Alzheimer und Demenzen
Halluzinationen sieht der Kranke Objekte, Gegenstände oder Personen, die gar nicht vorhanden sind, bei akustischen Halluzinationen hört er Stimmen bzw. Geräusche, die real nicht wahrnehmbar sind.
Die Krankheitszeichen unterscheiden
Um die Begriffe illusionäre Verkennung, Halluzinationen und Wahnvorstellungen voneinander unterscheiden zu können, mag folgendes Beispiel hilfreich sein: Wenn ein demenzkranker Mann seine Ehefrau sieht und sie für seine Schwester hält, handelt es sich um eine illusionäre Verkennung.
WISSEN
Halluzination und Wahn
Illusionäre Verkennung und Halluzinationen sind Sinnestäuschungen, d. h., der Betroffene sieht Dinge, die nicht da sind, oder hört Geräusche, die andere nicht hören. Von diesen falschen Wahrnehmungen kann er sich aber meist distanzieren, wenn andere Menschen ihm zeigen, dass es sich um eine Täuschung handelt. Wahn hat dagegen etwas mit falschen Denkinhalten und Überzeugungen zu tun, die oftmals tiefen Ängsten oder alten Traumatisierungen entspringen. Von diesen Denkinhalten kann der Betroffene nicht einfach loslassen, auch wenn andere Personen ihm mit schlüssigen Argumenten oder sogar eindeutigen Belegen die Unrichtigkeit seiner Überzeugung nachweisen können.
Sieht er dagegen seine Mutter neben sich auf dem Sofa sitzen, obwohl er ganz allein im Wohnzimmer ist, hat er eine optische Halluzination. Halluzinationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie korrigierbar sind: Wenn sich der Demenzkranke davon überzeugen lassen würde, dass da niemand neben ihm sitzt, würde er – im Falle einer Halluzination – seine falsche Sinneswahrnehmung korrigieren und sich denken: »Da muss ich mich wohl getäuscht haben.«
Wenn er aber davon überzeugt ist, dass er nachts während er schläft, bestohlen wird von fremden Menschen, die in seine Wohnung eindringen, dann hat er Wahnvorstellungen (vorausgesetzt, es stimmt nicht, dass er bestohlen wird). Wahnvorstellungen können manchmal auf unklaren Sinneswahrnehmungen basieren – vielleicht sieht der Demenzkranke nicht mehr gut und findet die Gegenstände, die er sucht, nicht mehr, weshalb er glaubt, sie seien ihm gestohlen worden. Wahnvorstellungen können auch durch Halluzinationen verursacht werden – vielleicht sieht der Demenzkranke »fremde Fußspuren« auf seinem Teppich, die gar nicht da sind.
Charakteristisch für Wahnvorstellungen ist die Tatsache, dass andere Menschen sie nicht durch »Gegenbeweise« korrigieren können.
Wahn drückt meist tiefe Angst aus
Wahnvorstellungen haben immer einen tieferen Grund als Halluzinationen: Im Hintergrund stehen fast immer Ängste wie Existenzängste, Verlassensängste, Ängste vor dem Alleinsein, vor dem Abgeschobensein, vor dem Sterben. Vielleicht sind diese Ängste erst durch die Demenzerkrankung entstanden, möglicherweise handelt es sich aber auch um »alte Ängste«, die dem Betreffenden selbst im Laufe seines Lebens eventuell gar nicht bewusst geworden sind.
Wer weiß schon wirklich von seinen tiefsten unbewussten Ängsten? Sigmund Freud, der berühmte Begründer der Psychoanalyse, sprach davon, dass wir oftmals gar nicht »Herr im eigenen Haus« sind, d. h. nicht so genau wissen, was in den »Kellerräumen« unserer Seele verborgen lagert, das dann wieder zum Vorschein kommen kann, wenn unsere geistigen Kräfte nachlassen, die diese alten Ängste lange Zeit verdrängt haben.
Wahn akzeptiert keine »Gegenbeweise«
Weil Wahnvorstellungen also einen tieferen Grund haben, sind sie durch einfache Konfrontation mit der Realität nicht korrigierbar:Wenn ein Mensch den Wahn hat, bestohlen zu werden, weil ihn vielleicht tiefe, unbewusste Existenzängste quälen, können seine Angehörigen ihm jeden Tag aufs Neue »beweisen«, dass alle seine Dinge nach wie vor da sind und nicht gestohlen –, sein Problem ist dadurch nicht gelöst. Dennoch wird er weiterhin auf seiner Wahnidee beharren oder seine Existenzängste werden sich neue Wege suchen. Dann wird er zukünftig vielleicht davon überzeugt sein, dass sein Essen vergiftet wird oder dass der eigene Sohn ihn verschleppen will.
Familienmitglieder werden fremd
Für Angehörige stellen alle drei Krankheitszeichen in mehrfacher Hinsicht eine große Bürde dar: Es liegt auf der Hand, dass sie sehr irritiert und verunsichert reagieren, wenn bei ihrem demenzkranken Familienmitglied erstmals Verkennungen auftreten. Besonders stark sind freilich die psychischen Belastungen, wenn er sie nicht erkennt und für eine Fremde
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