Alzheimer und Demenzen
Rückzug des Demenzkranken sind die beiden im Zusammenhang mit Depression und Angst auftretenden Krankheitszeichen, die massiv in mein Leben als Angehörige eingreifen, weil sie auf Dauer mein eigenes soziales Leben deutlich einschränken. Der Kranke, der sich nicht mehr mit anderen Menschen treffen möchte, bindet mich mit seiner wachsenden Hilflosigkeit, Abhängigkeit und Ängstlichkeit eng an sich. Er schließt mich mit ein in seine immer kleiner werdende Welt. Das hat zur Folge, dass ich mich gar nicht mehr frei fühle!
Um so wichtiger ist es, dass ich als Angehörige – möglichst frühzeitig – lerne, für mich Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten zu organisieren, mich beraten zu lassen und mich mit anderen Angehörigen auszutauschen, die mich verstehen, mich stärken und mir zudem oft hilfreiche Ratschläge und Tipps geben können.
Nervosität und Agitiertheit
Unter Agitiertheit versteht man eine gesteigerte Unruhe bzw. Erregbarkeit, die sich oft in unangemessener körperlicher oder verbaler Aktivität äußert und sich nicht durch ein erkennbares Bedürfnis erklären lässt. Man unterscheidet hierbei zwischen aggressiver und nicht aggressiver Agitiertheit. Grundsätzlich treten im Verlauf vieler Demenzerkrankungen – meist vorübergehende – Phasen von agitiertem Verhalten auf. Je nach Form von Demenzerkrankung, Persönlichkeit und psychosozialer Situation des Kranken kann dies in ganz unterschiedlicher Weise in Erscheinung treten: Manche Kranke sind einfach unruhig, laufen ziellos umher oder suchen unentwegt etwas. Oder sie laufen dem Angehörigen hinterher, wirken rast- und ratlos, wiederholen bestimmte Sätze oder Fragen stereotyp, oder jammern, weinen, bitten unentwegt um Hilfestellung oder aber lehnen notwendige Hilfestellungen vehement ab, manche fluchen, schimpfen, werden sexuell zudringlich oder schlagen, beißen, stoßen und kratzen.
Agitation gehört sicherlich zu den Krankheitszeichen, die für mich als Angehörige nur sehr schwer auszuhalten sind, insbesondere wenn sie sich in verbal oder tätlich aggressivem Verhalten gegen mich äußern. In so einer Situation ist es für mich dringend erforderlich, dass ich kompetente Beratung und Unterstützung bekomme: Gemeinsam mit der Fachkraft einer Beratungsstelle kann ich versuchen herauszufinden, ob es Auslöser bzw. Ursachen für das agitierte Verhalten meinesdemenzkranken Familienmitglieds gibt und überlegen, ob und inwieweit es in meiner Macht steht, diese zu verändern. Wenn ich auf diesem Weg keine Veränderung bewirken kann, muss ich Kontakt zu einem Arzt bzw. einer Ärztin aufnehmen, um das Problem mithilfe geeigneter Medikamente behandeln zu lassen. Zögern Sie bitte nicht lange damit, sich Hilfe zu holen – es wird Ihnen und Ihrem Angehörigen guttun.
WISSEN
Was löst die Unruhe aus?
Agitiertheit und starke Nervosität treten auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen auf. Aus den Erforschungen dieser Krankheiten vermutet man, dass hierfür Störungen der Botenstoffsysteme verantwortlich sein könnten. Genaue Erkenntnisse darüber gibt es aber nicht.
Zum einen tritt Agitation offenbar häufig auf, wenn Demenzkranke unter Wahnideen oder Halluzinationen leiden (siehe nächstes Unterkapitel) oder wenn sie die Situa tion, in der sie sich befinden, nicht verstehen und sich deshalb überfordert oder bedroht fühlen. Agitiertes Verhalten kann jedoch auch Folge von Depression und Angst sein.
Illusionäre Verkennung, Halluzinationen und Wahn
Illusionäre Verkennung, Halluzinationen und Wahn werden von Laien häufig in einem Atemzug genannt. Doch es gibt bedeutsame Unterschiede zwischen diesen psychotischen Krankheitszeichen.
Illusionäre Verkennung. Darunter versteht man eine Sinnestäuschung, bei der Wahrnehmungen von Gegenständen oder Personen falsch gedeutet werden. Bei rund einem Drittel aller Demenzkranken tritt dieses Krankheitszeichen auf. Häufig verkennen Menschen mit fortgeschrittener Demenz das eigene Zuhause als fremde Wohnung oder meinen, dass die Personen, die sie im Fernsehgerät sehen, real anwesende Menschen seien. Oder sie erkennen im Spiegelbild eine andere Person oder verkennen eine vertraute Bezugsperson als fremde Person. Manche Kranke meinen auch aufgrund von Geräuschen oder bestimmten Gegenständen, dass sich fremde Personen im selben Haus befänden.
Trugwahrnehmungen. Halluzinationen dagegen sind Trugwahrnehmungen, die sich bei ungefähr einem Fünftel aller Demenzkranken zeigen. Im Fall von optischen
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