Am Anfang des Weges
Opfer gefallen ist – ein Gang durch rauchende Ruinen und verkohlte Überreste. Falene war die einsame Überlebende des Infernos.
Alan Christoffersens Tagebuch
Zum Glück eilte uns unser schlechter Kreditruf noch nicht voraus, als ich einen Behinderten-Van leaste. Von einem Luxus-Sportwagen zu einem Behinderten-Van – das war eindeutig ein Abstieg. Der Van war ein passendes Symbol für unsere neue Realität.
Ich kam um zehn vor neun ins Büro. Der Ort sah aus, als sei er während einer Mittagspause plötzlich verlassen worden. Auf den Schreibtischen lagen Stifte und Papiere, und die Lichter und Computer waren noch eingeschaltet. Die Szenerie erinnerte an eine dieser Episoden von Ungelöste Geheimnisse . Aber bedauerlicherweise war das hier kein Geheimnis. Es war Kyle. Über die Hälfte der Preise war verschwunden, nur noch kahle Haken hingen an den Wänden des Konferenzraums. In meinem Büro hatte irgendjemand meinen Aktenschrank durchsucht. Aktenordner lagen auf meinem Schreibtisch verstreut, und meine Rolodex-Rollkartei fehlte.
Ich war noch immer in meinem Büro, als Falene die Eingangstür öffnete. Ich ging hinaus, um sie zu begrüßen. Sie lächelte ironisch, als sie mich sah. »Willkommen zurück«, sagte sie. Wir umarmten uns. »Ich habe versucht, es dir zu sagen.«
»Ich weiß.« Ich sah mich in dem Büro um. »Sieht aus, als hätte der Grinch dieses Jahr früher zugeschlagen.«
»Und er hat selbst die letzte Dose Who-Hash mitgenommen.« Sie schüttelte den Kopf. »Apropos Grinch, hast du eigentlich noch mal mit diesem Widerling Kyle gesprochen?«
»Ja.«
»Was hat er gesagt?«
»Im Grunde hat er nur gesagt, er sei gegangen, weil ich die Agentur im Stich gelassen hätte. Ihm hätten nur die Interessen seiner Kunden am Herzen gelegen.«
»Wow, was für ein Held«, sagte sie höhnisch. »Typisch Kyle, die Dinge so zu verdrehen. Das einzige Interesse, das Kyle je am Herzen lag, ist sein eigenes. Weißt du, er hat mit dieser Nummer schon angefangen, bevor McKale den Unfall hatte.«
Ich sah sie verdutzt an. »Was?«
»Am Tag vor der Wathen-Präsentation hat er mir erzählt, was er vorhat, und mich gefragt, ob ich mitkommen würde. Ich wollte es dir nach der Präsentation sagen. Aber dann ging ja auf einmal alles drunter und drüber.«
Diese Enthüllung rückte alles in ein völlig neues Licht. »Dieses hundsgemeine Wiesel«, sagte ich. Ich sah auf meinen Schreibtisch und fragte mich, ob Kyle ihn selbst durchwühlt hatte.
»Ein Wiesel, genau das ist er«, sagte Falene. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Also, wo fangen wir an, Chef?«
»Ich will, dass du unsere Kundenliste durchgehst und Besprechungen mit allen ansetzt, die bereit sind, sich mit mir zu besprechen.«
»Habe ich die Erlaubnis, an Schuldgefühle zu appellieren?«
»Absolut. Haben wir irgendwelche Angebote für neue Aufträge?«
»Es gab ein paar Anfragen. Nichts Großes, aber sie könnten helfen, uns über Wasser zu halten. Ich habe sie notiert – und sie Kyle vorenthalten.«
»Gut gemacht.«
Wir gingen in unsere jeweiligen Büros. Ich verbrachte den Vormittag damit, die potenziellen Neukunden zu kontaktieren und mit unserem Buchhalter Steve zu sprechen. Finanziell sah es nicht ganz so schlimm aus, wie ich befürchtet hatte. Die Lage war zwar nicht gut, aber auch nicht absolut katastrophal. Zumindest noch nicht. Es waren mehrere große Forderungen aufgelaufen, und wir hatten etwa zwölftausend Dollar auf der Bank – genug, um unseren Verbindlichkeiten nachzukommen. Gegen zwei betrat Falene mein Büro.
»Ich wollte mir unten rasch einen Salat holen. Soll ich dir irgendwas mitbringen?«
»Danke, aber ich muss nach Hause und nach McKale sehen. Wie läuft’s mit den Anrufen?«
»Ganz okay. Wathen sagt, es täte ihm sehr leid, aber sie seien jetzt einfach schon zu weit, um noch einmal umzuschwenken. Aber er wird uns für künftige Projekte im Hinterkopf behalten.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist doch erst vier Wochen her.«
»Ich weiß. Er klang irgendwie ausweichend. Ich bin sicher, dass Kyle ihn gründlich in die Mangel genommen hat. Aber Coiffeur, iTex und DynaTech sind mit einer Besprechung in der nächsten Woche einverstanden.«
»Das ist immerhin ein Anfang. Gut gemacht, Falene.«
»Danke. Und wie geht’s McKale?«
Ich lächelte. »Ihr Bein hat sich heute Morgen bewegt.«
»Das ist doch wunderbar, oder?«
»Angesichts dessen kommt mir alles andere machbar vor.« Ich stand auf und begann, ein paar Akten
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