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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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dort hinauf musst.«, er blickte zaghaft zur Treppe, »...nimm wenigstens einen von uns mit.«
    Mythor schüttelte heftig den Kopf. »Du hast gehört, dass ich allein gehen muss, Freund Nottr. Ich danke dir für deine Treue, aber.«
    »Wer sagt dir denn, dass du der Stimme trauen kannst?« Der Lorvaner gestikulierte wild. »Mythor, dies könnte schon die erste Falle sein. Ein steiniger Weg, natürlich. Nichts anderes konnten wir erwarten. Das alles hörte sich nach einer Reihe schwerster Prüfungen an, nach unbekannten Gefahren und Tücken. Vielleicht besteht die erste Prüfung gerade darin, ob du jemandem blind vertraust, der sich dir nicht einmal gezeigt hat!«
    »Möglicherweise hast du recht«, gab Mythor zu. Dann wurde sein Gesicht verschlossen. »Aber ich gehe trotzdem allein.«
    Nottr machte einen letzten verzweifelten Versuch, den Gefährten doch zurückzuhalten. »Wer garantiert dir denn, dass es diesen Helm wirklich gibt oder dass er noch an seinem alten Platz ist? Das weiß niemand, Mythor!«
    »Althars Wolkenhort war verschlossen«, sagte Mythor bestimmt. »Wir sind die ersten, die ihn seit langer Zeit betraten. Keine Worte mehr, Nottr. Keine Tränen, Kalathee.«
    Mythor gab sich einen Ruck. Er packte den Griff des Gläsernen Schwertes fester. Seine Augen richteten sich starr auf den Treppenaufgang und das dunkle Rechteck in der Decke.
    Er hatte seine Entscheidung getroffen, und Nottr sah ein, dass jedes weitere Wort verschwendet war. Sollte er versuchen, Mythor mit Gewalt zurückzuhalten? Er würde mehr als nur einen Freund verlieren. Nottr presste die Zähne zusammen.
    »Geh jetzt, Mythor«, kam es plötzlich von Steinmann Sadagar. »Wir werden auf dich warten.«
    »Ich werde zurückkehren«, sagte Mythor. Noch einmal sah er die Gefährten der Reihe nach an. Er versuchte, für Kalathee ein Lächeln zustande zu bringen.
    »Ich komme zurück«, flüsterte er bekräftigend, doch es hörte sich so an, als wolle er sich selbst Mut zusprechen.
    Dann drehte er sich um und ging auf die Treppe zu. Noch einmal zögerte er, als er vor der ersten Stufe stand. Plötzlich sah er Gwasamees Gesicht wieder vor sich, und alle Zweifel schwanden.
    Nottr stieß einen heiseren Schrei aus, als er die Veränderung bemerkte, die mit dem Freund vorging. Er hatte Seite an Seite mit ihm gegen die schrecklichsten Kreaturen der Finsternis gekämpft und oft dem Tod ins Auge geschaut, doch erst jetzt, als Mythor nur mit dem Gläsernen Schwert in der Rechten Stufe um Stufe erklomm, begriff er, wie durch und durch erfüllt dieser Mann von dem Willen war, sich den geheimnisvollen Helm zu holen.
    Nein, dachte Nottr. Niemand von uns hat das Recht, ihn aufzuhalten.
    Vor dem Durchgang zu den nächsthöheren Räumen des Turmes blieb Mythor ein letztes Mal stehen. Er zog etwas aus seinem Lederwams und betrachtete es lange und eindringlich.
    Das Bild der Unbekannten, dachte Nottr. Das Pergament, das er ihm geschenkt hatte. Wie groß musste Mythors Sehnsucht nach der wunderschönen Frau sein, die er nie gesehen hatte, wenn er in diesem Augenblick mit seinen Gedanken bei ihr war und sich allein durch den Anblick des Pergamentes zusätzlich Mut holte? Mythor steckte das Bild zurück.
    »Folgt mir nicht«, sagte er, ohne sich umzudrehen, »was immer auch geschehen mag.« Dann stieg er weiter.
    Die Gefährten sprachen kein Wort. Sie hielten den Atem an und sahen, wie sein Fuß in dem Rechteck verschwand.
    *
    Nottr ballte die Hände, sah Sadagar grimmig an und machte seiner inneren Anspannung durch unterdrückte Flüche Luft.
    Kalathee stand wie in Stein gemeißelt zwischen den Männern, den tränengetrübten Blick starr auf den Treppendurchgang gerichtet.
    »Wir werden warten«, knurrte der Barbar aus den Wildländern mit finsterem Blick. »Wenn es sein muss, bis wir hier verfaulen. Wir lassen dich nicht im Stich, Mythor!«
    Nottr konnte und wollte sich nicht beruhigen. Nichts war für ihn schlimmer, als einen Gefährten in Gefahr zu wissen und selbst zur Tatenlosigkeit verurteilt zu sein. Und Mythor war in Gefahr, in größerer, als sich einer der anderen Zurückgebliebenen überhaupt vorstellen konnte. Nottr spürte es mit untrüglicher Sicherheit. Er wollte ihm nachrennen, die Treppe hinauf, bis zur Spitzes des Turmes, ihm mit seinem Schwert eine Bresche schlagen, Seite an Seite mit Mythor gegen die Magie kämpfen, die ihn dort oben erwartete. Und gerade das hätte alles noch viel schlimmer gemacht. Dieser Konflikt trieb den Lorvaner in die

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