Alzheimer und Demenzen
von Bedeutung sind. Unwichtige Störreize werden nicht beleuchtet.
Störreize machen unaufmerksam
Aufmerksamkeitslenkung erfordert ein hohes Maß an geistiger Energie. Manche Störreize sind freilich nur schwach und stören die Aufmerksamkeit kaum. So lenken leise Straßenverkehrsgeräusche im Hintergrund vielleicht nicht stark ab, wenn jemand versucht, seine geistigen Energien auf das Zeitunglesen zu richten.
Dagegen ist es schon wesentlich schwerer, alle geistigen Energien auf das Lesen zu konzentrieren, wenn man neben einem eingeschalteten Fernsehgerät sitzt, dessen Ton sehr laut eingestellt ist. Ein Teil der geistigen Energien richtet sich unverzüglich auf die Geräusche, die durch das Gerät produziert werden, die Aufmerksamkeit teilt sich und das Verstehen des Zeitungstextes fällt deutlich schwerer.
Auch Kleinigkeiten lenken ab
Diese Situation der sich teilenden Aufmerksamkeit stellt sich bei vielen Demenzkranken bereits bei kleinsten Störreizen ein: Da ihre Fähigkeit zur Aufmerksamkeitslenkung nachlässt, werden sie durch kleinste Reize abgelenkt. Manchmal sind diese Störreize für mich als Angehörige so schwach und unbedeutend, dass ich sie gar nicht wahrnehme. Vielleicht sind es nur eine Büroklammer, die auf dem Boden liegt, oder das Blatt einer Balkonpflanze, das sich im Wind bewegt, die die Aufmerksamkeit des Kranken auf sich ziehen – und schon reißt ihm der Gesprächsfaden.
TIPP
Störreize ausschalten
Wichtig ist es daher, möglichst viele Störreize von vornherein auszuschalten, wenn der Kranke sich konzentrieren muss. Als Angehörige sorge ich deshalb dafür, dass kein angeschaltetes Fernseh- oder Radiogerät im Hintergrund läuft, und ich führe nicht nebenbei noch eine Unterhaltung mit einer anderen Person, wenn ich dem Kranken etwas verständlich machen möchte. Auch gilt es zu bedenken, dass ein Demenzkranker seine Konzent ration häufig nicht so lange aufrechterhalten kann. Nach einigen Minuten ist oft eine kleine Entspannungspause erforderlich.
Nimmt die Aufmerksamkeitslenkung bei dem Kranken weiter ab, kann er schließlich seine Konzentration nicht mehr so lange auf eine Aufgabe richten, bis er diese abgeschlossen hat. Er bricht Tätigkeiten ohne »erkennbaren« Grund einfach ab. Dann muss ich ihn als Angehörige immer häufiger an die Fortführung der begonnenen Tätigkeit erinnern, seine Aufmerksamkeit wieder zurücklenken auf seine Verrichtung, damit er sie vollständig zu Ende bringen kann. So muss ich ihn vielleicht bei der Körperhygiene mehrmals erinnern, fortzufahren, die Zähne zu putzen, die Haare zu kämmen usw., weil er ohne meine Aufmerksamkeitslenkung die Morgenwäsche abbrechen und nicht vollenden würde.
Das Gehirn arbeitet langsamer
Die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit ist eine grundlegende Fähigkeit unseres Geistes, die in der Psychologie zur sogenannten flüssigen Intelligenz gezählt wird. Die flüssige Intelligenz nimmt bereits ab dem 30. Lebensjahr ab, d. h. das Älterwerden bringt schon von sich aus eine gewisse geistige Verlangsamung mit sich. Bei vielen Demenzkranken wird dies jedoch zusätzlich durch eine krankheitsbedingte geistige Verlangsamung verstärkt.
Um verstehen zu können, welche Folgen eine starke Abnahme der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit hat, muss man sich zunächst verdeutlichen, wie stark der Einfluss dieser Grundfähigkeit auf unser geistiges und körperliches Funktionieren ist.
TIPP
Geistige Fähigkeiten erhalten
Beim Aktivieren von demenzkranken Menschen gilt eine wichtige Erkenntnis: Eine Verbesserung der geistigen Fähigkeiten ist meist nicht zu erreichen und stellt somit kein realistisches Ziel dar.
Der Sinn von fördernden Aktivitäten ist daher in erster Linie, das Wohlbefinden des Kranken zu steigern bzw. zu stabilisieren. Insofern sollte jede Form von Aktivierung an die Verfassung und die verbliebenen Fähigkeiten des Demenzkranken angepasst und so durchgeführt werden, dass der Kranke Spaß bei den Übungen hat. Dabei hängt es durchaus von der Persönlichkeit des Kranken ab, inwieweit ihm eine solche Aktivierung Freude bereitet. Kranke, die keinen Gefallen daran finden, sollten niemals gedrängt oder gar gezwungen werden!
Schnelles Einschätzen gelingt nicht mehr
Viele, sehr alltägliche Fähigkeiten gründen auf der Geschwindigkeit, mit der das Gehirn Reize verarbeiten kann. So basiert das richtige Einschätzen der Fahrgeschwindigkeit eines herannahenden Autos und somit das richtige Abschätzen, ob
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