Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Bewohner einzuwirken und ihnen zu versichern, dass alles zu ihrem Schutz getan wird. Um zu gewährleisten, dass ich mein von Euch verliehenes Amt mit seinen gesamten Möglichkeiten weiterhin ohne Einschränkung ausüben kann, werde ich meinen Amtssitz nach Perlia verlegen und Bilonia in die Obhut von Elef und Venron übergeben.
Ich möchte Eurer Majestät noch einmal versichern, wie unendlich ich es bedauere, dass gerade ich jene schlimmen Nachrichten überbringen muss und gleichzeitig meine vollste Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass es Euch mit Euren überragenden Fähigkeiten sicher gelingen wird, Solien auch durch diese Krise zu führen!
In treuer Ergebenheit, Euer Diener
Terato Relif
Während der letzten Sätze des Briefes war Aslans Gesicht dunkelrot angelaufen und einen Augenblick später flog sein lange unbeachteter, gefüllter Becher durch den Raum gegen die Wand und blieb inmitten einer Weinlache am Boden liegen.
„ Die Bürger Bilonias schweben in Todesangst und du verfluchter Feigling verlässt die Stadt, wie eine Ratte das sinkende Schiff, damit auch noch der letzte Idiot bemerkt, was los ist!“, brüllte Aslan wie von Sinnen und zerknüllte das Papier mit beiden Händen. Im nächsten Moment betrat Motus, der nicht gerade erfreut wirkte, das Zimmer und sah wie immer aus, das Musterbild eines ordentlichen Soldaten. Sie waren beide eine berüchtigte Paarung wegen ihrer ständigen Streitereien, die zumeist auf ihren unterschiedlichen Auffassungen von Disziplin beruhten.
„ Was lärmt Ihr hier so herum, Aslan? Was gibt es so Wichtiges, dass Ihr mich am späten Abend rufen lasst?“
Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit verzichtete Aslan auf eine spöttische Bemerkung, sondern reichte Motus den Brief Teratos mit ernstem Gesicht und trat dann an das große Fenster. Schweigend blickte er hinaus auf die nächtlichen Lichter Vylaans, die man von hier aus gut sehen konnte, und wartete, bis Motus den Brief gelesen hatte.
„Dieser Terato ist ein ausgemachter Dummkopf!“, machte Motus seinem Ärger Luft, als er fertig gelesen hatte. „Eine Unverschämtheit, wie er sich die Entscheidungen anheftet, die ihm Elef und Venron wohl nur unter größten Mühen einreden konnten!“
„ Ihr glaubt also auch nicht, dass es Terato war, der diese Maßnahmen eingeleitet hat?“, fragte Aslan, der sich mittlerweile beruhigt hatte, vom Fenster her.
„ Natürlich nicht, Terato ist im militärischen Denken völlig unfähig! Meine fünfjährige Nichte versteht mehr von Taktik als er, zudem ist er auch noch ein feiges Wiesel! Niemals im Leben hat er diese Maßnahmen angeregt, denn sie sind die einzig Richtigen in dieser Lage!“
„ Teilt ihr meine Ansicht, dass der König noch heute erfahren muss, was in Bilonia geschehen ist?“
„ Natürlich, Aslan, ebenso wie seine übrigen Berater! Spätestens Morgen muss sich der königliche Rat versammeln, im schlimmsten Fall tobt in Ostsolien bereits der Krieg, während wir hier stehen!“
„ Schreiber!“, brüllte Aslan und ließ sich von Motus das Dokument übergeben. Er rollte es zusammen, träufelte etwas Wachs darauf und verschloss es mit seinem eigenen Siegel. Währenddessen hatte sein Sekretär den Raum betreten und wartete schweigend.
„ Bring das sofort zu einem Boten und schicke ihn zum königlichen Landsitz! Er soll das Schreiben nur dem König persönlich übergeben und wenn nötig mit dem Schwert in der Hand zu Melior vordringen!“
Mit diesen Worten übergab Aslan ihm die Schriftrolle und wandte sich dann wieder an Motus. „Und nun, Motus? Ich bin dagegen, mit Maßnahmen zu warten, die der König morgen ohnehin anordnen wird!“
„ Ausnahmsweise stimme ich einmal mit Euch überein, Aslan, schließlich sind wir die militärischen Berater seiner Majestät. Wir werden noch einige Nachrichten schreiben und den Städten befehlen, die Waffenfähigen zusammenzurufen, sobald Euer Sekretär wieder hier ist. Heute Nacht werden noch einige Boten den Palast verlassen.“
„ Gut, dann schicken wir gleich jemanden zur Garnison, damit nachher genügend Soldaten bereit sind. Einzelne Boten geraten mir zu leicht in die Hände von Gesindel!“
„ Wir werden mit dem König über Terato sprechen müssen, das ist Euch doch auch klar?“, fragte Motus.
„ Natürlich müssen wir das, dieser Feigling ist gefährlich und richtet in einer solchen Lage nur Schaden an!“
Nach diesen Worten warteten beide schweigend auf die Rückkehr des Sekretärs, der in diesem
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