Alzheimer und Demenzen
hält.
Äußerst belastend ist es für mich als Angehörige aber auch, mit möglichen Wahnvorstellungen des Demenzkranken umzugehen, weil ich immer das Bedürfnis haben werde, ihn von der Unrichtigkeit seiner Vorstellungen zu überzeugen, selbst wenn ich merke, dass meine Bemühungen gar keinen Sinn haben bzw. die Situation vielleicht nur noch insofern verschlechtern, als meine Argumente den Kranken auch noch aggressiv oder misstrauisch werden lassen.
WISSEN
Das Gehirn verändert sich
Neben möglichen psychischen Ursachen zeigen sich bei Demenzkranken mit den beschriebenen psychotischen Krankheitszeichen auch Veränderungen im Gehirn: So konnte man durch SPECT-Untersuchungen (→ S. 20 ) feststellen, dass bei Demenzkranken, die an Verkennung, Halluzinationen oder Wahnideen leiden, in bestimmten Gehirnregionen der Blutfluss deutlich herabgesetzt ist. Auch scheinen diese Krankheitszeichen mit dem Mangel an dem Botenstoff Acetylcholin in Zusammenhang zu stehen.
Ein möglicher Weg im Umgang mit Wahnvorstellungen ist der Versuch – evtl. auch mithilfe einer Beratungsperson – herauszufinden, welche Ängste oder Verunsicherungen hinter den Wahnäußerungen des Kranken stehen könnten und wie sich diese Ängste reduzieren ließen. Vielleicht würde es dem Kranken helfen, wenn ich ihm versicherte, dass ich ihn nicht alleine ließe, wenn er selbst nicht mehr zurechtkäme. Diese Form der einfühlenden Kommunikation wird in einem späteren Kapitel ausführlich beschrieben.
wichtig
Manchmal gelingt es Angehörigen, Ärztinnen und Ärzten oder Psychologinnen und Psychologen, Wahnvorstellungen durch ein bestimmtes Verhalten aufzulösen oder zumindest abzuschwächen. Oftmals ist aber auch die Unterstützung durch spezielle Medikamente erforderlich.
Die Persönlichkeit verändert sich
Unsere Persönlichkeit setzt sich aus unterschiedlichen Aspekten zusammen, unter anderem aus unserem Handeln und Denken. Durch eine Demenz verändern sich oft auch die Persönlichkeitseigenschaften des Menschen oder bestehende verstärken sich. Dies ist krankheitsbedingt, d. h. der Kranke handelt nicht mit Vorsatz oder aus bösem Willen.
Unter Persönlichkeit versteht man die Gesamtheit von typischen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen, die einen Menschen ausmachen, durch die er sich von anderen unterscheidet. Zwar entwickelt sich ein Mensch im Laufe seines Lebens weiter, und manchmal verändern sich Menschen – meist ausgelöst durch ein einschneidendes Erlebnis – auch in beträchtlichem Umfang, doch für gewöhnlich sind die Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen relativ stabil. Verändert sich die Persönlichkeit eines Menschen schnell und unvorhergesehen – wie dies bei manchen Demenzkranken im Verlauf ihrer Krankheit geschieht –, führt dies in der Regel zu großen Verunsicherungen bei Verwandten, Freunden und Bekannten.
Es ist schwer zu akzeptieren, dass der Betroffene, der vielleicht immer sanft und still war, nun aufbrausend und aggressiv ist, dass der einst selbstsichere, souveräne und aktive Mensch nun ängstlich, unsicher und passiv ist, dass kaum mehr etwas von seiner früheren Gewissenhaftigkeit, Umsicht und Kontaktfreude übrig geblieben ist. Dass der Kranke zunehmend starr in seinen Einstellungen und Meinungen wird, kaum mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer Menschen nimmt, sprunghaft und unberechenbar hinsichtlich seiner Gefühlsäußerungen wird oder möglicherweise in der Öffentlichkeit Verhaltensweisen zeigt, die als unschicklich, unhöflich oder ungehörig gelten.
wichtig
Besonders belastend ist es für mich als Angehörige, wenn der Kranke immer weniger Interesse am Leben anderer – auch nahestehender – Menschen zeigt, sich daher auch nicht mehr darum kümmert, wie es mir geht und keinen Anteil an meinem Leben nimmt, das durch die Folgen seiner Demenzerkrankung ja immerhin unentwegt beschwerlicher und belastender wird!
Was löst diese Veränderungen aus?
Eine richtige Antwort auf die Frage, wodurch diese Veränderungen ausgelöst werden, ist sicherlich die Feststellung, dass Persönlichkeitsveränderungen auch eine psychische Reaktion auf die demenzbedingten Beeinträchtigungen sein können, die für den Betroffenen spürbar werden. Und da jeder Mensch auf seine individuelle Art und Weise versucht, mit der Erkrankung umzugehen, unterscheiden sich auch Erkrankte hinsichtlich ihrerKrankheitsbewältigung: Manche sind wütend auf ihr Schicksal, andere werden traurig, wieder andere werden
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