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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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einsetzen, bis er sich bewegt und ich ein hässliches Knirschen höre, als die Klappe sich öffnet. Inzwischen ist das Feuer im Herd erloschen, also knülle ich noch mehr Papier hinein und zünde es noch einmal an.
    Als ich höre, dass das Feuer zu knacken und zu knistern beginnt, lege ich ein paar kräftigere Zweige auf. Ein Gefühl der Befriedigung erfüllt mich. Es ist mir gelungen, Feuer zu machen. Wir haben einen funktionierenden Herd.
    Im Küchenschrank finde ich einen großen Kochtopf. Den nehme ich und gehe damit zum Regenwasserfass neben der Küchentür. Misstrauisch betrachte ich das dunkle Wasser in dem Fass und schnuppere daran. Es ist total geruchlos, aber auf der Oberfläche schwimmen Schlieren. Was soll’s, denke ich und versuche den Topf so zu füllen, dass möglichst wenig Schlieren mitkommen. Dann kehre ich in die Küche zurück und werfe ein paar Händevoll weiße Muscheln, die wir vom Meer mitgebracht haben, in den Topf. Ich hole Suppenteller und Löffel heraus. Als das Wasser zu sieden beginnt, gehe ich zur Haustür und öffne sie sperrangelweit.
    Es regnet nicht mehr, aber die Luft ist noch von Nässe getränkt und das Wasser hängt wie Rotz von den Bäumen. Es ist still.
    »Es gibt Muschelsuppe!«, brülle ich so laut, dass die weißen Vögel vom Himmel gefallen wären, wenn sie sich herangetraut hätten. Ich stehe auf der Veranda und warte, aber nichts rührt sich.
    Nach einer Weile höre ich Geräusche vom Stall her, dann kommen sie über den Hof getrottet. Dinahs schwarze Haare hängen ihr wie ein schmuddeliger Vorhang ins Gesicht, und als sie kurz den Kopf bewegt und die Haare zur Seite flattern, sehe ich ihr erschöpftes Gesicht. Sie ist hohläugig, als hätte sie seit Wochen nicht geschlafen. Gabriel hat den Arm um sie gelegt. Sein Gesicht ist dunkelgrau von Schmutz, nur dort, wo ihm der Schweiß heruntergelaufen ist, zeichnen sich helle Streifen auf seinen Wangen ab. David geht ein paar Schritte vor ihnen her, wirkt aber total kraftlos, ohne Leben. Sein braunes Haar hängt ihm in verfilzten Strähnen auf die Schultern. Am Hals sind ihm zwei Beulen gewachsen, die erst geeitert und geblutet haben und dann eingetrocknet sind. Seitdem ist die Haut dort gelbrot gefärbt.
    Herrje, denke ich. Wir sehen aus wie eine Räuberbande. Wie eine Horde Wilder. Ich befühle meine Fingernägel. Sie sind lang wie Krallen. Lang, gekrümmt und schwarz vor Dreck.
    »Was ist denn das für ein verdammter Rauch!«, murmelt David und blinzelt zum Schornstein hinauf.
    »Ich hab im Küchenherd Feuer gemacht und Muschelsuppe gekocht«, erkläre ich. »Wir können draußen auf der Veranda essen.«
    »Ich hab keinen Hunger«, sagt Dinah.
    »Du
musst
essen«, sage ich.
    David setzt sich und saugt Muschelfleisch aus den Schalen, aber Dinah bleibt regungslos stehen und starrt vor sich hin. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Plötzlich wird mir voller Angst klar, dass sie auf dem besten Weg ist, krank zu werden.
    »Iss!«, sage ich und halte ihr einen Löffel voller Muscheln hin. Da sperrt sie wie ein Vogeljunges den Mund auf, und ich kippe ihr den Inhalt des Löffels hinein.
    »Alles ist so seltsam«, sage ich. »Ich kapier gar nichts mehr.«
    Sie hören zu essen auf und sehen mich an.
    »Aha, du kapierst nichts?«, sagt Gabriel schließlich.
    »Du etwa?«, sage ich.
    Er hebt nur die Schultern und widmet sich wieder den Muscheln.
    Bis auf schlürfende Geräusche ist es still.
    »Warmes Essen«, seufzt David glücklich.
    »Es ist, als wäre es kaputtgegangen«, entschlüpft es mir.
    »Was denn?«, fragt David.
    Ich überlege lange. David isst weiter.
    »Das Leben«, sage ich endlich.
    »Das Leben?«, wiederholt Dinah, schiebt ihren Haarvorhang beiseite und sieht zum ersten Mal anwesend aus. David und Gabriel legen ihre Löffel hin und starren mich an.
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Aber?«
    »Näher komme ich nicht an eine Erklärung.«
    »Als dass das Leben kaputtgegangen ist?«
    Ich nicke. Denke nach. Das Muschelkauen geht weiter.
    »Als wäre es zerbrochen.«
    »Zerbrochen?«, sagt David kauend.
    »Ja. Wie ein Spiegel«, sage ich und beginne mich zu ereifern. »Du weißt schon, ein großer Spiegel, der zerbricht, und plötzlich kann man sehen, was sich dahinter befindet.«
    »Hinter dem Spiegel?«
    »Ja«, sage ich. »Und in ihm drin.«
    »Und was gibt es da?«
    »Das weiß ich nicht. Und das ist das Seltsame daran. Lange hab ich geglaubt, es wäre ein Traum«, versuche ich zu erklären. »Ein

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