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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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sagt David.
    »Aber es liegen Tiere darauf«, wende ich ein.
    David lässt sich nicht aufhalten. Er kniet nieder, packt den Flickenteppich und beginnt vorsichtig daran zu ziehen. Sachte gleitet der Teppich unter dem Tisch hervor. Die Katze und der Hund gleiten mit, unverändert unbeweglich.
    »Helft mir ziehen!«, sagt David.
    Gabriel kniet sich ebenfalls hin und ergreift den Teppichrand. Mit vereinten Kräften ziehen sie den Teppich hervor. Es sieht seltsam aus, als die beiden Tiere über den Küchenboden angerutscht kommen. Komisch und gleichzeitig schrecklich. Dinah und ich bücken uns und spähen unter den Küchentisch. An der Stelle, wo der Teppich gelegen hat, ist eine rechteckige, in die Bretter eingefräste Linie zu sehen. Am einen Ende der Linie ist ein kleiner Metallring in den Boden versenkt. Ich weiß, was das bedeutet.
    »Hier ist sie!«, rufe ich aus.
    »Hab ich doch gleich gesagt!«, jubelt David.
    »Aber sie lässt sich nicht öffnen«, sage ich.
    »Warum nicht?«
    »Weil der Tisch im Weg steht. Um die Luke zu öffnen, müssten wir alles darüber entfernen.«
    David überlegt kurz.
    »Wir ziehen nur die Stühle weg«, schlägt Gabriel vor. »Dann können wir den Tisch wegstellen.«
    Ich schüttle den Kopf. »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie sich an den Händen halten«, sage ich.
    Wir stehen schweigend da und denken nach.
    »Es geht trotzdem«, bemerkt Gabriel schließlich.
    »Wie denn?«
    »Wir brauchen die Toten nicht zu bewegen. Wenn einer von uns unter den Tisch kriecht, kann er die Luke weit genug öffnen, um hinunterzuschlüpfen.«
    Ich gehe in die Hocke und linse unter den Tisch. »Vielleicht«, sage ich. »Aber dann müssen wir den Tisch ein wenig nach rechts verschieben.«
    »Wäre einen Versuch wert«, meint David.
    »Also, ich geh da nicht runter!«, erklärt Dinah mit Nachdruck.
    »Ich auch nicht!«, sage ich und stehe wieder auf. Plötzlich fällt mir die Nacht ein, als ich ein Kind weinen hörte, und gleich wird mir wieder unheimlich zumute. Darum sage ich: »Wir müssen nach den Schweinen schauen. Sonst kriegen die in dieser Hitze noch einen Kollaps.«
    •
    Bevor wir ins Freie gehen, ziehen wir uns Sachen an, die wir in einem Flurschrank finden, alte Mäntel, Jacken und Overalls. Ich schlüpfe in einen blauen Overall und setze eine schwarze Schildmütze auf. Das müsste als Sonnenschutz genügen.
    »Hoffentlich kriegen sie bei unserem Anblick keinen Schreck«, sage ich.
    Dann gehe ich zum Stall, öffne das Tor, laufe schnell zur Box und spähe über die Bretterwand.
    »Hallo, Tüchtig, geht’s dir gut in der Hitze? Und deinem Kumpel auch?«
    Tüchtig sieht mich mit seinen klugen Augen an. »Uuuöööf«, sagt er.
    »Das neue Schwein sieht prima aus«, sagt David.
    »Ich glaube, es ist jünger«, sage ich.
    »Und dicker«, sagt David. »Das können wir jederzeit essen.«
    Ich schüttle den Kopf. »Wenn wir hierbleiben müssen, sollten wir dieses Schwein sogar besonders gut pflegen!«
    »Warum denn das? An dem hätten wir doch wochenlang zu futtern!«
    »Weil es im Gegensatz zu Tüchtig ein weibliches Schwein ist«, sage ich.
    Dinah stellt den beiden Schweinen einen Eimer Wasser hin.
    »Und wie soll die Dame heißen?«, fragt sie.
    »Doris«, antworte ich, ohne eine Ahnung zu haben, woher der Name mir zugeflogen ist.
    »Cool«, sagt David.
    •
    Wir untersuchen das Feld an der Stelle, wo die Schweine aufgetaucht sind, und sehen dort ihre Spuren im gelben Schlick. Dann gehe ich weiter in die Richtung, aus der ich die anderen Geräusche gehört habe. Dort suche ich nach Pfotenabdrücken im Boden, von Wölfen, Füchsen oder Luchsen. Vielleicht gibt es hier auch verwilderte Hunde, denke ich. Doch der Boden verrät nichts dergleichen. Erst als ich zu einer kleinen Anhöhe komme und sie umrunde, entdecke ich, dass der Boden an der Rückseite voller Spuren ist. Nicht von Pfoten, sondern von …
Füßen!
Von kleinen Füßen. Ich bleibe stehen und starre sie verblüfft an. Hier ist die Erde so zertrampelt, als hätten viele Personen sehr lange und sehr eng nebeneinander auf einem Fleck gestanden. Ich rufe die anderen.
    »Hier ist jemand gewesen!«
    Als die anderen den kleinen Hügel umrundet haben, bleiben sie jäh stehen und starren den zertrampelten Erdboden an.
    Niemand sagt etwas.
    »Könnten die Spuren vielleicht von uns stammen?«, fragt Dinah schließlich.
    Gabriel schüttelt den Kopf. »Hier sind wir nie gewesen«, sagt er. »Jedenfalls nicht oft.«
    »Vielleicht sind das

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