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Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Boden.
    »Ja. Jedenfalls tödliche Fallen. Meine Freunde sind dadurch getötet worden.«
    »Wirklich? Wo sind wir?«
    Nach Helmonds Meinung befanden sie sich tief innerhalb der Ruinen. Sie waren dem zweiten Teil des Ganges gefolgt, den sie in die Pflanzen gehackt hatten. Auch er riß sich das Tuch vom Kopf und von den Augen und warf es achtlos zur Seite. Vor ihnen gab es keine Pflanzen mehr; sie standen unter einem steinernen Dach, einem flachen Bogen. Auch seitlich gab es nur glatte Steinwände. Es stank nach Moder und Nässe.
    Der Fremde ließ sich, nachdem er den Gürtel aufgeknotet hatte, vom Rücken des Zentauren gleiten. Caronj nahm in die Rechte das Beil, in die linke Hand seine Lanze. Er blickte den Krieger an.
    »Führe uns, Freund«, bat er. »Wir helfen dir. Jeder hilft jedem. Wir suchen ebenso Beute wie du. Du hast alles überlebt, und wir haben es noch vor uns.«
    »Ich muß Ilfa finden«, schrie Helmond unbeherrscht. »Und ihr vertrödelt die Zeit mit Gerede.«
    Caronj winkte ab.
    »Uns ist der Tod gewiß, wenn wir blindlings in die Katakomben hineinstürzen. Langsam, Helmond.«
    »Ich kann hier nicht fliegen«, klagte schrill die Haryie. »Was tun wir?«
    Golar hatte sich anscheinend erholt. Er zog seinen Dolch und duckte sich.
    »Folgt mir. Und gehorcht mir. Viele Fallen kenne ich. Andere nicht. Ich bringe euch dorthin, wo ich schon war, obwohl ich mich davor fürchte.«
    »Gut. Danke«, rang sich Helmond ab.
    Nach zwanzig Schritten begann eine Treppe mit großen, ausgetretenen Stufen. Sie führte in einem schmalen Korridor abwärts. Golar setzte sich an die Spitze des vorsichtig schreitenden Zuges. Plötzlich blieb er stehen und zeigte auf eine Stelle an der Wand, an der mit blutigen Fingern eine Markierung angebracht war.
    »Dort, wo ich stehenbleibe, müßt ihr vier Stufen überspringen. Es ist eine Fallgrube unter den Steinen.«
    »Auch das noch!« fauchte die Haryie. Sgnore fiel es besonders schwer, den Schritten den Zentauren, Helmonds und des Fremden zu folgen. Vorsichtig tappten sie abwärts, dann blieb Golar stehen. Er trat auf die nächsttiefere Stufe.
    Es gab ein krachendes, knirschendes Geräusch. Vier breite Stufen drehten sich um ihre Mittelachse und kippten in die Ausgangslage zurück. Caronj ging rückwärts, nahm einen kurzen Anlauf und schnellte sich mit aller Wucht vorwärts. Seine Vorderläufe erreichten den sicheren Teil des Ganges, aber ein Hinterhuf traf die Platten, die sich ächzend wieder bewegten. Er zog den Hinterlauf nach, drehte sich herum und rief:
    »Sgnore! Du mußt helfen!«
    »Schon verstanden«, erwiderte die Haryie. »Hör zu, Golar. Du nimmst, wie Caronj, einen Anlauf…«
    Der Krieger riß alle seine Kräfte zusammen. Die Haryie schwang sich mit einigen vorsichtigen Flügelschlägen auf seine Schultern und schlug die Krallen in den Stoff des Wamses. Knirschend rissen einige Nähte. Dann gellte ihr Schrei durch den Korridor.
    »Los!«
    Schwerfällig rannte Golar los. Die Haryie schlug wie rasend mit den Schwingen und wirbelte eine riesige Staubwolke auf, die durch den dämmerigen Gang schwebte und die Eindringlinge blendete und husten ließ. Dann sprang Golar hoch. Er fühlte, wie eine wilde Kraft ihn vorwärts riß. Er hob die Füße an den Körper und streckte die Arme aus, als er vor sich dunkel den Zentauren erkannte.
    Caronj half ihm, und er blieb stolpernd und keuchend stehen. Die Haryie löste ihre Fänge von der aufgerissenen Kleidung.
    »Danke«, sagte er.
    Helmond schleuderte die Fackel, Caronj fing sie geschickt auf und reichte sie dem fremden Krieger.
    Die Haryie schleppte Helmond über die tödliche Falle und kauerte sich zwischen die Vorderläufe des Zentauren.
    »Dort unten liegt Syen«, murmelte Golar dumpf. Einige seiner Wunden waren wieder aufgebrochen. »Ich höre noch seinen Todesschrei.«
    »Wir leben.«
    Schwer atmend standen sie in dem engen Gang und drängten sich zusammen. Helmond starrte in die blutunterlaufenen Augen des Kriegers.
    »Wir müssen weiter, Golar. Du kennst alle Fallen?«
    Der Fremde rang sich ein heiseres Lachen ab.
    »Alle, die ich überlebt habe. Jetzt kommt die Speerfalle.«
    »Geh du voraus.«
    Golar nahm die Fackel und tastete sich langsam vorwärts. Der steinerne Korridor verlief jetzt waagrecht und machte einen scharfen Knick. Gestank schlug in die Nasen der Eindringlinge. Nach dreißig Schritten hob Golar die Hand.
    »Flach auf den Boden. Von rechts kommen die Speere.«
    Er ließ sich auf die Knie nieder, legte die

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