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Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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war über die Wesen gekommen, die auf dieser Welt wohnten.
    Rascheln, Knistern, Scharren von Metall auf Stein. Sie wachten auf. Caronj atmete tief ein und aus und wußte, daß ein entscheidender Tag angebrochen war. Woher wußte er es? Er spürte es. Es war einfach so.
    Er kam auf die Füße, schüttelte sich und versuchte, die Morgenkälte aus dem Fell zu verscheuchen.
    »Das Feuer«, murmelte er, holte trockenes Holz und fachte die Flammen neu an. Er hängte einen Topf über die Flammen und schüttete Wasser und Teeblätter hinein. Die anderen rieben sich den Schlaf aus den Augen, stießen murmelnde Laute aus und schielten nach dem Tee.
    »Noch immer diese Stille«, sagte Ilfa. »Ich habe geschlafen ohne jeden Traum.«
    »Ich habe schlimme Dinge geträumt«, schnappte die Haryie. »Ist der Tee noch immer nicht fertig?«
    Für einen winzigen Moment sahen sie hinter den Wolken die Sonne als eine schwach leuchtende Scheibe. Dann schob sich wieder Gewölk davor. Wie auf ein Kommando richteten sich plötzlich die Blicke aller wieder auf das Portal und den Haufen Äste, die von ihrem Durchbruch stammten. Und noch immer lauerte hinter dem Portal die Dunkelheit. Santauta schöpfte Tee in die Holzbecher.
    »Heute dringen wir ein. Es wird lange dauern, bis wir alle Keller und Gewölbe durchsucht haben. Sehr lange«, erklärte Helmond. »Ilfa! Du mußt sehen, daß du einen Braten schießt.«
    »Das wird nicht leicht sein«, gab Ilfa zurück. »Weit und breit haben wir kein Wild gesehen.«
    »Ich helfe dir«, versicherte Caronj.
    Sie leerten die Becher, aßen die letzten Reste des kargen Proviants und machten sich bereit. Caronj räumte seine Traglasten auf, die Mäntel und Decken wurden zusammengerollt. Noch gestern waren sie voller Erregung auf die Ruinen losgestürzt; heute ließen sie es bedächtiger angehen. Sie ahnten, daß sie sehr lange Zeit hier verbringen würden.
    »Hinein«, sagte Helmond entschlossen und zog das Schwert. »Du hilfst mir, Caronj!«
    Der Zentaur nickte. Sgnore hüpfte hinter ihnen ungelenk einher. Wieder drangen sie in das Gewirr der Zweige und dornigen Ranken ein, schlugen einige Äste ab, machten die Öffnung größer und merkten kaum, daß es von Schritt zu Schritt dunkler wurde.
    Sie kamen an der Stelle vorbei, an der vor wenigen Stunden Ilfa angeblich den Wolf und den Menschen gesehen hatte.
    Aber jetzt heulte kein Wolf.
    Zehn Schritte, zwanzig, dreißig – sie arbeiteten sich trotz der zunehmenden Finsternis tiefer und tiefer in die Ruinen hinein. Ein weiterer Ast wurde durchgeschlagen, neigte sich und fiel. Die Köpfe von Helmond, dem Zentauren und Ilfas ruckten hoch.
    Sie wandten sich nach allen Richtungen. Helmond knurrte schweißüberströmt:
    »Diese verdammte Dunkelheit. Aber wir sind mitten in einem Hof oder Garten, was weiß ich.«
    Die weißen Steine, alle jene Reste ehemaliger Pracht und Größe, hoben sich scharf gegen die Pflanzen und die Dunkelheit ab. Der Platz, an dem Tautason gerade, um besser zu sehen, an einem Stamm hochkletterte, war von den hochragenden Mauern umgeben, von schlanken Säulen, auf denen die Reste der Traversen ruhten.
    Die Gewächse, die den runden Hof ausfüllten, hatten flache Wurzeln und ließen sich leicht ausreißen. Caronj wütete unter ihnen und warf die doppelt mannshohen Stengel und Ranken auf einen Haufen.
    »Feuer!« stöhnte er. »Eine Fackel, und das alles verbrennt!«
    »Und wenn die letzten Balken verbrennen, werden wir von den Säulen erschlagen«, wehrte Helmond ab. »Das können wir später unternehmen. Jetzt brauchen wir eine Treppe, die in die Schatzgewölbe führt.«
    Caronj zeigte mit dem Beil auf einen zweiten Eingang. Reste eines Daches aus Steinplatten ruhten auf Doppelsäulen. Die ersten Säulen standen in wenigen Schritten Entfernung.
    »Dahinter scheint eine Halle zu sein.«
    Ilfa und die Mimesen hackten und schlugen in die Sträucher. Bald waren die Säulen erreicht. Dahinter stapelten sich die losgerissenen Teile der Dschungelpflanzen.
    »Ich glaube, ich sehe die Reste des Daches«, meinte Sgnore. »Soll ich… nein. Jetzt nicht.«
    Sie scharrte Pflanzenreste zur Seite. Unter den Hufen des Zentauren zeichneten sich dunkle Steinplatten ab. Sie trugen seltsame, unlesbare Zeichen, in denen sich Erde und Schmutz abgesetzt hatten. Die Augen der Rottenmitglieder ruhten auf den Zeichen. Wieder packte sie ein Frösteln, sie spürten innerlich, daß sie ein Wagnis eingingen.
    Helmond löste sich aus der Erstarrung, hob das Schwert und

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