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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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einfach liegen.
    Irgendjemand hat einmal gesagt: »Wir können die Realität leugnen, aber wir können nicht die Konsequenzen des Leugnens der Realität leugnen.« Die erste dieser Konsequenzen wurde am Sonntagnachmittag manifest. Während ich nach dem Mittagessen aufräumte, klingelte es an der Haustür. Als ich öffnete, standen zwei Männer vor mir. Der erste war etwa so groß und kräftig wie ich, er war allerdings etwa zehn Jahre älter und hatte schütteres Haar. Der zweite Mann hatte sandfarbenes Haar und sah aus wie ein Linebacker der Seattle Seahawks. Der erste Mann übernahm das Reden.
    »Sind Sie Alan Christoffersen?«
    »Der bin ich.«
    »Wir sind von Avait Leasing. Wir sind hier, um ein Lexus-Sportcoupé und einen Cadillac Escalade wieder in Besitz zu nehmen.«
    Meine Augen schossen zwischen den beiden hin und her. »Hören Sie, meine Frau ist eben erst aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Können wir das vielleicht irgendwie anders regeln?«
    »Es tut mir leid, aber dafür ist es mittlerweile zu spät. Wenn Sie uns bitte zu den Wagen führen würden.«
    Ich sah ihn an und suchte nach irgendeiner Spur von Mitleid, aber ich fand keine. Er war hier, um seine Arbeit zu machen. »Die Autos stehen in der Garage. Ich mache sie Ihnen auf.« Die Männer traten zur Seite, um mich zur Haustür hinauszulassen. Ich gab den Code für die Alarmanlage ein und öffnete die Garage. »Geben Sie mir bitte einen Augenblick Zeit, um unsere Sachen aus den Wagen zu holen.«
    »Kein Problem.«
    Ich sammelte unsere Habseligkeiten ein – Sonnenbrillen, CDs, Handy-Ladegeräte –, den üblichen Krimskrams. Als ich fertig war, nahm ich die Wagenschlüssel von den Schlüsselringen und reichte sie dem Mann. Er warf seinem Partner den Escalade-Schlüssel zu und stieg dann in meinen Lexus. »Tut mir leid.«
    Ich sah ihnen nach, wie sie mit unseren Autos davonfuhren. Ich schloss das Garagentor und ging wieder ins Haus.
    »Wer war denn da an der Tür?«, fragte McKale.
    Ich legte die Stirn in Falten. »Die Leasingfirma. Sie haben eben unsere Wagen wieder abgeholt.«
    »Es tut mir leid.« Sie wandte den Blick von mir ab.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Es sind nur Autos.« Die Wahrheit ist, dass ich mir vorkam wie ein Penner.
    Es wurde immer schlimmer. Als ich an jenem Abend die Post durchsah, stieß ich auf die erste Arztrechnung. Über eine viertel Million Dollar. Ich schaffe das , sagte ich mir. Keine Panik. Nur keine Panik. McKale braucht dich .
    Ich brach dennoch in Panik aus.

Zwölftes Kapitel
    Heute ist etwas Bemerkenswertes passiert.
McKales Bein hat sich bewegt.
Wir lassen noch nicht die Sektkorken knallen,
aber könnte es sein, dass unser Glück sich
endlich gewendet hat?
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Am Montagmorgen weckte ich McKale um sechs. Ich badete sie, half ihr auf die Toilette und zog sie an. Ich setzte sie in ihren Stuhl, dann machte ich ihr das Frühstück. Während ich diese Routineaufgaben erledigte, musste ich an diesen Spruch denken: Heute ist der erste Tag deines restlichen Lebens . Er passte, allerdings nicht in dem optimistischen Sinne, in dem er gemeint war. Das hier war meine neue tägliche Routine – etwas, das ich tun würde, bis wir beide alt und grau sein würden.
    Ich ließ sie nur ungern allein, aber mir blieb keine andere Wahl. Es ließ sich einfach nicht länger vermeiden. »Bist du sicher, dass du hier allein klarkommst?«
    »Ja. Wir müssen uns an diesen Zustand gewöhnen«, sagte sie.
    Ich küsste sie auf die Stirn, dann ging ich, um mich fertig zu machen. Während ich unter der Dusche stand, schrie McKale: »Al! Komm her, schnell!«
    Ich wickelte mich in ein Handtuch und stürzte triefend nass zu ihr. McKale lächelte. Es war das erste Mal seit dem Unfall, dass ich sie lächeln sah.
    »Was denn?«
    »Sieh mal«, sagte sie. Zu meinem Erstaunen bewegte sich eines von McKales Beinen. »Es tut sich was.«
    »Spürst du etwas?«
    »Nein. Aber es kommt mir vor, als ob es sich bewegen will.«
    Mein Herz machte einen Luftsprung. Es war seit Wochen das erste Mal, dass ich Hoffnung verspürte. »Was immer du da tust«, sagte ich, »mach einfach weiter damit.«
    »Ich tue gar nichts«, sagte sie. »Es hat von ganz allein angefangen, sich zu bewegen.«
    Endlich ist etwas Gutes passiert , dachte ich . Danke, Gott .

Dreizehntes Kapitel
    Heute bin ich zum ersten Mal in die Agentur zurückgekehrt, die ich damals so überstürzt verlassen habe. Es war, als würde ich ein Haus betreten, das einem Brand zum

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