Am Anfang war das Ende (German Edition)
den Hof gründlich untersuchen«, sagt Dinah.
»Ich hab aber keine Lust, dieses Haus noch mal zu betreten«, wende ich ein.
»Ich meine die anderen Gebäude. Wir sollten den Stall und die Schuppen untersuchen. Da muss es doch irgendwo einen Wasserhahn geben.«
•
Wir einigen uns darauf, oben auf dem Wall ein Monument zu bauen, eine Art Leuchtturm. Es muss weithin sichtbar sein und deutlich machen, dass es von Menschen gemacht worden ist. Falls jemand vorbeisegelt, soll es ein Zeichen sein. Ein Zeichen, das besagt:
Hier gibt es Menschen, die überlebt haben.
Zuerst wollen wir das Monument aus Ästen von Büschen bauen, aber als es uns gelungen ist, ein paar abzubrechen, und wir sie dann nebeneinander hochhalten, stellen wir fest, dass sie viel zu kurz sind.
»Die Bretter vom Floß«, schlägt David vor. »Die sind echt lang!«
»Dann haben wir aber kein Floß mehr«, protestiert Gabriel.
»Wir brauchen kein Floß«, sage ich. »Wir sind ja gelandet.«
»Und wenn wir hier wegwollen?«, fragt Gabriel.
»Ja, das Floß kann unsere Rettung sein, wenn wir je fliehen müssen«, sagt Dinah.
»Wir brauchen ja nicht alle Bretter zu nehmen«, sage ich. »Wenn ein paar fehlen, ist es immer noch groß genug.«
Als wir zum Floß hinausgewatet sind, stellen wir fest, dass es gar nicht so einfach ist, ein paar Bretter zu entfernen. Das Deck ist zwar tatsächlich so groß, dass wir das, was wir benötigen, abmontieren können, ohne das Floß zu zerstören, aber die Bretter sitzen sehr fest.
»Irgendwo muss es ein lockeres Brett geben«, sage ich. »Ich weiß noch, dass ich bei der Einweihung darüber gestolpert bin.«
Also krieche ich auf allen vieren übers Deck, bis ich es gefunden habe.
»Hier ist es!«, rufe ich.
David und Gabriel packen das Brett und versuchen es hochzuziehen. Aber obwohl sie ziehen und reißen, bis sie rote Köpfe haben, will sich das Brett nicht lösen.
»Vielleicht kann man es mit einem Stein losklopfen«, schlägt Dinah vor. »Am Ufer liegt ein großer roter Stein. Den bring ich euch.«
David nimmt ihr den Stein ab, als sie damit ankommt. Dann entfernen er und Gabriel die Augenbinden, die sie für die Arbeit auf dem Floß angelegt haben, tauchen ins Wasser und klopfen im Takt mit dem Stein von unten gegen das Brett. Schon nach ein paar Schlägen zuckt es, und kurz darauf ist es lose.
»Bravo!«, rufe ich.
Nachdem das erste Brett entfernt ist, fällt die Fortsetzung leichter. Dinah und ich stehen auf dem Deck und ziehen, während David und Gabriel mit dem Stein klopfen. Nach einer Weile tun uns die Arme weh, aber dafür haben wir etliche lange Bretter entfernt.
»Noch eins«, sagt Dina, »das muss dann reichen.«
Bevor wir mit den Brettern an Land waten wollen, werfe ich zufällig einen Blick unter die Überdachung des Decks. Was ist das denn?, denke ich und gehe nachschauen. Dann stoße ich einen Ruf des Erstaunens aus.
»He, die Schulkamera ist noch da!«
»Echt?«, ruft Gabriel.
Ich nehme die Kameratasche vom Nagel und halte sie hoch.
»Hier!«
»Wahnsinn! Stellt euch vor, wenn sie noch funktioniert!«, sagt Gabriel, hievt sich aufs Deck und kommt zu mir her. Ich reiche ihm die Kameratasche. Er öffnet sie und holt die Kamera vorsichtig heraus.
»Jedenfalls scheint sie trocken zu sein«, sagt er.
Dann richtet er sie auf David, der neben den Brettern im Wasser steht. Gabriel drückt auf den Knopf, und die Kamera gibt ein schwaches Summen von sich.
»Sie läuft!«, ruft Gabriel verblüfft. »Sag was, David!«
David verzieht das Gesicht zu einem Grinsen und schaut in die Kamera.
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1 . SZENE. AUSSENANSICHT. AUF DEM DECK. TAG.
DAVID, DINAH, JUDIT, (GABRIEL).
David steht lachend im Wasser. Er schaut direkt in die Kamera.
DAVID
Ich bin David Beckham, Mitglied im Grünen Kreis. Wir haben inzwischen Land erreicht und wollen ein Monument bauen, damit man uns sieht. Wir packen das, aber garantiert!
Er macht mit beiden Händen das V-Zeichen. Dinah und Judit applaudieren im Hintergrund.
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Gabriel schaltet die Kamera aus und dreht sie in den Händen. »Sie funktioniert! Wer hätte das gedacht«, sagt er und verstaut sie sorgfältig wieder in der Tasche.
Die Kamera ist das erste Zeichen, dass die Welt immer noch funktioniert.
Die Kamera läuft. Vielleicht ist dann doch nicht alles verloren. Ich bin noch klar genug im Kopf, um zu wissen, dass das ein unsinniger Gedanke ist, doch wenn man alle Hoffnung verloren hat, ist man für den kleinsten Strohhalm dankbar. Wenn
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