Alzheimer und Demenzen
aber er kann den optischen Reizen, die er aufnimmt, keine Bedeutung beimessen, d. h. er weiß nicht, was das für ein Ding sein soll und kann es daher auch nicht benennen.
Verstehensprobleme
Manche Demenzkranke haben neben Benennstörungen auch Verstehensprobleme, d. h. sie können die Bedeutung des Gesagten nicht entschlüsseln. Die Ursache kann einerseits wiederum eine Störung des Erkennens sein, nämlich des Erkennens von Wörtern: Demenzkranke sind oftmals nicht in der Lage, gehörte Worte schnell zu erkennen, d. h. die Bedeutung der Wörter so schnell zu entschlüsseln, wie sie in einem Redefluss nacheinander gesprochen werden.
Andererseits führen aber auch Gedächtnisprobleme zu derartigen Verstehensproblemen. Denn damit ein Mensch nur einen einzigen Satz verstehen kann, muss er ein gut funktionierendes Kurzzeitgedächtnis haben: Er muss sich den ganzen Satz merken, bis er zu Ende gesprochen ist. Wenn er den Anfang schon vergessen hat, bis er das Satzende vernommen hat, kann er die Bedeutung des gesamten Satzes nicht erfassen.
Wenn Denk- und Urteilsprozesse beeinträchtigt sind
Problemlösendes und logisches Denken, die Fähigkeit, Urteile zu fällen und Entscheidungen zu treffen, sind sehr komplexe geistige Prozesse. Sie machen es erforderlich, schnell neue Informationen aus der Umwelt aufzunehmen, ihre Bedeutung zu erkennen, im Archiv des Altzeitgedächtnisses nachzusehen, welches Wissen über die betreffende Sache bereits im Archiv vorhanden ist, das gesamte Weltwissen zu aktivieren. Festzustellen, welche Lösungsmöglichkeiten überhaupt infrage kommen, diese im Geiste durchzuspielen, und dann zu überlegen, welche Lösung für die aktuelle Situation wohl die beste sei. Vielegeistige Prozesse müssen also schnell kombiniert und koordiniert werden.
TIPP
Das richtige Maß Hilfe finden
Es ist wichtig, dem Kranken Zeit zu lassen, weil Denken, Entscheiden und Planen unter Zeitdruck noch viel schwieriger sind. Außerdem muss ich als Angehörige lernen, das richtige Maß an Unterstützung zu finden, das so viel Hilfe wie nötig bietet, dabei aber dem Kranken so viel Selbstständigkeit wie möglich lässt. Und schließlich ist es ratsam, als Angehörige zu versuchen, neue Situationen von meinem kranken Familienmitglied fernzuhalten – soweit dies die gemeinsame Alltagsbewältigung überhaupt zulässt.
»Was soll ich anziehen?«
Weil Kombinieren und Koordinieren einem Demenzkranken Schwierigkeiten bereiten, ist er häufig schon bei alltäglichen Aufgaben überfordert. Das Planen einer Reise oder Unternehmung, die Überlegung, welche Zutaten er für ein Gericht braucht und in welcher Reihenfolge sie verwertet werden sollen, das Urteil, ob er genügend Lebensmittel für das Wochenende zu Hause hat, die Entscheidung, ob er bei diesem Wetter mit dem Bus fährt oder zu Fuß geht, ob er die warmen oder besser die leichten Schuhe anzieht – all diese alltäglichen Entscheidungen, die ein gesunder Mensch ganz nebenbei zu erledigen scheint, erfordern tatsächlich ein beträchtliches Maß höherer geistiger Leistungen und können Demenzkranken Probleme bereiten.
Spontanität ist für den Kranken schwierig
Besonders schwierig wird Planen, Urteilen und Handeln für den Kranken dann, wenn er von seinen Routinetätigkeiten abweichen muss: ein plötzlicher Arzttermin, ein spontaner Besuch von einem Bekannten oder ein neues elektrisches Haushaltsgerät können einen demenzkranken Menschen völlig aus der Fassung bringen, weil diese Situationen von ihm Flexibilität und Anpassungsleistungen verlangen, die er meist nicht mehr aufbringen kann und deshalb überfordert ist.
Die Konzentration lässt nach
Konzentration ist die Fähigkeit, die gesamte bewusste geistige Energie auf die zu lösende Aufgabe zu richten und mögliche Störreize auszublenden. Wer konzentriert liest, hört die Kirchenglocken nicht! Besonders wichtig ist die Aufmerksamkeitslenkung, d. h. das Vermögen, die Aufmerksamkeit ganz gezielt auf einen bestimmten Ausschnitt der Umwelt zu richten, der für die aktuelle Situation gerade von Bedeutung ist. Die Aufmerksamkeit von diesem Ausschnitt jedoch auch wieder lösen und auf eine andere Begebenheit richten zu können, die nun wichtig ist.
Aufmerksamkeitslenkung kann man mit einem Suchscheinwerfer vergleichen, den man auf einen bestimmten Aspekt ausrichtet, auf diesen gerichtet hält und von diesem wieder weg auf einen anderen Aspekt schwenkt. Im Zentrum des Lichtkegels befinden sich die Einzelheiten, die
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