Alzheimer und Demenzen
Betroffenen passiert: Vor lauter Fürsorge und Pflege haben sie eigene Bedürfnisse ignoriert, sich selbst vernachlässigt und sind völlig kraft- und energielos. Spätestens dann brauchen sie selbst Hilfe und können für einen anderen Menschen keine Pflege- und Unterstützungsleistungen mehr erbringen.
Um all diese negativen Entwicklungen zu vermeiden, ist es für mich sehr wichtig, mich selbst nicht zu vergessen und auch für mein eigenes Wohlergehen zu sorgen und mir die nötigen Freiräume zu verschaffen, die ich zur Erholung brauche.
Planen Sie freie Zeit für sich ein
Es ist falsch, für sich und seine eigenen Bedürfnisse nie Zeit einzuplanen und zu hoffen, dass irgendwo einmal ein bisschen Zeit übrig bleibt! Eigene Freiräume muss ich mir selbst schaffen und erhalten. Das erfordert meist einige Organisation und Planung. Und auf den ersten Blick scheinen mir diese Organisations- und Planungsleistungen noch mehr Arbeit und Belastung zu bereiten, aber auf lange Sicht zeigt sich der Vorteil: Nur so habeich die Chance, selbst gesund und bei Kräften zu bleiben! Und meine Gesundheitsförderung und -erhaltung dient ja nicht nur meinem eigenen Wohle, sondern auch dem des Kranken: Er ist auf mich angewiesen. Wenn ich wegen Krankheit oder Erschöpfung »ausfalle«, kommt es auch für den Kranken sicherlich zu einer Krisensituation!
Deshalb muss ich lernen, mir ohne Schuldgefühle und ohne schlechtes Gewissen regelmäßig freie Zeit für mich selbst zu nehmen, in der ich meine eigenen Bedürfnisse befriedigen, eigenen Interessen nachgehen kann und nur an mich denke! Vielleicht hilft mir dabei ja die Erkenntnis, dass ich es ja nicht nur für mich, sondern auch für den Demenzkranken tue.
Welche Grundbedürfnisse oft zu kurz kommen
Nun haben Menschen zwar sehr unterschiedliche Bedürfnisse, aber in einer Reihe von »Grundbedürfnissen« gleichen sich wohl alle Menschen. Die Theorie der Grundbedürfnisse nach Maslow wurden bereits auf → S. 107 vorgestellt.
In den folgenden Ausführungen soll Maslows Theorie der menschlichen Grundbedürf nisse noch einmal herangezogen werden. Dieses Mal wird mit ihrer Hilfe jedoch aufgezeigt, dass auch bei mir diese Grundbedürfnisse häufig unerfüllt bleiben!
Körperliche Grundbedürfnisse
Hierzu zählen die Grundbedürfnisse, sich zu ernähren, ausreichend Ruhe und Bewegung zu haben. Ich muss darauf achten, genügend gesunde und schmackhafte Nahrung und ausreichende Flüssigkeitsmengen zu mir zu nehmen.
Das klingt banal, aber die Erfahrungen zeigen, dass bei Angehörigen, die mit dem demenzkranken Familienmitglied in einem Haushalt leben, oft bereits bei diesen Basisbedürfnissen die Vernachlässigung beginnt: Weil der Kranke selbst nur noch Süßspeisen wie Joghurt oder Kuchen zu sich nehmen möchte, die Zubereitung einer Mahlzeit Zeit und Energie kostet, und man dafür eigens einkaufen gehen müsste, begnügt man sich auch nur mit einem Joghurt oder einer Tütensuppe.
Auch in dem Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung kommen viele Angehörige zu kurz. Insbesondere wenn ich mit dem Kranken zusammenlebe, wird mein Nachtschlaf häufig durch seine Unruhe oder sein Umherwandern möglicherweise mehrmals in der Nacht unterbrochen.
Ebenso bleibt mein Bedürfnis nach Bewegung an frischer Luft vielfach unerfüllt, weil ich durch eine 24-Stunden-Betreuung angebunden bin und in keiner Minute mehr aus dem Haus komme.
Sicherheitsbedürfnisse
Hierunter kann man insbesondere das Bedürfnis nach Schutz vor Krankheit und Schmerz verstehen. Weil ein Großteil meiner Aufmerksamkeit durch den Kranken und seine Situation aufgesogen wird, tendiere ich dazu, mein Grundbedürfnis nach Gesundheitsförderung und -erhaltung zu vernachlässigen: Schmerzen ignoriere ich bzw. therapiere mich durch Schmerzmittel selbst, verschiebe Vorsorgeuntersuchungen »auf später« und lehne Therapievorschläge, die Zeitund Selbstaufmerksamkeit erfordern – wie beispielsweise eine Kur – ab.
Die Abbildung zeigt, welche Grundbedürfnisse bei pflegenden Angehörigen häufig zu kurz kommen. Achten Sie daher besonders darauf, diese Bedürfnisse zu befriedigen.
Soziale Bedürfnisse
Das menschliche Grundbedürfnis nach Gesellschaft und Kontakt zu anderen Menschen kommt bei mir oft zu kurz: Weil ich nicht mehr aus dem Haus komme und Bekannte und Freunde nicht mehr einlade – vielleicht sogar aus Scham über die Demenzerkrankung oder weil Besuche den Betroffenen aus dem Tritt bringen –, vereinsame ich. Gerade in
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