Am Anfang eines neuen Tages
zum Schweigen bringen.“
„Sie hätten nichts zu erzählen, wenn ihr nicht das Büro vom Amt für Freigelassene in Brand gesteckt hättet. Alle wissen, dass ihr das wart.“
„Wir wollten nur, dass dieser Yankee die Stadt verlässt, aber er hat den Wink mit dem Zaunpfahl ja nicht verstanden, also –“
„Hör auf! Hört auf damit, eure Zeit mit Hass und Töten und Rache zu verschwenden. Dann endet der Krieg nie. Es ist Zeit, noch einmal von vorn anzufangen und unsere Heimat und unser Leben wieder aufzubauen. Könnt ihr das nicht verstehen? Ich habe es auch nicht verstanden, bis Josephine mich von der Wahrheit überzeugt hat. Aber sie hat recht. Wir müssen aufhören zu hassen und anfangen zu leben.“
Daniel machte einen Schritt auf Harrison zu. „Hör zu, Harrison. Meiner Schwester haben wir es zu verdanken, dass wir alle an ihren Yankeefreund ausgeliefert werden. Und nicht nur das, sondern eine meiner Sklavinnen hat jede Menge Lügen über dich und Samuel verbreitet, und das hat meine Mutter beinahe umgebracht. Sie müssen dafür bezahlen. Dann wird nie wieder einer versuchen aufzumucken.“
„Deine Sklavin hat nicht gelogen, Daniel. Sie hat die Wahrheit gesagt. Ich war dabei. Sam und ich haben sie vergewaltigt, so wie sie es gesagt hat. Als dein Vater davon erfuhr, hat er gesagt, das sei ein Verbrechen gegen Gott, und er hat Sam fortgeschickt. Ich war zu jung und zu eingebildet, um es zu verstehen. Ich dachte, es wäre mein Recht, Sklaven so zu behandeln, wie es mir gefiel. Aber ich habe dafür bezahlt. Und Samuel hat sogar einen noch größeren Preis bezahlt. Versündige dich nicht so, wie wir es getan haben. Hör jetzt damit auf. Lass diese Kinder nach Hause gehen. Und du geh auch nach Hause.“
„Seit wann bist du auf der Seite der Sklaven?“
„Es gibt keine Seiten mehr, begreifst du das nicht? Der Krieg hat all dem den Garaus gemacht. Keiner von uns hat noch irgendetwas. Alles, was wir haben, sind Recht und Unrecht, und dies ist Unrecht! Es ist falsch! Selbst wenn die Yankees euch ungestraft davonkommen lassen, wird Gott es nicht tun. Ihr werdet auf irgendeine Weise für das, was ihr getan habt, bezahlen. Glaubt mir, ich weiß das.“
Er hielt inne und wartete. Josephine konnte kaum atmen.
„Lass sie gehen, Daniel“, wiederholte er. „Geh nach Hause. Rache zu üben ist nur eine andere Form von Selbstmord.“
Daniel trat noch einen Schritt näher. „Und was ist, wenn ich nicht tue, was du verlangst?“
Mehrere Sekunden verstrichen, ohne dass jemand etwas sagte. Der Schweiß rann Josephines Rücken hinunter. Harrisons Pferd tänzelte auf der Stelle. „Dann wirst du mich wohl auch töten müssen“, sagte Harrison leise. „Dieses schwarze Mädchen da drüben ... das könnte meine Tochter sein.“
Daniel starrte Harrison lange an. Dann wandte er sich schließlich ab und ging zu seinem eigenen Pferd, um es loszubinden. Ohne ein weiteres Wort schwang er sich in den Sattel und ritt davon. Nach einer langen Pause taten die anderen Männer es ihm gleich und ließen Roselle und Jack zurück. Josephine rannte über die Lichtung und zog die beiden Kinder in ihre Arme. Sie klammerten sich so fest an sie, dass ihre Rippen schmerzten.
„Es ist vorbei. Jetzt seid ihr in Sicherheit“, murmelte Josephine. „Alles wird gut.“
„Ich will nach Hause!“, heulte Jack.
„Ja, Jack. Ja. Captain Blake zeigt uns den Weg nach Hause.“
Harrison fand den Pfad und führte sie durch den Wald. Jack und Roselle hielten sich krampfhaft an Josephines Händen fest, während sie hinter ihm her durch die Dunkelheit stolperten.
„Was ist mit den Enten?“, fragte Jack. „Sie haben Roselles Enten genommen.“
„Denen geht es gut. Das sind wilde Tiere, Jack. Sie werden jetzt glücklicher sein, wo sie frei sind.“
Josephines Beine schmerzten, als sie in der Nähe des Baumhauses aus dem Wald traten. Jetzt waren sie beinahe zu Hause. Harrison blieb stehen und die Kinder ließen Josephines Hände los und rannten zum Haus. Lizzie und Otis standen vor der Küche und hielten nach ihnen Ausschau. Als sie die Kinder kommen sahen, liefen sie ihnen entgegen.
„Danke, Herr! Danke!“, rief Otis. Lizzie konnte überhaupt nichts sagen, als sie ihre Kinder in die Arme schloss. Josephine war so müde, dass sie am liebsten auf den Boden gesunken wäre und vor Erleichterung und Erschöpfung geweint hätte. Sie drehte sich um und wollte Harrison danken, aber er hatte das Pferd bereits gewendet, um wieder in den Wald zu
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