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Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sprang an die Seite des Zentauren. Wie ein Wilder schlug er auf die Stämmchen und Äste ein und schleuderte die Wurzeln zur Seite.
    Die vier anderen rückten näher und halfen ihm. Und als hätten sie alle eine unsichtbare Linie überschritten, schlug eine Flut von Bildern, Geräuschen und Schreien über ihnen zusammen.
    Sie waren von einem Herzschlag zum anderen gelähmt und diesen schrecklichen Visionen ausgesetzt.
    Riesige Wolken ballten sich, blitzdurchzuckt, zusammen. Wasser strömte aus den purpurnen und schwarzen Flächen, stürzte zu Boden und bildete riesige Seen. Sturm peitschte die Wellen, und der Boden bebte und zitterte unaufhörlich. Das Wasser hob sich, auf den dunklen Riesenwogen bildete sich weißer, kochender Schaum. Flutwellen entstanden, die mit ungeheurem Getöse Mauern niederbrechen ließen, Wälder überfluteten, Tiere und Menschen ertränkten, die zu fliehen versuchten.
    Hinter dem Meer, das sich höher und höher auftürmte, schoben sich Flammenwände in den Himmel.
    Über dem krachenden Donnern der Brandungswellen und der Sturmfluten lag ein neues Getöse.
    Es kam aus dem Innern der Welt und aus den aufbrechenden Schlünden der feuerspeienden Berge. Die Welt ging unter – so war es vor etlichen Monden gewesen.
    Jemand begann zu schreien. War es Ilfa?
    »ALLUMEDDON!«
    Im lodernden roten und weißen Licht der Feuersäulen sammelten sich Krieger und bildeten lange Heerzüge. Tausende Fackeln geisterten durch die Nacht, die vom Sturm, vom Regen und vom Feuer erfüllt war und von den Kampfschreien der Heere. Immer mehr Krieger waren zu sehen, endlose Massen, gekleidet in eiserne Rüstungen, mit funkelnden, schauerlichen Waffen ausgerüstet, auf Tieren reitend, deren Mäuler und Zähne blutig waren.
    Durch die Wolken, zwischen denen die Feuersäulen brannten und schauerliche Bilder erzeugten, ritten auf schwarzen Drachen silberne Riesen, die Blitze aufeinander schleuderten.
    Unter ihnen, überrollt von den gepanzerten Reitern mit den dämonischen Köpfen, starben gewaltige Mengen Menschen. Rinnsale von Blut liefen über das zerklüftete, aufgewühlte Land. Zwischen den Leichen sprangen Tiere mit brennenden, großen Augen umher.
    Eine neue Wasserflut schwemmte alles hinweg; Städte, Dörfer, Straßen und Brücken, die Leichen und die Haare der Krieger.
    Aus dem Hintergrund, getragen von den sturmgepeitschten Wellen, näherte sich eine Flotte riesiger Schiffe. Segel trieben die gigantische Armada vorwärts. Aus allen Luken und von jedem Teil der Decks starrten riesige Lanzen. Blitze und feurige Strahlen zuckten nach allen Seiten. Aus dem Meer tauchten schreckerregende Wesen auf. Krakenarme wirbelten auf die Schiffe zu und wurden abgetrennt. Schlangen und Fische, die niemand je gesehen hatte, sprangen aus den Wellen und rissen die berstenden Schiffe mit sich.
    Die Krieger wurden heruntergerissen, die Planken wirbelten herum. Aus den Schauern der Gischt, die sich blutrot färbte, ertönte ein hohles, schreckliches Heulen, das mit dem Orkan und den Wirbelstürmen um die Wette orgelte und jaulte.
    Feurige Erscheinungen blendeten und ließen die Augen tränen.
    Das Donnern und das Schreien machte die Mitglieder von Helmonds Rotte taub.
    Sie wußten nicht, ob sie lebten oder sich in der dämonischen Welt des Untergangs befanden.
    Aus all dem Toben, Schreien und Heulen der Verdammten und Sterbenden ertönte, lauter und schauerlicher, eine einzelne Stimme.
    Zuerst löste sich der Zentaur aus der Erstarrung.
    Er blickte in die Richtung der Halle. Dort schwankte und tanzte eine lodernde Fackel. Eine blutüberströmte Gestalt wankte aus dem Inneren der Halle. Sie stieß diese furchtbaren Schreie aus. Ein riesiger Mensch in zerschlagener Rüstung und zerfetzter Kleidung, von Wunden gezeichnet, stürzte an Caronj und Helmond vorbei, rempelte die Haryie an und stolperte auf den Durchlaß im Gezweig zu.
    »Hinterher!«
    Die Eindrücke der Visionen, die schrecklichen Bilder der Vernichtung und die Bäche von Schlamm und Blut wurden schwächer. Die sechs stolperten hinter dem breitschultrigen Krieger durch die Pflanzen, durch den Durchschlupf hindurch und weiter. Caronj überholte ihn und stützte ihn, indem er seinen Arm unter die zuckende Schulter schob. Sie trampelten nebeneinander aus dem Portal hervor, auf die Reste des schwelenden Feuers zu.
    »Wer bist du?« keuchte Caronj. Der Krieger starrte ihn an und warf die Fackel ins Feuer.
    »Golar… ich sterbe.«
    Er sank zu Boden. Die Mimesen rannten auf den

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