Alzheimer und Demenzen
betroffenen Regionen des Gehirns immer weniger gut. Das Gehirn ist aber die Schaltzentrale für alle Fähigkeiten, Fertigkeiten und Körperfunktionen. Probleme können daher in allen genannten Bereichen auftreten. In der Literatur werden die vier großen Bereiche unterschieden:
geistige Störungen
psychische Beeinträchtigungen
Verhaltensauffälligkeiten
körperliche Symptome
Sie werden in diesem Kapitel detailliert behandelt. Zunächst wenden wir uns den geistigen/kognitiven Störungen zu.
Der Begriff Kognition steht in der Psychologie eigentlich für alle Fähigkeiten, die mit bewusster geistiger Verarbeitung zusammenhängen. Unter den kognitiven Störungen bei Demenz fasst man alle Beeinträchtigungen zusammen, die durch den geistigen Abbau hervorgerufen werden können.
Gedächtnisstörungen
Unter Gedächtnis versteht man die Fähigkeit, Informationen aus der Umwelt aufzunehmen, ihre Bedeutung zu erkennen, um entweder spontan darauf zu reagieren oder um diese Bedeutung längerfristig zu speichern und sie zu einem späteren Zeitpunkt abzurufen.
Die Gedächtnisstörungen, die im Rahmen einer Demenzerkrankung in frühem Stadium auftreten, betreffen vorwiegend den sensorischen Speicher und das Kurzzeitgedächtnis bzw. genauer gesagt, den speziellen Teil des Kurzzeitgedächtnisses, der für den Übertrag ins Langzeitgedächtnis verantwortlich ist, nämlich das Arbeitsgedächtnis (siehe Kasten).
Erst in späteren Phasen der Erkrankung kann sich auch das Langzeitgedächtnis verschlechtern, das »alte Erinnerungen«, d. h. Erinnerungen an schon lange zurückliegende Ereignisse, gespeichert hat. Dies zeigt sich da ran, dass auch »alte« Erinnerungen nicht mehr richtig abgerufen werden können. Dies fällt oft dadurch das erste Mal auf, dass der Kranke nicht mehr genau weiß, wie viele Geschwister er hat bzw. hatte oder er seine Geschwister mit seinen Kindern verwechselt.
Die vier Bereiche der Demenzsymptome.
Immer die gleichen Fragen und Geschichten
Im alltäglichen Leben zeigen sich die Gedächtnisstörungen z. B. in folgenden Situationen: Der Kranke stellt häufig dieselbe Frage immer wieder oder erzählt häufig dasselbe mehrmals nacheinander, weil er gleich wieder vergessen hat, dass er die Frage gerade schon (mehrere Male) gestellt bzw. seine Geschichte schon erzählt hat.
Weil er nicht mehr weiß, was vor einigen Minuten geschehen ist, kann er auch einem Fernsehfilm nicht mehr folgen, keine längeren Texte mehr lesen und verstehen oder den Erzählungen von Menschen nicht mehr folgen, die einen »komplizierten« Sprachstil haben. Auch vergisst er bei Ablenkung, mit was er eben noch beschäftigt war.
Absprachen werden vergessen
Für mich als Angehörige, die ich einen Demenzkranken in meiner Familie betreue, verursachen dessen Gedächtnisstörungen tiefe Einschnitte in mein Alltagsleben: Ich kann mich z. B. immer weniger darauf verlassen, dass sich der Kranke an gemeinsam getroffene Verabredungen oder Absprachen oder Erzählungen erinnern kann. Außerdem erlebe ich vielleicht seine oft nervenzermürbenden Wiederholungen von Fragen oder Schilderungen als belastend.
Durch die zunehmenden Gedächtnisstörungen des Kranken verliere ich außerdem Schritt für Schritt einen Kommunikationspartner, mit dem ich mich früher über gemeinsame Erlebnisse austauschen konnte und dies nun immer weniger kann, weil er sich an gemeinsame Erlebnisse gar nicht mehr erinnern kann.
Gemeinsame Erlebnisse sind gelöscht
Wird im späteren Verlauf auch noch das Langzeitgedächtnis in Mitleidenschaft gezogen, dann vergisst der Erkrankte auch Erlebnisse aus unserem früheren gemeinsamen Leben. Und wenn dieser »Schatz« gemeinsamer Erinnerungen schwindet, kann bei mir verstärkt das Gefühl entstehen, dass ich meinen eigenen Angehörigen zunehmend als fremd wahrnehme.
Agnosie: Objekte oder Menschen werden fremd
Eng mit den Gedächtnisstörungen hängen die Probleme beim Erkennen zusammen: Im sensorischen Speicher wird den wahrgenommenen Reizen eine Bedeutung beigemessen und anschließend nach »wichtig« und »unwichtig« unterschieden. Dieses Beimessen einer Bedeutung setzt sich aus sehr vielen einzelnen Arbeitsschritten zusammen, die hier detailliert anhand eines Beispiels aufgezeigt werden.
Wie erkennt man einen Apfel?
Wenn ich z. B. einen Apfel betrachte, strömen unterschiedlichste Informationen in meinen sensorischen Speicher: gelblichrote Farbreize, die optischen Reize einer glänzenden Oberfläche, süßliche Geruchsreize,
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