Alzheimer und Demenzen
Krankheitszeichen bei Demenz ist, kann es immer wieder zu Orientierungsstörungen kommen: Leichte Orientierungsstörungen machen sich oft schon in frühen Phasen der Demenzerkrankung bemerkbar. Der Kranke weiß dann z. B. nicht mehr, wie er an seinen aktuellen Aufenthaltsort kam und weiß daher auchnicht mehr, wie er wieder zurückfinden soll. Er weiß das aktuelle Datum und das aktuelle Jahr nicht; manchmal hat er auch die Verwandtschaftsbeziehungen zu seiner Familie vergessen.
Halt geben und orientieren
Für den Demenzkranken selbst führen Orientierungsstörungen zur zunehmenden Einengung seines Lebensraumes und somit zur wachsenden Abhängigkeit von anderen Menschen: Findet er sich anfangs nur in fremden Umgebungen nicht mehr zurecht, kann es schließlich auch zu Orientierungsproblemen in der eigenen Wohnung kommen.
Für mich als Angehörige sind es oftmals gerade die Orientierungsstörungen meines demenzkranken Familienmitglieds, die mein Alltagsleben mit ihm so anstrengend machen: Ich muss mich schließlich um die Einhaltung aller Termine, wiederkehrender Verrichtungen und Erledigungen kümmern, weil er kein Zeitgefühl mehr hat. Ich beginne schließlich auch Sorge zu haben, dass er sich verlaufen und nicht mehr nach Hause finden könnte.
Die Frage, wie man mit den Orientierungsstörungen der erkrankten Person umgehen soll, ist für Angehörige daher häufig ein großes Problem. Da mangelnde Orientierungsfähigkeit lebensgefährliche Folgen haben kann, – wenn sich der Kranke z. B. im Winter verläuft, – muss ich als Angehörige immer wieder eingreifen. Andererseits kann es den Kranken sehr frustrieren und kränken, wenn er immer wieder mit einer Realität konfrontiert wird, an die er sich nicht mehr erinnern und an der er sich daher auch nicht mehr orientieren kann. So manch ein Demenzkranker reagiert daher ärgerlich, wenn er geprüft wird, ob er das aktuelle Datum aufsagen kann oder ob er noch weiß, wie sein Cousin heißt.
In den späteren Kapiteln (11, 15, 15, 17) wird das Thema des Umgangs mit Orientierungsstörungen eingehend behandelt.
Sprachstörungen
Im Verlauf einer Demenzerkrankung können Störungen der Sprachverarbeitung auftreten. Da diese eine häufige Ursache für Kommunikationsstörungen zwischen dem Kranken und der Angehörigen sind, soll dem Thema der Sprachstörungen später ein eigenes Kapitel (→ S. 62 ) gewidmet werden. Hier werden nur kurz die einzelnen Beeinträchtigungen genannt, ohne schon auf alle Einzelheiten einzugehen. Störungen in der Sprachverarbeitung werden von vielen Demenzkranken sehr bewusst erlebt. Diese verursachen bei ihnen in vielen Fällen tiefe Verzweiflung und Resignation.
Wortfindungsprobleme
Das deutlichste Sprachproblem bei Demenzkranken sind Wortfindungsstörungen. Diese Störungen kennt auch jeder gesunde Mensch: In der aktuellen Situation finde ich das Wort nicht, das ich sagen möchte. Möglicherweise habe ich sogar das Gefühl, »es liege mir auf der Zunge«, d. h. ich habe eine ungefähre Idee davon, wie es klingt, wie viele Silben es hat, mit welchem Buchstaben es anfängt – aber ich kann es einfach nicht abrufen! Einige Zeit später, wenn ich gar nicht mehr daran denke, fällt es mir wieder ein. Der englische Fachausdruck für dieses Phänomen des »Aufder-Zunge-Liegens« nennt man »tip-of-the-tongue« – abgekürzt: das TOT-Phänomen.
Wortfindungsprobleme können bei einem Demenzkranken jedoch wesentlich häufiger auftreten, sodass sie ein echtes Kommunikations-Handicap darstellen. Denn wenn dem Kranken während einer Erzählung jedes dritte Wort nicht mehr einfällt und er dafür unentwegt Ersatzwörter suchen muss, die zwar eine ähnliche, aber eben nicht genau die richtige Bedeutung haben, wird seine Darstellung ungenau und weitschweifig. Er redet »um den heißen Brei« herum und kommt doch nicht auf den Punkt.
Benennstörungen
Ein anderes sprachliches Problem von Demenzkranken sind Benennstörungen. Diese Beeinträchtigungen führen dazu, dass der Kranke alltäglichste Dinge nicht mehr benennen kann. Zwei unterschiedliche Ursachen kommen hierfür infrage:
Zum einen treten Benennstörungen als Folge von Wortfindungsstörungen auf. In diesem Fall weiß der Kranke zwar, um welches Objekt es sich handelt, aber er kann momentan nicht die richtige Bezeichnung dafür im Gehirn abrufen und sie dann auch aussprechen. Benennstörungen können zum anderen eine Folge von Erkennensstörungen sein. In diesem Fall sieht der Kranke ein Objekt,
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