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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Länder gezogen und hatten jeglichen Handel zum Erliegen gebracht, während Recht und Ordnung nur noch hohle Phrasen gewesen waren. Dagegen stellten teure Bewacher und Räuberbanden von überschaubarer Zahl ein erträgliches Übel dar. Ironischerweise standen diese gedungenen Kämpfer in der gesellschaftlichen Ordnung ungefähr auf der gleichen Stufe wie Bettler oder Huren. Die reichen Kaufleute, die Handwerker, die Soldaten, die Bauern und die Bediensteten des Reiches verachteten uns  gleichermaßen, obwohl sie alle von uns abhängig waren, da wir sozusagen die Drecksarbeit für sie erledigten. Ich störte mich nicht daran, denn ich legte keinen Wert auf gesellschaftliches Ansehen und was andere von mir dachten, war mir gleichgültig.
     
    Die Nacht verbrachte ich unter freiem Himmel und machte mich am nächsten Vormittag auf den Weg nach Bilonia, um Arbeit zu suchen. Bei Tharum, einem Händler, für dessen Kaufmannsgilde ich früher schon gelegentlich gearbeitet hatte, wurde ich bereits beim ersten Versuch fündig. Sein Laden, der vor allem geschmiedete Waren aus Zal anbot, lag direkt am zentralen Marktplatz der Stadt und wie immer saß der kleine, beleibte Mann in seinem Geschäft über seine Bücher gebeugt, während sein Gehilfe die wenigen Kaufwilligen im Laden beschwatzte. Ohne dem Gehilfen oder irgendwelchen Waren Beachtung zu schenken, trat ich direkt vor Tharum an den Tisch.
    „ Nun?“, war das Einzige, was ich sagte, als er seinen Kopf hob und mich sofort erkannte.
    „ Morgen Mittag. Nach Perlia“, erwiderte er ebenso knapp und beugte sich wieder über seine Bücher. Augenblicke später hatte ich den Laden bereits wieder verlassen und stand im Gedränge des Marktes, der in vollem Gange war. Von mir aus hätte es auch gleich losgehen können, denn all meine Besitztümer trug ich am Leib oder in dem Rucksack auf meinem Rücken. Ein Pferd besaß ich derzeit auch nicht, aber das würde ich am nächsten Tag erhalten, wenn ich mich in Tharums Kontor einfand.
    Kurzzeitig genoss ich sogar das lebhafte Treiben, das Geschrei der Marktfrauen und der fahrenden Händler, das Lachen vieler Kinder, die sich um einen Spielmann scharten und die köstlichen Düfte dutzender, verschiedener Gerichte, die aus allen Richtungen auf mich einströmten. Eine Weile vertrieb ich mir die Zeit, indem ich mich einfach von der Menge mitziehen ließ und mir die Waren der Stände anschaute. Irgendwann hatte ich genug davon und verließ den Marktplatz auf der Suche nach einer Schenke in Richtung Hafen.
     
    In der heruntergekommenen Spelunke mit dem Namen ’Zum Roten Raben’ fiel mir gleich zu Anfang der Argion ins Auge, dessen Anwesenheit ein wenig erstaunlich war, denn in Solien bekam man nur selten einen von ihnen zu Gesicht und wenn, dann am ehesten noch in Vylaan und nicht so weit im Süden, tausende Meilen von seiner bewaldeten Heimat entfernt. Bei meinem Eintreten waren einige Köpfe in meine Richtung geschwenkt, doch ich wurde nur kurz und mehr beiläufig als neugierig gemustert, bevor sich die übrigen Gäste wieder ihren Interessen zuwandten. Ich fand einen Tisch direkt an der Wand, setzte mich und blickte mich nochmals um. Die Schenke war ein ziemlich übles Loch, der Boden war noch nicht einmal mit Dielen beschlagen, sondern bestand aus einer Mischung von festgestampfter Erde und Unrat. Die Wände, die wohl vor Jahrzehnten einmal weiß gestrichen worden waren, hatten sich durch den Ruß der Kerzen auf den Tischen und der Fackeln an den Wänden nahezu vollends schwarz verfärbt, ebenso wie die vor Dreck und Ruß fast blinden Fenster, die kaum noch Licht in den Raum hinein ließen. Außer meinem gab es noch elf andere, wurmstichige Tische mit ebenso morschen und wackeligen Stühlen davor. In einer Ecke des Raumes befanden sich der Ausschank, eine kleine Theke mit einem schiefen Regal dahinter und eine Tür, die wohl zur Küche und dem restlichen Teil des Gebäudes führte. Dahinter lehnte schläfrig ein ziemlich dicker Kerl mit hochrotem Glatzkopf in einer ziemlich schmutzigen Schürze.
    Sobald ich meinen Beutel mit Goldmünzen schwenkte, sah ich beim Klimpern der Münzen, sogar in diesem trüben Licht und auf einige Schritt Entfernung, die Augen des Wirtes gierig aufblitzen.
    „ Was hättet Ihr denn gerne?“, fragte der Wirt geschäftig und höflich.
    „ Habt Ihr noch eine Flasche Lyraner in eurem Keller?“
    „ Ihr habt Glück, Fremder, ich habe noch welchen. Aber der wird Euch einiges kosten!“, erwiderte er nun mit

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