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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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schweben die weißen Vögel wie kreischende Wolken über uns. Ein paar von ihnen stürzen sich auf uns herab, als wollten sie uns willkommen heißen oder mit uns spielen. Doch plötzlich ahne ich, dass sie etwas ganz anderes im Schilde führen.
    »Pass auf!«, rufe ich David zu, greife nach einem Stein und werfe ihn nach einem Vogel, der direkt über ihm kreist.
    »Was zum Teufel …?«, ruft David erschrocken und duckt sich.
    »Die müssen wir im Auge behalten«, sagt Dinah und schaut hinter dem Vogel her.
    Das Floß liegt noch auf dem Riff. Der Wind hat sich gelegt, darum werden wir unsere wenigen Besitztümer ohne Probleme an Land tragen können. David und Dinah waten zum Floß, während Gabriel und ich auf der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz an den eingefassten Teichen entlangwandern. Das durchsichtige Wasser leuchtet seltsam grüngelb. Es sieht ungeheuer sauber aus, und erst nach einiger Zeit geht mir auf, woran das liegt. In den Teichen gibt es keinerlei Leben. Kein tierisches Plankton, keine Grünalgen, keine Wasserläufer oder flinke kleine Fische. Leben hinterlässt Spuren. Das Wasser in den Teichen ist genauso steril wie das in unserem Swimmingpool im Vogelnest.
    Schließlich finden wir einen geschützten, von dichtem Gebüsch umgebenen Platz, der fast an eine Laube erinnert.
    »Guter Platz«, sagt Gabriel.
    Ich nicke. »Hier kann uns niemand entdecken.«

XIV
    Dinah und David kommen vom Floß zurück, beladen mit Lammfellen und zwei Säcken mit kondensiertem Wasser. Die Säcke haben Dinah und ich gemacht. Sie sind innen aus Leder und außen aus Stoff. Dinah und David sind schweißnass und außer Atem.
    »Das ist unser letztes Wasser«, sagt Dinah, als sie ihren Wassersack vorsichtig abstellt.
    Wir trinken gierig, jeder genau gleich lang. Als unser Durst gestillt ist, ist der eine Sack fast leer.
    Gabriel und ich haben von den wacholderähnlichen Büschen lange Äste abgebrochen, die ich schräg auf die Astgabeln von kürzeren Ästen gestützt habe. Darüber breiten wir jetzt die Lammfelle. Das ergibt einen passablen Windschutz. Von hier aus können wir die Landschaft überblicken, bis hin zu der Stelle, wo der Hof liegt. Dennoch ist es fast unmöglich, uns in dem dichten Gestrüpp zu entdecken.
    David bricht noch weitere lange Äste aus den Büschen und wählt die beiden mit den schärfsten Spitzen aus. Dann geht er mit mir über den Wall und zum Ufer hinunter, wo wir ins Meer hinauswaten. Das Wasser ist lauwarm. Ab und zu spüre ich etwas an meinen Beinen, was ich für kleinere Fische halte, aber weil das Wasser hier etwas trüb ist, sieht man sie kaum. Als ich zum Floß spähe, sehe ich plötzlich einen dunklen Schatten unter der Wasseroberfläche schweben. Ich stupse David und nicke zu der Stelle hin.
    »Ein großer Fisch!«, flüstere ich aufgeregt.
    Wir bleiben regungslos stehen und sehen den Schatten schaukelnd näher kommen. Es scheint ein gigantischer Plattfisch zu sein. Wir heben unsere Holzspeere und schleudern sie gleichzeitig. Der Fisch zuckt zusammen und peitscht schäumendes, mit Blut vermischtes Wasser auf. Dann verschwindet er. Aber die Speere stecken in ihm fest, und bald sehen wir ihn hilflos davontreiben. Da wissen wir, dass er tot ist, und waten zu ihm hin.
    »Der ist ja riesig«, sage ich und halte ihn an einer Flosse fest.
    Gemeinsam ziehen wir ihn ans Ufer. Ich bleibe, um ihn zu bewachen, während David loszieht, um Gabriel und Dinah zu holen. Ich halte in jeder Hand einen Stein. Die weißen Vögel kreisen mit lautem Geschrei über mir, aber sobald ich einen Arm hebe, steigen sie höher an den Himmel.
    Mit vereinten Kräften schleppen wir den Fisch über den Wall und zum Lagerplatz. Die Vögel bleiben am Ufer zurück. Landeinwärts scheinen sie sich nicht zu trauen. Wir legen den Fisch auf ein paar große Steine. Um den Mund hat er eine Art Ausschlag. David hat einen scharfen Stein vom Ufer mitgebracht und hackt damit vier gleich große Stücke aus dem Fisch, die wir schweigend verzehren.
    Der restliche Fisch darf auf den Steinen liegen bleiben.
    »Hier wird er schnell trocknen«, stellt David fest und macht ein zufriedenes Gesicht.
    •
    Mitten in der Nacht weckt mich ein seltsames Geräusch. Es klingt, als würde jemand schnarchen. Ich richte mich halbwegs auf und lausche, höre die anderen in der Dunkelheit unter den Fellen atmen. Lange bleibt alles still, dann höre ich das fremde Geräusch wieder. Inzwischen klingt es lauter und gröber, eher so, als würde sich jemand

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