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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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Kapitel 3

    21. April 1865

    Lizzie war draußen in der Küche hinter dem großen Haus und schrubbte einen gusseisernen Kessel, als sie einen der anderen Haussklaven rufen hörte. „Lizzie! Lizzie, komm schnell! Eine Kutsche kommt den Weg herauf!“
    Lizzie ließ ihren Putzlappen fallen und rannte hinaus, während sie insgeheim betete. „Oh Herr, bitte! Bitte lass es meinen Otis sein, der nach Hause kommt.“ Seit dem Augenblick, als Miz Eugenia Otis im letzten Winter befohlen hatte, ihre Sachen aufzuladen und sie und die beiden Missys nach Richmond zu fahren, fragte Lizzie sich, ob sie ihren Mann jemals wiedersehen würde. Sie hatte gehört, wie Miz Eugenia darüber gesprochen hatte, dass sie dringend Geld brauchte, nachdem Massa Philip gestorben war. Was war, wenn sie beschloss, Otis zu verkaufen? Und wenn Lizzie ihn niemals wiedersehen würde? Bitte bring ihn nach Hause, Herr Jesus!
    Der Winter war dem Frühling gewichen und noch immer gab es keine Nachricht von den Weißen in Richmond. Weder Lizzie noch die anderen Sklaven, die hiergeblieben waren, wussten, was geschehen war. Jeden Tag fragten Lizzies Jungen sie: „Wo ist Papa? Wann kommt er wieder nach Hause?“ Was konnte sie sagen? Das Leben in der Sklavensiedlung war seit jeher von Unsicherheit und Leid gekennzeichnet, etwas anderes kannten sie nicht. Manchmal wurden einem geliebte Menschen genommen, die man dann nie wiedersah.
    Lizzies Mama hatte sie gewarnt, sie solle sich nicht verlieben und heiraten. „Da endest du nur mit einem gebrochenen Herzen, wenn er dir weggenommen wird“, hatte sie gesagt. „Die schwere Arbeit und der Kummer sind schlimm genug, aber Menschen zu verlieren, die du liebst, ist die schwerste Last, die du jemals tragen wirst.“
    „Aber ich will irgendwann heiraten und Babys bekommen“, hatte Lizzie versucht dagegenzuhalten. Die Stimme ihrer Mutter hatte scharf geklungen.
    „Du hörst mir jetzt mal zu. Wenn du Babys hast, wirst du sie lieb haben. Dann musst du zusehen, wie sie erwachsen werden und Sklaven sind, genau wie du, und dieses elende Leben führen. Und du kannst nichts dagegen machen. Du wirst dir wünschen, dass sie frei herumlaufen und glücklich sein könnten wie die weißen Babys, aber so sehr es auch wehtut, du musst deinen Kindern beibringen zu gehorchen, was immer auch geschieht. Sie gehören den Weißen und nicht dir. Hör mir genau zu, Lizzie. Verlieb dich nie. Es macht dieses Leben nur noch schwerer, als es sowieso schon ist.“
    Lizzie hatte den ganzen Winter, nachdem Otis abgereist war, über die Warnung ihrer Mutter nachgedacht und konnte sie nicht vergessen. Aber es war zu spät. Sie liebte Otis mehr als alles in der Welt und nichts konnte daran etwas ändern. Seine Kinder liebten ihn auch. Aber jedes Mal, wenn sie nach ihm fragten, schimpfte sie mit ihnen und sagte: „Hört auf, an ihn zu denken. Und fragt nicht mehr nach ihm. Vielleicht sehen wir ihn nie mehr wieder, bis wir irgendwann in den Himmel kommen, also hört auf zu fragen und zu hoffen.“
    Es war unmöglich. Diese Last der Liebe war eine so schwere Bürde, dass Lizzie manchmal unter ihrem Gewicht in die Knie ging. Sie würde niemals aufhören zu hoffen und zu beten und Jesus zu bitten, dass er Otis nach Hause brachte.
    Lizzie trocknete sich noch immer ihre Hände an ihrer Schürze ab, als sie in den Nebenhof lief, um den langen, von Bäumen beschatteten Weg hinunterzusehen. Etwas wirbelte eine große Staubwolke auf und das hieß, dass tatsächlich eine Kutsche kam. Sie konnte die Hufe des Pferdes in der weichen Erde aufsetzen hören und die Federung der Kutsche, die quietschte und ächzte. Aber sie konnte zwischen den Bäumen nur gelegentlich eine Bewegung sehen.
    In den vergangenen Wochen hatte es andere Besucher auf der Plantage gegeben und jedes Mal hatte Lizzie sich einen Dummkopf gescholten, wenn sie sich Hoffnungen gemacht hatte und diese dann zunichte gemacht worden waren. Alle möglichen Fremden waren die Straße vom Dorf heraufgelaufen gekommen, einige mit der Botschaft, dass der Krieg zu Ende sei, andere mit der Nachricht, dass die Sklaven alle frei seien. Einige von Massas Feldarbeitern hatten die Plantage für immer verlassen, aber Lizzie und die anderen, die im großen Haus arbeiteten, waren geblieben. Sie hatten eine Todesangst, dass man sie verfolgen und halb zu Tode prügeln würde, falls sich herausstellte, dass es nicht stimmte. Nein, Lizzie und ihre Kinder würden hier auf Otis warten. Und jetzt kam er

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