Alzheimer und Demenzen
übertragen habe.
Das heißt, nicht nur durch andere Menschen erhalte ich als Angehörige selten Anerkennung und »Geltung« – nicht einmal ich selbst zolle mir Anerkennung und Achtung!
Die eigenen Bedürfnisse befriedigen
Sie kümmern sich tagtäglich um Ihren an Demenz erkrankten Angehörigen und widmen ihm viel Zeit. Sorgen Sie trotzdem dafür, dass Ihre eigenen Bedürfnisse dabei nicht auf der Strecke bleiben. Schaffen Sie sich notwendige Freiräume und lernen Sie, in diesen wieder Kraft zu tanken.
Schon Ludwig Feuerbach stellte fest: »Der Mensch ist, was er isst«! Tatsächlich beeinflusst die Ernährung gravierend unsere körperliche, seelische und geistige Leistungsfähigkeit. Die Zusammensetzung der Nahrung wirkt z. B. auf hormonelle Regelkreise, die wiederum von großer Bedeutung für die Nervenkraft sind. Wie wichtig gesunde, ausgewogene Ernährung ist, führt auch die Autorin Ingeborg Münzing-Ruef vor Augen, wenn sie in ihrem Kursbuch gesunde Ernährung aufzeigt, dass es tatsächlich »keine Funktion von Gehirn und Nerven ohne die Mitwirkung von Vitaminen« gibt.
Ernähren Sie sich gesund
Gerade als Angehörige lebe ich in einer körperlich und psychisch belastenden Situation: Damit ich »die Nerven behalten« kann, muss ich meine Nerven ausreichend versorgen! Ausgewogene Ernährung beinhaltet sowohl Kohlehydrate (Getreide, Getreideprodukte, Obst, Kartoffeln), Fette (am besten ungesättigte Fettsäuren, z. B. gutes Pflanzenöl), Eiweiß (mageres Fleisch, Fisch, Getreide, Kartoffeln, Milchprodukte), Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente (Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Milchprodukte), Ballaststoffe (Leinsamen, Kleie, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse) und Wasser (ein gesunder Mensch sollte 1,5 bis 2 Liter Trinkflüssigkeit am Tag zu sich nehmen). Wenn ich – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr selbstständig für eine gesunde, ausgewogene Ernährung sorgen kann, muss ich mir dringend Hilfe und Unterstützung holen. Dabei sollte ich alle Möglichkeiten in Betracht ziehen: Nachbarn, Freunde, Verwandte, soziale Dienste, Gemeindehelfer, professionelle Anbieter und Dienstleister usw. Die Organisation und Mobilisation möglicher Helfer ist natürlich nicht immer einfach. Deshalb helfen mir Angehörigenberatungsstellen bei der Planung dieser Unterstützungsleistungen (→ S. 186 ).
Für erholsamen Schlaf sorgen
Mein Schlaf wird oft gestört: Oft ist die Ursache die nächtliche Unruhe des Kranken, der die Nacht zum Tage macht. Dass es bei Demenz erkrankungen häufig zu einer Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus kommt, wurde bereits auf → S. 55 behandelt.
Schwaches Licht anlassen
Wandert der Kranke nachts in der Wohnung umher, kann es schon sehr hilfreich sein, wenn ich in einem separaten Raum schlafe. Wenn ich im Flur, Diele und vielleicht auch in einigen Räumen nachts ein kleines Licht anlasse, findet sich der Kranke möglicherweise besser zurecht, kann sich orientieren und verhält sich dadurch leiser. Den Weg zur Toilette sollte ich auf jeden Fall – zumindest durch eine schwache Lichtquelle – beleuchten. Vielleicht ist es für den Kranken auch hilfreich, wenn die Toilettentür durch ein Türschild oder ein entsprechendes Symbol als solche gekennzeichnet ist. Auch im Bad sollte etwas Licht brennen und der Schalter kann eigens gekennzeichnet sein. Denn viele Demenzkranke sind – insbesondere wenn sie nachts aus einem Traum erwachen und zur Toilette wollen – völlig orientierungslos. Je schneller sie sich durch externe Hilfen in den Räumlichkeiten zurechtfinden, desto ruhiger bleiben sie.
TIPP
Chronifizierung vermeiden
Lassen sich die Schlafstörungen auch durch solche Auszeiten nicht lindern, sollte ich mit meinem Arzt darüber sprechen. Denn eine Chronifizierung von Schlafstörungen sollte dringend vermieden werden. Von chronifizierten Schlafstörungen spricht man, wenn der Organismus das gestörte Schlafverhalten als schlechte Angewohnheit »erlernt« hat. Sind Schlafstörungen erst einmal chronifiziert, ist ihre Behandlung häufig wesentlich langwieriger.
Medikamente für den Kranken
Sollte mich das nächtliche Verhalten des Kranken trotz aller räumlicher Vorkehrungen und Bemühungen dennoch dauerhaft um meinen Nachtschlaf bringen, ist es angeraten, diese Unruhe medikamentös zu behandeln. Da es jedoch einige Medikamente gibt, die einem demenzkranken Menschen besser nicht verabreicht werden sollten, weil sie die geistigen Leistungen eher noch verschlechtern bzw. andere
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