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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Arzt verabreichte McKale eine Injektion durch den Infusionsschlauch, dann nahm er den Beatmungsschlauch und führte ihn behutsam in McKales Mund und Kehle ein. Vor meinen Augen verschwamm alles. Dinge geschahen, die nicht geschehen sollten. Ihr Körper stellte den Betrieb ein. An die genaue Abfolge der Ereignisse kann ich mich nicht erinnern. Es kam mir vor wie ein Traum, in dem die Zeit in Einzelbildern ablief und zusammenhangslose, körperlose Sätze durch die Luft schwirrten.
    »Sie steht unter Schock.«
    »Fällt weiter ab.«
    »Die Herzfrequenz fällt ab.«
    Die Bewegungen im Raum wurden immer schneller, hektischer, wie ein wilder, ausgelassener Tanz. Dann begann McKale, anders zu atmen. Sie schnappte nach Luft, tief und angespannt, mit langen Pausen zwischen den Atemzügen.
    »Die Atmung versagt.«
    Dann kam das erschreckendste Geräusch von allen: ein einziges lautes Piepsen.
    »Sie hat einen Herzstillstand.«
    Der Arzt leitete hektisch die Wiederbelebung ein. Nach einer Minute brüllte er: »Schalten Sie dieses Ding ab.« Das Piepsen hörte auf. Er drückte weiter auf ihre Brust.
    Sieben Minuten später war der Tanz zu Ende. Meine beste Freundin starb um 00.48 Uhr. Das Letzte, was ich zu ihr sagte, war: »Ich liebe dich, Mickey. Ich werde dich immer lieben.«

Sechzehntes Kapitel
    Alles ist verloren.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Eine Sozialarbeiterin hatte das Zimmer betreten und stand neben mir. Ich weiß nicht, wie lange sie schon da war. Ich hatte sie nicht hereinkommen sehen. Sie sagte nichts. Sie stand nur da. Ohne aufzusehen, sagte ich: »Sie ist nicht mehr da.«

Siebzehntes Kapitel
    Ich würde alles geben,
um sie zurückzubekommen.
Alles. Aber ich habe nichts, womit ich
handeln könnte. Nicht einmal mein Leben.
Schon gar nicht mein Leben.
Was könnte ein Leben, das so elend ist
wie meines, schon wert sein?
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Die nächsten beiden Tage waren eine Parade aus verschwommenen Ereignissen, die an mir vorbeizog. Die Leute vom Bestattungsunternehmen zerrten mich mehr oder weniger durch all das, was zu erledigen war – einen unfreiwilligen Beteiligten an einem ungewollten Verfahren. Ich erinnerte mich, wie roboterartig mein Vater nach dem Tod meiner Mutter gehandelt hatte. Ich verurteilte ihn nicht mehr. Jetzt war ich derjenige, der sich roboterartig um die Abwicklung eines Todesfalls kümmerte: Ich suchte einen Sarg und einen Grabstein aus, schrieb einen Nachruf auf McKale, unterzeichnete Papiere und wählte das Kleid aus, in dem sie bestattet werden sollte – ein perlenbesetztes Kleid aus schwarzem Chiffon, das vorn gerafft war. Sie hatte es im vergangenen Januar bei den Feierlichkeiten zur Verleihung der WAF-Awards getragen. Für mich war sie die schönste Frau im ganzen Saal gewesen.
    Mir wurde deutlich bewusst, wie sehr ich in der Vergangenheit alle anderen Menschen aus meinem Leben ausgeschlossen hatte. Außer dem jeweils anderen hatten McKale und ich keine echten Freunde, und die einzigen Leute, mit denen wir gesellschaftlichen Umgang hatten, standen auf meiner Gehaltsliste. Ich hatte gedacht, dass ich niemand anderes bräuchte. Ich hatte mich getäuscht.
    Sam traf am Donnerstagnachmittag zusammen mit McKales Stiefmutter Gloria ein. Wir waren vor der Leichenhalle verabredet. Sam brach zusammen, als er sie sah. »Mein kleines Mädchen«, schluchzte er. »Mein kleines Mädchen.«
    Mein Vater traf zwei Tage später ein, am Tag vor der Beerdigung. Wie es seine Art war, sprach er sehr wenig, wofür ich ihm offen gestanden dankbar war. Ich konnte sehen, dass er meinen Schmerz teilte, und das reichte mir. Er wohnte bei mir und schlief unten im Gästezimmer.
    Es regnete die ganze Nacht, und ich saß in der Küche und lauschte auf die Millionen Tropfen, die auf die Erde trommelten. Ich fand einfach keinen Schlaf. Mein Vater kam um drei Uhr morgens hoch in die Küche. Ich saß am Küchentisch, eine Tasse kalten koffeinfreien Kaffee vor mir, und starrte ins Leere.
    »Ich konnte auch nicht schlafen«, sagte er. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich zu dir setze?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Einen Augenblick lang saßen wir beide schweigend da. Dann räusperte er sich. »Als deine Mutter starb, da fühlte ich mich, als ob mir eine Hälfte meines Körpers amputiert worden wäre. Die Hälfte mit dem Herzen. In der ersten Zeit war ich mir nicht sicher, ob ich weiterleben kann. Offen gestanden, war ich mir

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