnte auch Mythor nicht mehr anders.
    Von Sadagar war nichts zu sehen. Der Stamm der Eiche, auf der Kalathee saß, wurde unablässig berannt. Die Holzsplitter flogen in weitem Bogen durch die Luft. Kalathee schrie, aber noch hatte sie die Kraft, sich festzuhalten.
    Vier Schweine kamen gleichzeitig auf Mythor zu. An der Art, wie sie bisher angegriffen hatten, war eine gewisse Strategie zu erkennen gewesen. Nun sahen sie ihr Leittier in Gefahr.
    Mythor sprang zur Seite. Der Keiler stand noch dort, wo er ihm die Wunden zugefügt hatte, und sammelte offensichtlich neue Kräfte. Zwei Schweine rannten vorbei. Mythor sprang hoch, als das dritte heran war, bekam mit der Linken einen tief hängenden Ast zu fassen und ließ mit angezogenen Knien auch dieses Tier unter sich hinwegrennen. Als das letzte heran war, ließ er sich fallen. Er kam unmittelbar neben ihm zu stehen und stieß ihm mit aller Kraft die Klinge in die Seite, um sie augenblicklich wieder zurückzuziehen. Das Wildschwein brach zusammen. Seine Vorderbeine knickten ein. Aus der Schnauze quoll dunkelrotes Blut.
    Hinter Mythor erscholl ein Gebrüll, das ihm durch Mark und Bein ging. Er fuhr herum und sah den Keiler heranstürmen. Mythor handelte instinktiv. Er schnellte sich hoch und packte mit beiden Händen den herabhängenden Ast, die Klinge Altons zwischen den Zähnen. Der Keiler rannte unter ihm vorbei. Und plötzlich war Nottr heran. Sein Schwein stürmte auf das Leittier zu. Der Barbar aus den Wildländern schwang bereits das Schwert zum tödlichen Hieb gegen den Hals des Keilers.
    Mythor schrie: »Nicht, Nottr! Lass ihn mir! Kümmere dich um Kalathee!«
    »Wie du meinst!« Das musste man dem verliebten Barbaren nicht zweimal sagen.
    Mythor traute seinen Augen nicht. Nottr schlug die Fersen hart in die Seiten des Wildschweins und lenkte es nach seinem Willen. Ein paar leichte Stiche mit der gekrümmten Spitze seiner Waffe zähmten es schnell wieder, wenn es bockte.
    Der Keiler rannte ihm ein Stück nach. Mythor schrie: »Hierher, alter Freund! Hier bin ich!«
    Das stolze Tier stemmte die Hufe in den Boden und fuhr herum. Wieder sahen sie sich in die Augen.
    Und der Keiler griff in dem Moment an, in dem die Melodie wieder geblasen wurde. Mythor triumphierte innerlich. Er hatte sich also nicht getäuscht. Sie war nur für wenige Augenblicke verstummt, als Nottr herangeprescht kam und der Keiler den sicheren Tod durch seine Klinge erlitten hätte, hätte Mythor ihn nicht zurückgehalten.
    Wer auch immer der Herr dieser Herde war, er hatte Angst um sein Leittier gehabt. Er sollte um den Keiler zittern!
    »Komm her!« brüllte Mythor wieder.
    Der Keiler war blind vor Schmerzen und Wut. Er stürmte heran. Mythor wartete, bis er unter ihm war und ihn mit den Hauern zu erreichen versuchte. Noch hatte er beide Beine hoch angezogen. Dann stieß er dem Keiler blitzschnell einen Stiefel genau zwischen die Augen. Im nächsten Moment hatte er Schwung geholt und landete erneut auf dem Rücken des Riesen. Er nahm das Schwert wieder in die Hand und schwang es, während er sich mit der Linken festklammerte.
    »Und jetzt stirbst du!« schrie er so laut, dass er glaubte, man müsse es bis nach Lockwergen hören. Die Hand mit dem Schwert sauste herab. Ein Geräusch wie fernes Wehklagen durchschnitt die Luft und mischte sich in das Toben der Schweine und die Melodie der Panflöte, als die schwach leuchtende Klinge den rechten Hauer durchtrennte. Blitzschnell war die Klinge wieder in der Luft, und ebenso schnell

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