Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alzheimer und Demenzen

Alzheimer und Demenzen

Titel: Alzheimer und Demenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. Sabine Engel
Vom Netzwerk:
körperliche Störungen und Schwächungen (wie Schluckstörungen, Immunschwäche, Inkontinenz etc.) sind, die zum Tode führen, und die Demenzerkrankung selbst also nur indirekt mit dem Sterben in Verbindung gebracht werden kann.
    Zusammenfassend kann man also sagen, dass es eine Einstellungsfrage ist, ob die Demenzerkrankung selbst als Todesursache angesehen wird oder nicht. Tatsache ist aber, dass Demenzen lebensbegrenzende Krankheiten darstellen.

Wie funktioniert unser Gedächtnis und was ändert sich bei Demenz?
    Um zu verstehen, was bei einem an Demenz erkrankten Gehirn vorgeht, hilft das Wissen um ein »normales« Funktionieren des Gedächtnisses. Ein gesundes Gedächtnis besitzt verschiedene Instanzen, die eindeutig zugeordnete Aufgaben haben. Sie arbeiten eng verzahnt zusammen, um komplexes Erinnern möglich zu machen.
    Sensorischer Speicher. In der Psychologie unterscheidet man unterschiedliche Bereiche des Gedächtnisses: Da ist zum einen der sensorische Speicher, eine Gedächtnisfunktion, die alle einströmenden Informationen aus der Umwelt aufnimmt und sortiert: Die als unwichtig eingestuften Informationen werden sofort wieder gelöscht, was wichtig zu sein scheint, wird weitergeleitet in den Teil des Gedächtnisses, in dem Informationen zu Bewusstsein gelangen, nämlich in das Kurzzeitgedächtnis.
    Natürlich hängt die Frage, was »wichtig« und was »unwichtig« für eine Person ist, von sehr individuellen Faktoren ab wie z. B. ihren persönlichen Interessen, ihren momentanen Bedürfnissen, ihrer aktuellen Lebenssituation usw. Da sehr viele Informationen gleichzeitig in den sensorischen Speicher einströmen können, ist es für seine Funktionstüchtigkeit wichtig, dass er schnell arbeiten und aussortieren kann.
    Kurzzeitgedächtnis. Wenn nun aber die geistige Geschwindigkeit abnimmt, wie das häufig bei Demenzerkrankungen der Fall ist, arbeitet der sensorische Speicher nicht mehr effizient genug: Er sortiert zu viele Informationen aus, weshalb also nur wenige Informationen ins Kurzzeitgedächtnis weitergeleitet werden.
    Dem sensorischen Speicher nachgeschaltet ist das Kurzzeitgedächtnis. Informationen, die ins Kurzzeitgedächtnis gelangen, werden – wie der Name schon nahelegt – für kurze Dauer, also einige Sekunden bis wenige Minuten, aufrechterhalten.
    Arbeitsgedächtnis. Einen bestimmten Teil des Kurzzeitgedächtnisses nennt man Arbeitsgedächtnis. Das ist jener Bereich, der die eingegangenen Informationen nun aktiv verarbeitet und aufbereitet, und sie so – in aufbereiteter Form – in das nachgeschaltete Langzeitgedächtnis überträgt. Sind die Informationen erfolgreich übertragen worden, sodass die betreffende Person sich auch noch nach einem längeren Zeitraum an diese Informationen erinnern kann, spricht man von gelungener Konsolidierung: Die Information hat sich im Langzeitgedächtnis festgesetzt.
    Langzeitgedächtnis. Von großer Bedeutung für den Übertrag ins Langzeitgedächtnis ist ein »Koordinator«, d. h. eine Instanz, die die Verteilung und Organisation übernimmt. Dieser Koordinator ist eine kleine Region im Inneren unseres Gehirns, der Hippocampus genannt wird. Der Hippocampusübernimmt im gesunden Gehirn die Organisation der Langzeitspeicherung und bestimmt, welche Information in welche Region des Gehirns gespeichert wird. Er dient somit als eine Art Platzanweiser für neu zu lernende und zu speichernde Informationen.
    Hippocampus. Die Hippo-campus-Region ist bei einer Demenzerkrankung besonders früh von Abbauprozessen betroffen. Das führt dazu, dass neue Informationen kaum mehr ins Langzeitgedächtnis überführt werden können: Sobald die Informationen im Kurzzeitgedächtnis verblassen, verschwinden sie und sind vergessen. Das Arbeitsgedächtnis ist demnach kaum mehr in der Lage, neue Informationen ins Langzeitgedächtnis zu übertragen.

Geistige Störungen treten auf
    Im Verlauf einer Demenz treten sehr unterschiedliche geistige Störungen auf, die die Handlungsfähigkeit des Erkrankten einschränken. Meist leidet zuerst das Gedächtnis, aber auch Schwierigkeiten bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung treten auf. Ebenso lassen Sprach- und Verstehensvermögen allmählich nach.
    Um verstehen zu können, welche Krankheitszeichen (Symptome) im Verlauf einer Demenzerkrankung auftreten können und welche Ursachen sie haben, muss man sich noch einmal vergegenwärtigen, was bei einer solchen Krankheit passiert: Gehirnzellen sterben ab, und dadurch funktionieren die

Weitere Kostenlose Bücher