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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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hellblauen Himmel lässt sich ein winziger weißer Strich erahnen. Ist das tatsächlich ein Flugzeug? Das lässt sich unmöglich erkennen. Aber was sollte es sonst sein?
    »Seht ihr das?«, ruft Dinah.
    »Ja!«, schreien wir und fangen an, wie wahnsinnig auf und ab zu hüpfen, laut zu johlen und mit den Armen zu fuchteln. Dann rasen wir zurück und auf den Wall.
    »Hierher!«, brüllen wir. »Hier sind wir!«
    David wedelt mit einem der Lammfelle, das er mitgenommen hat. Doch das Flugzeug setzt seinen Flug fort, ohne sich um uns zu scheren. Es hinterlässt einen dünnen weißen Strich.
    »Sie sehen uns nicht«, seufzt Gabriel.
    »Aber vielleicht haben sie den Text gesehen«, bemerkt Dinah hoffnungsvoll.
    Doch als ich zum Ufer hinunterschaue, kann ich ihn nirgends erkennen. Auch die vier Porträts, die Dinah gezeichnet hat, sehe ich nirgends. Ich suche den Strand lange mit den Augen ab, bis ich begreife, was geschehen ist.
    »Sie sind verschwunden«, sage ich. »Die Wellen haben alles ausgelöscht.«
    David kickt in den Boden, dass Sand aufstiebt.
    »Das war vielleicht überhaupt kein Flugzeug«, sagt Gabriel. »Das kann alles Mögliche gewesen sein. Eine Rakete oder ein Geschoss. Oder ein Ufo.«
    »Oder nur eine ungewöhnlich kleine Wolke«, füge ich hinzu.

XXIII
    Am Abend fahren wir zum Hof zurück. David sitzt auf dem Traktor, Dinah, ich und Tüchtig liegen aufgestützt auf dem Anhänger. Die Spaten und die Brechstange haben wir mitgenommen. Gabriel filmt. Das eigenartige braunviolette Dämmerungslicht kriecht bereits über die Landschaft. Alles ist still, lautlos, leblos, unwirklich. Alles bis auf den Traktor, der durch die stumme Szenerie rattert. Plötzlich spüre ich, wie ausgeliefert wir sind, wie wir uns von allem anderen abheben. In dieser gigantischen Leere gibt es nur uns. Sollten sich noch mehr Lebewesen hier befinden, haben sie uns in der Gewalt. Wir sind wie Katzenspielzeug. Man braucht bloß mit der Pfote zuzuschlagen, und schon fahren wir in die Ewigkeit hinaus.
    Ich muss an das Gesicht im Fenster denken. Aber kaum tue ich das, kehrt das Summen in meinem Kopf zurück. Ich kriege das einfach nicht auf die Reihe. Plötzlich merke ich, dass Dinah mich am Ärmel zieht. Sie deutet auf den Hof, der im letzten violetten Licht badet.
    »… sieht seltsam aus«, sagt sie.
    Beim Anblick des Hauses wird mir kalt. Ich kann ihr nur zunicken.
    Als wir auf den Hof einbiegen, schaltet David die Scheinwerfer des Traktors ein. Das Licht streicht über das Wohnhaus und wird von den Fenstern reflektiert. Instinktiv hoffe ich auf irgendwelche Lebenszeichen. Doch die Fenster sind leer. Das Haus sieht gespenstisch aus. Tüchtig hat sich aufgerichtet. Er sieht sich um, trippelt hin und her.
    »Kennst du dich hier aus, Wutzilein?«, frage ich.
    »Öff, öff«, antwortet er.
    David fährt zum Stall und hält vor dem Tor. Er lässt den Motor laufen, dreht sich um und sieht mich an. Mir ist ausgesprochen mulmig zumute, ich fühle mich keineswegs so mutig, wie ich vorhin getan habe. Ich habe keine Lust mehr. Doch dann knurrt mein Magen, und ich sehe ein, dass es wohl keine Alternative gibt. Fressen oder gefressen werden, denke ich und frage mich, woher dieser Ausdruck stammt.
    Als David den Motor ausmacht, wird es totenstill. Wir springen vom Anhänger und bleiben unschlüssig stehen. Die Gebäude sind ins halbdunkle Dämmerlicht gehüllt. Ich hebe Tüchtig vom Wagen und befehle ihm, still liegen zu bleiben. Er gehorcht sofort und sieht mich mit ruhigen, klugen Augen an.
    Im selben Moment beginnt es zu regnen. Der Regen kommt ohne Vorwarnung, schon nach ein paar Sekunden schüttet es. Der heftige Schauer sorgt dafür, dass wir in die Gänge kommen.
    »Okay«, rufe ich und nehme einen Spaten von der Ladefläche. »Jetzt packen wir sie!«
    Ich ziehe das Stalltor auf. Tüchtig folgt mir, als ich eintrete, und rennt sofort zu den Pferdeboxen. Dann kommen Dinah und David und schließlich Gabriel.
    Ich bleibe stehen und warte am Fuß der Treppe zum Heuboden.
    »Dann mal los!«, flüstere ich und schwinge meinen Spaten. Die anderen nicken. Ich bücke mich und streichle Tüchtig und sehe, dass er den Kopf hebt und schnuppert.
    Schließlich klettere ich nach oben. Tüchtig folgt mir. Als ich die Luke erreiche, halte ich an. Mein Herz klopft. Ich schaue zu den anderen hinunter. David ist weiß im Gesicht. Ich nicke lautlos und drücke die Luke vorsichtig auf. Säuerlicher Uringestank schlägt mir entgegen. Tüchtig drängt sich an mir

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