Alvion - Vorzeichen (German Edition)
zu kehren und zu verschwinden. Genau im selben Moment ritt eine Gruppe Soldaten auf den Marktplatz und verschaffte sich nach einigen Momenten Gehör.
„ Ruhe! Seid still!“, brüllte der Wortführer mehrfach, bis das Geschrei auf ein erträgliches Stimmgemurmel herabgesunken war.
„ Ihr alle habt die Nachrichten gehört, die uns erreicht haben und es ist wahr: Wir rechnen mit einem Angriff Meridias! Der Befehlshaber der Garnison, der ehrenwerte Venron, ruft alle Veteranen der Armee dazu auf, sich bei ihm einzufinden und wieder die Uniform anzuziehen! Ebenso sind alle Waffenfähigen, die noch nicht gedient haben, dazu aufgerufen sich zu melden!“
Damit verstummte er und gab seinen Männern ein Zeichen, den Marktplatz wieder zu verlassen. Mir hatte er damit meine Antwort gegeben, denn wenn ich in Zukunft noch durch Septrions Länder wandern wollte, musste ich diese erst einmal verteidigen. Unwillkürlich lächelte ich bei dem Gedanken und schüttelte den Kopf, dass ich freiwillig zur Armee zurückkehren wollte, dann aber eilte ich los, um mein Pferd zu holen und zur Garnison zu reiten. Noch einmal kehrte ich in die Herberge zurück, wo mein Pferd noch war und betrat die Gaststube, fand aber niemanden. Ich wusste jedoch, dass im Nebenraum das Pult stand, an dem Helves seine Schreibarbeiten zu erledigen pflegte, und nahm mir die Freiheit heraus, seine Sachen zu benutzen. In aller Eile kritzelte ich eine Nachricht auf ein Stück Papier, in der ich Tian zu erklären versuchte, warum ich unsere Verabredung in Vylaan nicht einhalten konnte. Als ich die wenigen Zeilen beendet hatte, rollte ich den Brief zusammen, träufelte etwas Siegelwachs darauf und versiegelte ihn mit dem Knauf meines Dolches. Irgendeine Möglichkeit würde sich schon bieten, diesen Brief nach Vylaan zu schicken. Ohne Helves oder seine Familie noch einmal gesehen zu haben, verließ ich die Herberge, band mein Pferd los und machte mich auf den Weg durch die Stadt.
Vor dem großen Tor des Geländes der Garnison standen zwei Wachen in schweren Kettenhemden mit grimmigen Gesichtern, denen man ansehen konnte, dass ihnen die Hitze in der schweren Kleidung überhaupt nicht behagte, noch dazu, wo sie in der Sonne stehen mussten. Der Verantwortliche dafür hatte entweder eine Neigung zur Grausamkeit oder er war ein ausgemachter Esel. Beide Wachsoldaten hielten einen Schild und einen Speer in Händen.
Direkt vor ihnen ließ ich mein Pferd anhalten und sagte zu ihnen:
„ Ich komme, mich zu melden!“
„ Reitet hinein und dann gleich nach links. Im ersten Gebäude findet ihr den Stab!“, erwiderte der Linke, dann gaben sie mir den Weg frei. Geschäftiges Treiben herrschte auf dem großen Hof im Inneren und einige neugierige Blicke schwenkten in meine Richtung. Alles bereitete sich bereits darauf vor, abzumarschieren.
Am beschriebenen Gebäude angekommen, band ich mein Pferd an und betrat das Haus durch eine offen stehende Türe. Ein schmaler Gang führte einige Schritte ins Innere, rechts und links jeweils von zwei geschlossenen Türen gesäumt. Gleich hinter der Tür saß ein weiterer Posten an einem kleinen Tisch und blickte kurz auf, als ich vor ihm stehen blieb. Etwas verwunderlich fand ich es schon, dass außer mir niemand sonst ohne Uniform war, allerdings hatte ich auch nicht viel Zeit verloren, hierher zu gelangen.
„ Ihr wollt Euch melden?“, fragte der Soldat, als er aufblickte.
„ So ist es!“
„ Offizier?“, fragte er. Ich nickte nur. „Wartet hier!“, sagte er, stand auf und ging auf die zweite Tür an der rechten Seite zu. Er klopfte und trat dann ein. Während ich wartete, blickte ich nach draußen auf den Innenhof und bemerkte wieder einmal, dass die Kasernen der Armee überall gleich aussahen. Ein großer Hof, an dessen rechter und linker Seite sich dieselben Gebäude wie in jeder anderen Kaserne auch befanden. Die Unterkünfte für die Offiziere, die für die einfachen Soldaten, die Ställe, das Lager, die Küche und die größeren Lagerhäuser, wo das Kriegsgerät untergebracht war. Die ganze Anlage war von einer etwa fünf Schritt hohen Mauer umgeben, an deren Ecken Wachtürme standen. Jenseits der Mauern lagen die Häuser der Stadt, denn die Kaserne befand sich am Rand der Stadt innerhalb der Stadtmauern. Dort wohnten Soldaten, die sich in Bilonia angesiedelt hatten, Händler führten ihre Läden, die allerlei Waren für die Soldaten anboten und natürlich gab es eine gewisse Anzahl an Schenken, wo sie nach ihrem
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