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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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irgendwie italienisch?«
    »Absolut nicht. Stockdeutsch.«
    »Und sein Wagen?«
    »Ein weißer Opel Kadett. Alt, aber gepflegt.«
    »Hast du dir das Kennzeichen gemerkt?«
    Kopfschütteln.
    »Mann, Fatty, das ist doch die einfachste …«
    Er lachte und reichte mir einen Zettel. »Aufgeschrieben hab ichs mir. Wofür hältst du mich eigentlich?«
    »Für den besten Aushilfsbeschatter, den diese Welt und so weiter. Okay, ich ziehe los. Bleib hier, wenn du magst, allerdings kann ich nicht sagen, wann ich zurückkomme.«
    »Ich muss nach Hause, Max. Das Geschenk für Eva, du weißt schon.«
    Das Streichholzkunstwerk, natürlich. Ich überließ ihm meine Ersatzschlüssel, damit er sich ein Rad aus dem Keller holen konnte. Irgendwann im Laufe des Tages würden wir unsere Fahrzeuge wieder tauschen.
    »Nimm dir was zu lesen mit!«, rief er mir hinterher. »Am besten den Großen Brockhaus.«
    Ich schnappte mir die Zeitung von gestern und verließ die Wohnung. Unten empfing mich Sonntagmorgenstimmung wie aus dem Bilderbuch. Das Viertel schlummerte im weißlichen Licht der Sonne. Ein Mann mit Brötchentüte schlenderte vorbei, an seiner Hand tanzte ein Mädchen. Zwei Joggerinnen liefen plaudernd und Fersen werfend zum Neckar hinunter.
    Vorsorglich schritt ich die Kreuzung einige Meter in alle Richtungen ab. Nichts Auffälliges. Kein Kadett, kein Mann mit Mütze. Ich stieg in Fattys Mini und fuhr los.
    Dass Gertrud keine Zicken gemacht hatte, fiel mir erst unterwegs auf. »Friedhelm, Friedhelm«, murmelte ich kopfschüttelnd. Autos muss man zu behandeln wissen. Wahrscheinlich wehrte sich Gertrud nur gegen die Gewichtszunahme ihres Halters. Sie war schließlich ein Mini und kein Straßenkreuzer.
    In anderer Hinsicht hatte mein dicker Freund allerdings recht gehabt: Das Hotel Clara machte wirklich nicht viel her. Ein dreistöckiger Klinkerbau ohne Mätzchen, vom Zahn der Zeit beknabbert, mit umzäuntem Vorgärtchen, einer Durchfahrt zum Hof und einem ovalen Hinweisschild am schmiedeeisernen Tor. Gediegen nannte man so etwas wohl. Vor allem aber: unauffällig. Ich stellte den Mini eingangs der Kußmaulstraße ab und wartete.
    Irgendwo schlug eine Kirchturmuhr. Ich kontrollierte die Zeit: eine Minute nach acht. Entweder ging meine Armbanduhr vor oder der Kirchturm nach. Im Zweifelsfall hat immer die Kirche recht. Beim nächsten Kontrollblick war es drei nach acht. Beziehungsweise zwei bei Pfarrers. Nichts los in Neuenheim. Eine Oma mit Hund kam vorbei. Die Oma nickte mit dem Kopf, der Hund pinkelte gegen einen Verteilerkasten, dann wurde weitergetrottet.
    Das Piepsen meines Handys ließ mich zusammenfahren. Eine SMS von Christine: ›Sitze im Zug, freue mich auf HD . Und dich.‹ Na, toll. Meine Ex wollte also abgeholt werden. Sicher hatte sie mir ihre Ankunftszeit irgendwann einmal aufnotiert. Und noch sicherer hatte ich den Zettel verschlampt.
    Ich legte das Handy auf die Ablage und kurbelte die Scheibe der Fahrertür hinunter. Noch war die Luft kühl, aber ein weiterer schöner Herbsttag kündigte sich bereits an. Scheibe wieder nach oben. Bei Gertrud ging das alles manuell. Wie ein Kerl von der Statur Fattys hinter dieses Steuer passte, würde mir immer ein Rätsel bleiben.
    Ich gähnte. Wieder ließ sich eines dieser joggenden Würstchen in bunter Funktionspelle blicken. Die Bestzeit im starren Blick, preschte er durch die Kußmaulstraße und bog ab in die Bergstraße. Noch ein paar Meter, dann würde er am Englischen Jäger vorbeikommen. Vielleicht hatte Maria schon die Fenster zum Lüften geöffnet und ihre Kühlschränke neu befüllt. Die wenigsten ihrer Gäste legten auf dem Gang zum Sonntagsfrühschoppen einen Umweg über den Gottesdienst ein.
    Hoppla, schon wieder musste ich gähnen. Da war bestimmt der Jogger dran schuld. Ich versuchte mir vorzustellen, was passieren würde, sobald mein Beschatter auftauchte. Ich würde ihm folgen, klar. Zum Brötchenholen, zum Spaziergang am Neckar oder zu meiner Wohnung, wie Fatty es vorausgesagt hatte. Dass er sich konspirativ mit seinen Komplizen treffen würde, war nicht zu erwarten. Aber wenigstens ein Bild von dem Mann bekommen, wenigstens eine Ahnung, in welche Schublade er gehörte. Der Schütze vom Uniplatz konnte er nicht gewesen sein, denn der war deutlich kleiner. Eher schon der Mörder des Frettchens, allerdings hatte der einen Bart getragen.
    Na ja. Müßig zu spekulieren. Mir blieb nichts, als zu warten.
    Was hatte Fatty eigentlich zu lesen dabei? Im Handschuhfach fand

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