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Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Krieger zu. Ein Becher Tee war noch da. Sie hoben seinen Kopf an und flößten ihm den Tee ein. Er trank erschöpft und röchelte dann:
    »Danke. Yorne hat uns besiegt.«
    Ilfa tränkte einen Zipfel der Decke mit Wasser und wischte das Gesicht Golars ab. Seine Augen blickten voller Schmerz. Blut verkrustete den Bart. Sein Atem ging rasselnd.
    »Wer ist Yorne?« fragte Helmond und kauerte sich vor dem Verletzten zu Boden.
    Golar keuchte, trank einen Schluck klares Wasser und hustete würgend.
    »Wir waren drei. Die anderen sind tot, umgekommen dort, in den… Katakomben von Ugur.«
    »Jetzt wissen wir wenigstens den Namen. Katakomben von Ugur.«
    Helmond nickte. Ratlos umstanden die Mitglieder der Rotte den Sterbenden. Sein Körper sah furchtbar aus; als ob ihn zahllose Feinde mit scharfen Waffen geschlagen hätten.
    »Was wolltet ihr dort?« krächzte die Haryie neugierig.
    »Wir sind eingedrungen, um einen Schatz zu finden. Die Hexe… Yorne hütet den unermeßlichen Schatz. Es ist Gold. Und viele magische Waffen. Spinnenhaupt hockt über dem Schatz.«
    Ilfa schüttelte ratlos den Kopf. Der schmale Junge mit dem verschmutzten Gesicht blieb außerhalb der Rotte stehen und betrachtete schweigend den Fremden. Er sah ganz anders aus als Helmond; schien einem anderen Stamm anzugehören.
    »Was ist Spinnenhaupt?« wollte der Zentaur wissen. Golar war zu schwach, um erkennen zu können, in welch merkwürdiger Gesellschaft er sich befand. Sie hatten ihm geholfen, und er vergaß vorübergehend seine Schmerzen und das Wissen, daß er sterben mußte.
    »Yorne wird auch ›Spinnenhaupt‹ genannt. Wir haben das nackte Entsetzen kennengelernt. Sie sind tot, beide – ich gehe niemals wieder in die Katakomben zurück.«
    Er lächelte schwach, dann übermannten ihn wieder die Schmerzen. Golar stöhnte auf, und seine Beine zuckten. Er schloß die Augen und schien einzuschlafen. Helmond senkte den Kopf und murmelte einen Fluch. Wenn ein so harter, kräftiger Krieger versicherte, daß er um keinen Preis mehr in die Katakomben zurückgehen würde, dann schien der Schrecken wirklich besonders tief zu sein – noch tiefer als die Bilder von ALLUMEDDON, dort, im Hof von Ugur.
    Die Dunkelheit?
    Helmond drehte sich herum und blickte in die Richtung des Portals. Zuerst zog ein Rauchschleier aus dem wiederaufgeflammten Feuer vor dem Loch im Gestrüpp.
    Zuerst stutzte er, weil ihm etwas auffiel. Dann vermißte er Ilfa. Er wirbelte herum und suchte Ilfa mit Blicken. Plötzlich faßte ihn panische Angst um seinen einzigen, letzten Besitz. Ilfa! Er sprang durch den beißenden Rauch und blickte in den Durchschlupf, der immer größer geworden war, immer mehr Licht in die Dunkelheit jenseits des Portals hereinließ. Dort sah er zwei Gestalten.
    Ilfa! Und neben ihr ein stattlicher Wolf, der mit seinem buschigen Schweif schwenkte und zu Ilfa hinaufzublicken schien. Ilfa zeigte keinerlei Furcht und hielt das Schwert in der Hand. Das letzte Aufblitzen einer Spur Licht auf der Klinge, dann verschwanden beide.
    Helmond wurde halb verrückt vor Furcht.
    »Mein Kind!« schrie er unbeherrscht. »Alles, was ich noch habe. Los, Golar! Auf! Du bringst uns zu den Katakomben!«
    Jeder Atemzug, der verstrich, vergrößerte die Entfernung zwischen Ilfa und der Rotte. Aufgeregt schlug Sgnore mit den Flügeln und krächzte:
    »Er schläft. Oder er ist – tot!«
    Tautason hob den Kopf des Kriegers an und rief:
    »Er ist erschöpft. Nicht tot.«
    Caronj ließ sich auf die Knie nieder und wandte sich an Helmond.
    »Hilf ihm auf meinen Rücken. Und dann: bindet euch die Augen zu. Verhüllt eure Köpfe, auch meinen. Laßt die schwere Ausrüstung zurück.«
    »Das ist eine Möglichkeit«, rief Tautason.
    »Macht schnell!« drängte Helmond und hob zusammen mit dem Zentauren den schweren, schlaffen Körper auf den Rücken. Instinktiv klammerte sich Golar an die Schultern Caronjs.
    »Nein«, lallte der Krieger. »Nicht in die Katakomben.«
    Die Mimesen zerrissen Decken und schnitten Ärmel von Hemden herunter. Sie machten daraus breite Binden und wanden sie sich gegenseitig um die Köpfe. Die Ausrüstung wurde auf einen Haufen geworden. Helmond drängte unaufhörlich zur Eile und band den Krieger mit dessen eigenem Gürtel an die Schultern des Zentauren.
    »Du bringst uns zu den Grüften! Keine Widerrede!« drohte Helmond. »Oder ich zeige dir, was wirklicher Schrecken ist!«
    »Ich kann… will nicht!« murmelte der Krieger. Er war wohl wirklich weniger dem Tode nahe,

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