Altstadtfest
misstrauisch.
»Ist das Ihr Besuch, der vor meiner Einfahrt steht? Der soll schleunigst seinen weißen Kadett wegfahren.«
»Hä?«, machte er. »Ist der immer noch da?«
»Nein«, grinste ich. »Aber ich bin da. Max Koller, Privatdetektiv. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«
Der Kerl starrte mich an. Wie ein Neonazi wirkte er nicht. Eher wie einer, der unter Neonazis ganz rasch Probleme bekommen würde. Seine rechte Hand fuhr zum Bauch, um sich in der Nabelregion zu kratzen. Zwei Hemdknöpfe standen offen und ließen mich gekräuselte Härchen sehen.
»Verstehe ich nicht«, sagte er. »Wieso Privatdetektiv?«
»Ich arbeite eng mit der Polizei zusammen und muss wissen, wer der Mann war, der eben bei Ihnen war.«
»Welcher Mann?«
»Der mit dem weißen Kadett.« Und als er zögerte, fügte ich hinzu: »Herr Schwarz, ich weiß, dass er bei Ihnen geläutet hat. Ich verfolge den Mann schon seit Tagen. Die Polizei ist informiert.«
»Ich kenne den nicht!«, rief er. »Ich hab nichts mit dem Kerl zu schaffen!«
»Er war bei Ihnen.«
»War er nicht. Er hat nur geklingelt.«
»Und was hat er dann eine Viertelstunde hier im Haus gemacht?«
»Keine Ahnung! Bei mir jedenfalls nichts. Wieso war der im Haus? Ich kapier das nicht.« Seine Stimme wurde schrill.
»Gut«, sagte ich und schob ihn zur Seite. »Reden wir drinnen weiter.« Zu meiner Überraschung leistete Herr Schwarz keinen Widerstand. Ich betrat eine Wohnung, in der es nach alten Kippen und abgestandenem Essen roch. Wie es hier ohne das offen stehende Fenster gerochen hätte, wagte ich mir nicht auszumalen. Das Sofa war mit Flaschen und Zeitschriften zugemüllt, halb gefüllte Kartons standen im Weg herum, auf dem Fernseher lag eine leere Pizzaschachtel. In der Küche linkerhand sah es nicht besser aus. Den Blick ins Schlafzimmer ersparte ich mir.
»Was will denn die Polizei hier?«, hörte ich Schwarz hinter mir jammern.
»Ihre Aussage, was sonst. Wir beide können ja schon einmal üben. Erzählen Sie mir, was der Mann von Ihnen wollte und warum er bei Ihnen geläutet hat. Und vor allem, wie er heißt.«
»Weiß ich nicht.«
»Aber Sie wissen, wie er aussieht?«
»Ja, so ein langer Kerl mit Bart.«
»Wann haben Sie ihn gesehen, wenn nicht eben?«
»Vor einer Woche oder so.«
»Und was wollte er?«
Der Klops hob die Schultern. »Ganz harmlos. Er musste dringend mit dem Klemm von nebenan reden, aber der war nicht da. Deshalb kam er zu mir. Ich sollte ihn anrufen, wenn der Klemm wieder da wäre. Hat mir ’n Hunni dafür gegeben.«
»Dafür, dass Sie ihn benachrichtigen?«
»Erst mal fürs Aufpassen. Ich sagte ihm, dass ich es mitkriege, wenn der Klemm heimkommt. Den zweiten Hunni wollte er mir geben, sobald er mit dem Klemm gesprochen hat.« Er zeigte auf einen Zettel, der neben dem Telefon lag. Darauf war eine Handynummer vermerkt.
»Und das war vor einer Woche? Wann genau?«
Er überlegte. »Letzten Sonntag.«
»Okay, weiter.«
»Das Komische war: Der Klemm kam nicht nach Hause. Tagelang nicht. Bis heute Morgen in aller Frühe, da habe ich ihn gehört. Obwohl er leise war. Und da rief ich den Kerl an.«
»Ohne seinen Namen zu kennen?«
»Wenns um einen Hunni geht, brauche ich keinen Namen. Würden Sie genauso tun.«
»Und dann?«
»Der Klemm war da, ich habs ganz genau gehört. Vorhin war mir sogar, als hätte er Besuch. Irgendwann klingelt es nebenan, zweimal, es passiert aber nichts. Dann klingelt es bei mir, der Typ steht unten vor der Haustür und sagt, der Klemm ist nicht da und ob ich ihn verarschen wollte. Da sage ich, nee, ich weiß ganz sicher, dass der da ist, der würde nur nicht aufmachen, aber da sagt der Typ bloß, ich will ihn verarschen, und den Hunni könnte ich mir sonst wohin schieben. Sagt der echt.«
»Das wars? Mehr nicht?«
»Nee.«
»Und Sie sind sicher, dass dieser Klemm in seiner Wohnung war?«
»Auf jeden Fall. Vor einer halben Stunde habe ich ihn nebenan sprechen hören. Ob am Telefon oder mit einem Besucher, weiß ich nicht.«
»Interessant.« Ich sah Schwarz scharf an. »Bevor der Mann mit den hundert Euro bei Ihnen läutete, betrat er das Haus mit einem Schlüssel und blieb etwa 15 Minuten. Wussten Sie das?«
»Was?« Schwambo riss die Äuglein auf. »Mit ’nem Schlüssel? Warum klingelt der dann bei mir?«
Das fragte ich mich auch. Der Mörder des Frettchens besaß einen Haustürschlüssel. Und der passte garantiert auch zu einer der Wohnungen. Nur zu welcher? Ich begann, mir Sorgen
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