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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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Plötzlich muss ich stehen bleiben und mich übergeben, ich speie Wasser und übelriechende gelbgrüne Galle. Als ich weiterlaufe, geht mir auf, dass ich natürlich schon am Hühnerstall vorbeigerannt bin. Wie idiotisch von mir! Aber vielleicht schaffe ich es zum Wohnhaus. Was mache ich eigentlich, wenn ich mich in dem Regen verirre? Dann fällt mir die Hecke ein, die rings um den Hof verläuft und an der ich nicht vorbeikann, ohne es zu merken. Erleichtert seufze ich auf.
    Doch im selben Augenblick, als ich an die Hecke denke, gibt der Boden unter meinen Füßen nach. Ich versinke bis zu den Knien, als befände ich mich in einem Sumpf, und bleibe ein paar Sekunden lang stehen, bevor der Boden endgültig nachgibt und ich in die Unterwelt hinunterstürze. Ich falle und falle und denke noch, jetzt sterbe ich, jetzt ist alles aus, bevor ich mit dem Nacken und dem Hinterkopf auf etwas Hartem aufschlage.
    •
    Als ich die Augen aufmache, ist alles schwarz. Ich versuche festzustellen, ob ich mir etwas gebrochen habe, spüre aber nicht einmal, ob ich überhaupt einen Körper habe. Irgendwo glaube ich ein Geräusch zu hören. Es klingt, als würde jemand lachen. Ja, jetzt höre ich es deutlicher, ich bin mir fast sicher, dass da ein Kind lacht. Über mich? Dann drehe ich unendlich vorsichtig den Kopf und sehe schräg über mir einen schwachen Lichtschein. Ist das das Loch? Ist das die Stelle, wo der Boden nachgegeben hat?
    Erst sage ich mir, dass ich in eine Kaninchenhöhle getreten sein muss, aber als ich genauer darüber nachdenke, sehe ich ein, dass der unterirdische Gang, in dem ich gelandet zu sein scheine, dafür zu groß ist. Und wie groß sind die Gänge, die tausend Ratten graben?
    Die Konturen, die in dem schwachen Licht erkennbar sind, verraten mir schließlich, dass es sich eher um einen Tunnel handelt als um einen von Tieren gegrabenen Gang. Ein unterirdischer Tunnel, denke ich und erinnere mich kurz an die vielen spannenden Kinderkrimis, die ich gelesen habe, als ich jünger war. Wenn das hier doch nur ein Abenteuer in einem Buch wäre! Dann würden Tüchtig und die anderen mich jetzt retten, und danach würden wir am offenen Kamin sitzen und Toast mit Butter futtern.
    O Mama! Papa! Red Bull! O normale Tage und harmlose Bücher!
    Plötzlich sehe ich Gun-Helen auf ihren hohen Absätzen angerannt kommen. Es klingt wie ein Maschinengewehr, ich kauere mich zusammen und verstecke das Gesicht hinter den Knien. »Hallo, Judit!«, ruft sie. »Wie geht’s?«
    »Schlechter als sonst«, sage ich. »Mir geht’s wie einem Vogel«, füge ich hinzu, worauf sie mit ernster Miene nickt und mich ins Sekretariat mitnimmt.
    »Erzähl«, sagt sie und deutet auf den leeren Besucherstuhl.
    Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. »Ich glaube, es war Sonntag«, sage ich unsicher. »Du weißt schon, einer dieser stillen Sonntage, wenn der Staub in der Luft schwebt, ohne zu fallen, und die Uhren langsam ticken. Aber dann weiß ich nicht weiter«, sage ich. »Vielleicht ist es dann Montag geworden.«
    »Das kommt schon in Ordnung, meine Kleine«, sagt Gun-Helen. »Keine Sorge, das kommt alles in Ordnung.«
    Danach verschwindet sie. Scheißkaninchen, denke ich. Erst hier auftauchen und dann einfach abhauen und verschwinden, und ich kann hier liegen bleiben und verfaulen.
    »Ich werde dich beim Schulamt anzeigen!«, schreie ich.
    •
    Als ich die Augen wieder aufschlage, sitze ich im Wohnhaus am Esstisch. Es duftet wundervoll nach Frikadellen mit Zwiebeln, und die Mutter reicht gerade eine Schüssel mit dampfenden Frühkartoffeln herum. »Danke«, sage ich und lade mir sieben rundliche Kartoffeln und ein bisschen Dill auf den Teller, bevor ich die Schüssel an das Zwillingsmädchen weiterreiche, das neben mir sitzt. »Ich heiße Mimmi«, sagt sie und lächelt mich an. »Judit«, sage ich. »Und du musst Kajsa sein«, sage ich und wende mich lachend an Mimmis Schwester. Sie sieht mich mit ihren kohlschwarzen Olivenaugen verblüfft an. »Wie kannst du das wissen?«, fragt sie. »Ich hab eben Köpfchen!«, sage ich und strecke die Hand aus. Da lacht Kajsa laut auf. »Du bist echt clever, Judit«, sagt sie. »Und dabei hab ich geglaubt, ihr wärt tot«, sage ich.
    •
    Als ich die Augen aufmache, bin ich tot, und das fühlt sich gut an, darum öffne ich den Reißverschluss, steige aus meinem Körper und werfe ihn in den Wäschekorb. Endlich hat man ein bisschen frei. Ich renne zu den Engeln, doch die sagen, ich hätte mich geirrt. » Du bist

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