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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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noch.
    »Ihr seid unverletzt?« erkundigte er sich überflüssigerweise.
    »Oh, du hast eine Wunde davongetragen.« Er sah Nottr schuldbewusst an. »Ich werde sie pflegen, in meiner Hütte.«
    »Gar nichts wirst du!« dröhnte der Lorvaner. »Caer! Sehen wir aus wie Caer? Du hast uns bewusst die Schweine auf den Hals gehetzt. Ich sollte dich…!«
    »Schweig!« Von einem Augenblick zum andern veränderte sich die Miene des Fremden, der sich Baumer nannte. »Du bist schuld an ihrem Tod!« Er ging auf die toten Wildschweine zu und beugte sich über sie. Zärtlich strich seine Hand durch das dichte Fell.
    Sadagar sah Mythor und Kalathee an und machte eine Handbewegung, die ausdrücken sollte, was er vom Geisteszustand dieses Männchens hielt.
    Mythor hob die Schultern. Ein Hofnarr? Vielleicht hatte Sadagar recht. Vielleicht hatte er früher einmal am Hof König Nadars gelebt. Zweifellos stammte er aus Lockwergen, wenngleich er äußerlich nicht viel Ähnlichkeit mit den Bewohnern der verlassenen Stadt aufwies. Aber solche Stoffe, wie er sie am Leib trug, gab es nur in Lockwergen, wenn nicht. in Caer?
    Mythor schüttelte den Kopf. Er durfte nicht anfangen, in jedem, der ihm hier über den Weg lief, einen Verbündeten der Caer zu sehen, nur weil sie immer näher an den Machtbereich der Dämonenpriester herankamen. Noch war Caer weit.
    »Ich werde sie bestatten«, verkündete der kleine Mann. Nottr schien an seinem Verstand zu zweifeln.
    »Die Schweine waren deine. Freunde?«
    »Meine einzigen.« Baumer musterte Nottr eindringlich. »Nein«, sagte er dann, »nicht meine einzigen. Ich habe viele Freunde im Wald, aber Nhottur und seine Herde waren die treuesten. Sie waren immer da, wenn ich sie rief.«
    »Nhottur?«
    »Der Keiler mit der goldenen Kette«, erwiderte Baumer mit Unschuldsmiene. Entweder sah er nicht, wie sich der Lorvaner drohend vor ihm aufbaute, oder er provozierte ihn bewusst. »Er heißt Nhottur. Ich gab ihm diesen Namen.« Baumer machte eine bedeutungsvolle Pause. Dann schrie er: »Ich hasse sie! Ach, wie ich sie hasse!«
    »Deine Schweine?« fragte Sadagar verständnislos.
    »Die Caer, Dummkopf! Sie sind an allem schuld! Hätte ich euch nicht fälschlicherweise für Caer gehalten. Aber nein, eine solche Gestalt wie dich gibt es bei ihnen gar nicht. Ich muss blind gewesen sein.«
    »Gestalt?« wollte der Steinmann wissen. »Was heißt das?«
    Auch er machte zwei Schritte auf Baumer zu, aber Nottr hielt ihn zurück.
    »Hör zu, Narr!« brüllte der Lorvaner. »Wieso heißt dein Schwein Nhottur, wenn ich Nottr heiße? Ich will dir sagen, warum! Weil du uns nämlich belauscht hast und meinen Namen.«
    »Du bist kein Schwein!« schnitt ihm der Zwerg kreischend das Wort ab. »Du bist überhaupt kein Freund der Tiere, denn du wärmst deinen Wanst mit ihren Fellen! Niemals würde ich Nhottur nach dir benennen! Ich werde seinen Namen ändern, um ihn.«
    Weiter kam er nicht. Mit einem Fluch war Nottr heran und riss ihn von den Beinen. Sekunden später zappelte Baumer hoch in der Luft. Nottr machte Anstalten, ihn mit Schwung zwischen die toten Schweine zu befördern.
    Mythor, der dem Treiben bisher wortlos und schmunzelnd zugesehen hatte, sah, wie das Männchen die Flöte im Strampeln näher an seinen Mund brachte. »Lass ihn los, Nottr!« rief er.
    »Aber er hat.«
    »Er weiß nicht, was er sagt. Sein Verstand ist durch den Schmerz und die Trauer getrübt. Lass ihn los. Wir müssen uns bei ihm entschuldigen, weil wir ohne seine Erlaubnis in seine Wälder eingedrungen sind.«
    Nottr und Sadagar sahen nun ihn wie einen Mann an, der plötzlich den Verstand verloren hatte. Nur Kalathee schien zu begreifen.
    »Also schön!« schrie der Lorvaner. »Ich lasse ihn los, bitte!«
    Blitzschnell zog er seine Hände zurück. Das Männchen fiel vor seinen Füßen auf den weichen Boden. Mit einem Schrei sprang es auf.
    Mit einigen schnellen Schritten war Mythor bei ihm. Er reichte ihm die Hand. Verwirrt starrte Baumer ihn einen Moment lang an, dann ergriff er sie zögernd.
    »Verzeih meinen Freunden ihr Benehmen, Baumer«, sagte Mythor und lächelte. »Auch sie sind noch nicht ganz bei klarem Verstand, weil sie wie ich glauben mussten, du hättest die Wildschweine bewusst auf uns gehetzt und uns nicht irrtümlich für Caer gehalten.«
    Baumer wusste anscheinend nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Er sah Mythor durchdringend an. Schließlich lächelte auch er wieder. »Ich verzeihe euch.« Er deutete auf Nottr. »Und wenn er

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