Alzheimer und Demenzen
man noch vor diesem Auto die Straße überqueren kann, z. B. auf der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit.
Gangunsicherheiten treten auf
Die Geschwindigkeit der Verarbeitung ist auch Grundlage der Fähigkeit des Gehirns, aus allen Informationen, die vom Körper unentwegt an das Gehirn gemeldet werden und Auskunft über die sich ständig ändernde Körperposition und -bewegung geben, das Gleichgewicht »auszurechnen« und diese Rechenergebnisse schnell an den Körper zurückzumelden. Wenn dieser Informationsaustausch nicht schnell genug funktioniert, gerät das Gleichgewicht eines Menschen bei jeder kleinen Änderung seiner Körperhaltung ins Wanken: Er bekommt einen langsamen, unsicheren Gang, obwohl möglicherweise seine Muskeln, Knochen und Gelenke intakt sind.
Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt ab
Auch nimmt die allgemeine Reaktionsgeschwindigkeit eines Menschen ab, dessen GehirnInformationen nicht mehr schnell genug verarbeiten kann. Wenn er ein wenig rutscht, fällt er hin, weil das Gehirn nicht schnell genug die ausgleichende Gegenbewegung in Gang setzen kann. Wenn ihm etwas aus den Fingern gleitet, fällt es auf den Boden, weil das Gehirn nicht schnell genug die Fangbewegung steuern kann.
Der Demenzkranke begreift Radio- oder Fernsehbeiträge nicht mehr
Natürlich hängt auch die Kompetenz, Dinge richtig zu begreifen, von der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit ab, denn manche Dinge muss man eben schnell begreifen. So muss man z. B. die Äußerungen eines Radiosprechers in dem Moment erfassen, in dem man sie hört. Wenn man zu lange für das Verstehen braucht, hat er schon weitergesprochen und man hat seine weiteren Worte nicht auffassen können. Und dann versteht man natürlich den Sinn des gesamten Beitrags nicht.
Der Prozess des geistigen Langsamerwerdens lässt sich beim gesunden älteren Menschen durch geistige Aktivität, die das schnelle geistige Verarbeiten trainiert, bremsen. Dies gilt für Demenzkranke jedoch nur in sehr begrenztem Ausmaß.
Lese-, Schreib- und Rechenstörungen
Im Verlauf ihrer Erkrankung haben Demenzkranke zunehmend Probleme, einen Text zu lesen (und zu verstehen!) und eigene Gedanken zu Papier zu bringen. Auch der Umgang mit Zahlen fällt ihnen immer schwerer. Denn auch Lesen, Schreiben und Rechnen basieren jeweils auf sehr komplizierten Kombinationen einzelner Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in unterschiedlichen Teilen des Gehirns verarbeitet werden.
So spielt einerseits eine Gehirnregion bei der Verarbeitung von Schriftsprache und Zahlenmaterial eine besondere Rolle (das Lese-Schreib-Zentrum). Sterben in dieser Region Gehirnzellen ab, treten Störungen der Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit auf.
Andererseits bedarf es sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben der Fähigkeit, flink ganze Wörter aus einzelnen Schriftzeichen (= Grapheme) zusammenzusetzen. Beim Lesen muss man sich zudem den bereits zusammengesetzten Teil des Wortes so lange merken, bis das Ende des Wortes erreicht ist. Anschließend muss die inhaltliche Bedeutung, die dem entzifferten Wort entspricht, aus dem geistigen Lexikon abgerufen werden.
Gedächtnisleistungen und Verarbeitungsgeschwindigkeit sind also unabdingbare Voraussetzung für Lesen, Schreiben und Rechnen Diese Fähigkeiten werden bei Demenzkranken zusätzlich gestört durch ihre Gedächtnisbeeinträchtigungen und die Verlangsamung ihrer geistigen Prozesse.
Und schließlich darf sich ein Mensch, der etwas lesen, schreiben oder ausrechnen möchte, während seiner Aufgabe nicht von irgendwelchen Störreizen ablenken lassen, muss also eine stabile Konzentrationsfähigkeit haben. Und auch diese geistige Grundvoraussetzung ist im Verlauf einer Demenzerkrankung mehr oder minder stark beeinträchtigt.
Für den betroffenen Menschen schränken die Störungen einerseits den Radius seiner möglichenBeschäftigungen insofern ein, als er nun nicht mehr in der Lage ist, ein Buch zu lesen, einen Brief zu schreiben oder sein Tagebuch fortzuführen. Andererseits erschweren sie auch seine selbstständige Lebensführung. Der erschwerte Umgang mit Zahlen führt schließlich dazu, dass er seine finanziellen Angelegenheiten nicht mehr ohne fremde Hilfe erledigen kann. Seine schlechter werdenden Gedächtnisleistungen kann er schließlich auch nicht mehr mithilfe von Merkzetteln überbrücken, weil er diese weder schreiben noch lesen kann.
WISSEN
Schwächen im Alltag
Es fällt Demenzkranken daher im Verlauf ihrer fortschreitenden Erkrankung zunehmend
Weitere Kostenlose Bücher