Althars Wolkenhort
Verrat.«
Die Felsen. Sadagar blieb zwischen ihnen stehen, warf einen Blick zurück zum Wolkenhort, zu den verkohlten Baumstämmen und den erstarrten Caer, dann hinab in die Tiefe. Dort boten sich genügend Versteckmöglichkeiten. Aber Drundyr hatte sie gesehen, zumindest sein Dämon.
Sie mussten ganz hinunter und den Berg im Wald umgehen, wenn die Caer, aus ihrer Erstarrung erwacht, sie nicht gleich wieder einfangen sollten.
Nottr erreichte die Felsen. Sadagar wollte gerade mit dem Abstieg beginnen, als plötzlich ein markerschütternder Schrei die unheimliche Stille zerriss .
Drundyr!
Sadagar blieb abrupt stehen, geriet auf dem an dieser Stelle lockeren Gestein ins Rutschen und konnte sich im letzten Augenblick an einer Wurzel festhalten. Nottr war herumgefahren und stolperte. Der Lorvaner schrie gellend auf, versuchte sein Gleichgewicht zurückzugewinnen, machte zwei, drei taumelnde Schritte und brach in die Knie, verzweifelt darum bemüht, Kalathee nicht auf das harte Gestein fallen zu lassen.
Nottr schlug hart mit den Ellbogen auf. Drundyr schrie immer noch, und in seinen Schrei mischte sich ein schriller Laut aus Kalathees Mund.
Entsetzt musste Sadagar mit ansehen, wie sie die Flöte fallen ließ und beide Hände vor ihr Gesicht schlug, bevor sie von Nottrs Armen auf das Gestein rollte. Sie fiel auf die Panflöte.
»Nein!« schrie Sadagar. Er kroch über das Geröll, erreichte Kalathee und zog die Panflöte unter ihrem Körper hervor. Das Instrument war in zwei Teile zerbrochen.
Niemand brauchte dem Steinmann zu sagen, was das bedeutete. Er begegnete Nottrs Blick und sah, dass auch der Lorvaner wusste, was die Stunde geschlagen hatte.
Drundyr schrie nicht mehr. Er brüllte. Mit kreischender Stimme rief er die vor dem Turm postierten Caer heran und zeigte ihnen mit weit ausgestrecktem Arm, wo sie die Flüchtlinge fanden. Ritter Coerl O'Marn kam, von seinen Kriegern gefolgt, aus dem Wolkenhort gestürmt. Er sah Drundyr, hörte, was er rief, und bellte einen Befehl.
»Jetzt haben wir sie auf den Fersen!« keuchte Sadagar. »Alle! Renn um dein Leben, Nottr!«
Als der Barbar aus den Wildländern noch zögernd auf die Beine kam, schrie Sadagar: »Und um Mythors Leben!«
Nottr sprang auf, riss Kalathee in die Höhe und warf sie sich über die Schulter. Mit einem Satz war er neben dem Steinmann. Die Caer stürmten heran. Dass sie ihre Bogen nicht benutzten, zeigte, dass sie die drei Freunde Mythors lebend haben wollten.
Nottr und Sadagar kletterten die Felsen hinab, ohne Rücksicht auf blutige Schrammen und verstauchte Finger zu nehmen. Kalathee krallte sich an Nottr fest.
Sie liefen, sprangen und kletterten noch immer, als sie sahen, wie die Caer seitlich ausscherten und versuchten, sie in die Zange zu nehmen. Die Krieger waren im Vorteil. Sie brauchten keine Rücksicht zu nehmen. Nottr aber musste Kalathee tragen und bei jedem Schritt doppelt vorsichtig sein. Sadagar allein wäre den Caer vermutlich im Dickicht entkommen.
Sie erreichten den Fuß des kleinen Berges.
Rechts und links stürmten Caer den Abhang herab. Andere folgten den Flüchtigen direkt. Lose Steine polterten an ihnen vorbei und krachten in die Büsche. Nottr schrie auf, als sein linkes Bein getroffen wurde.
»Dort!« schrie Sadagar. »Die beiden Eichen!«
Zwei mächtige Bäume standen so dicht beieinander, dass kein Mann sich zwischen ihren Stämmen hindurchzwängen konnte. Nottr begriff. Einen Arm um Kalathee gelegt, mit dem anderen die Balance haltend, lief er hinter dem Steinmann auf die Eichen zu.
Keuchend setzte er die Frau zwischen mächtigen Wurzeln ab. Von hinten kam nun, da sie mit dem Rücken gegen die Stämme standen und sich auf den Angriff der Caer vorbereiteten, niemand an sie heran.
Sie wussten, wie sinnlos eine weitere Flucht war. Etwa zehn Krieger stürmten heran. Coerl O'Marn war nicht bei ihnen. Dafür war nun Drundyr zu sehen, der weit oben auf den Felsen stand und die Hände beschwörend in die Luft reckte.
Sadagar hatte sechs Messer zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Nottr erwartete die Caer mit dem Krummschwert. Die Krieger kamen von allen Seiten. Langsam zog sich ihr Kreis enger.
Sadagar zögerte.
Oben auf den Felsen trat Ritter Coerl O'Marn neben Drundyr. »Gebt auf!« dröhnte seine Stimme weithin hörbar. »Meine Männer haben den Befehl, euch lebend zurückzubringen. Stirbt jedoch ein einziger von ihnen, so werden eure Leichen neben ihm liegen! Denkt nicht, dass ich euch brauche! Der
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