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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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aus.
    »Was?« David schaut zum Wall.
    »Gestern war er doch noch da, oder?«, frage ich.
    Gabriel nickt.
    »Vielleicht ist er zusammengebrochen«, sagt Dinah.
    Als wir näher kommen, sehen wir, dass sie recht hat. An der Stelle, wo Red Bull gestanden hat, liegen nur noch die Bretter. Der rote Stein ist verschwunden, und erst nach einiger Suche sehen wir ihn unten am Strand.
    »Er muss runtergerollt sein«, sage ich.
    An mehreren Stellen sind die Rindenstricke gerissen.
    »Vielleicht, weil die Sonne sie so ausgetrocknet hat«, sagt David.
    Ich sammle die Strickreste ein. Sie scheinen überall an der gleichen Stelle gerissen zu sein. Und die Kanten sind scharf, als wären sie durchgeschnitten worden.
    »Ob das nicht doch jemand mit Absicht gemacht hat?«, überlege ich laut.
    »Wer denn?«
    »Vielleicht jemand, dem er nicht gefallen hat.«
    David und Gabriel mustern die Strickreste.
    »Sieht fast so aus«, sagt Gabriel.
    Ich sehe mich um, spähe am Ufer entlang und dann in die Richtung, wo der Hof liegt. Dass jemand unsere SOS -Statue sabotiert hat, ist eine bedrohliche Vorstellung.
    »Aber wir bauen ihn doch wieder auf?«, frage ich.
    »Logo«, sagt David.
    »Wir holen Stricke vom Hof«, sagt Gabriel und macht sich mit Dinah auf den Weg, während David und ich Muscheln sammeln. Es gibt reichlich davon, vor allem von der kleineren weißen Sorte, die wir schon die ganze Zeit gesammelt haben. Die beiden Körbe werden schnell voll. Ein Glück, dass wir das Meer haben, denke ich. Die Körbe sind schwer, wir tragen sie einzeln an Land und stellen sie ans Ufer. Dann waten wir sehr langsam durchs Wasser und halten Ausschau nach Fischen. Aber außer winzigen Fischlein, die uns um die Beine flitzen, finden wir nichts. Also setzen wir uns kurz zum Ausruhen aufs Floß. Gut, dass es noch da liegt.
    Dann taucht Gabriel auf dem Wall auf und winkt uns mit einem Strick. David sammelt auf dem Rückweg den roten Stein ein und bringt ihn mit hinauf. Jetzt, wo wir richtige Stricke haben, geht es schnell, die Figur wieder aufzubauen. Wir machen sie genau gleich wie letztes Mal und binden den roten Stein in der Mitte der beiden Arme fest.
    »Er sieht haargenau so aus wie vorher«, sagt David, als wir den neuen Red Bull betrachten.
    »Hoffentlich bringt er uns diesmal mehr Glück«, sage ich und blicke aufs blauschwarze Meer hinaus. »Ist doch seltsam, dass keine Schiffe hier vorbeifahren.«
    Dinah ritzt eine kurze, knappe Nachricht in das eine Bein der Statue: » DON ’T TOUCH !«
    »Mach auch noch einen Totenkopf!«, sagt David. »Falls sie kein Englisch verstehen.«
    Dinah nickt und ritzt einen bedrohlichen Schädel mit zwei gekreuzten Knochen in das Brett.
    »Stark!«, sage ich. »Wer das nicht kapiert, muss echt beknackt sein.«
    Als wir mit den vollbeladenen Körben zurückwandern, fängt es an zu regnen. Zuerst fallen nur einzelne Tropfen, doch die sind so groß wie Trauben und tun weh, wenn man von ihnen getroffen wird. Wir laufen schneller, müssen aber immer wieder stehen bleiben, um uns auszuruhen. Sekunden, bevor es richtig losschüttet, schaffen wir es auf die Veranda. Die Tropfen fallen dicht und heftig.
    »Noch mal Glück gehabt!«, sagt Dinah.
    »Bestimmt wird es jetzt eine Weile regnen«, sage ich.
    •
    In der Nacht kommt endlich wieder Gun-Helen. Sie steht vor der Haustür und klopft, und als ich runterrenne und sie hereinlasse, sehe ich, dass sie total durchnässt ist.
    »Ihr habt ja ein fürchterliches Wetter!«, sagt sie.
    »Du kannst deine nassen Sachen hier aufhängen«, sage ich und deute auf die Haken an der Wand.
    Dann helfe ich ihr aus der nassen Kostümjacke und hänge sie an einen Haken. Um den einen Arm hat sie einen dicken Verband.
    »Hast du dich verletzt?«, frage ich.
    »Ach was, das ist nichts«, sagt sie.
    Sie bleibt vor dem Flurspiegel stehen und zupft sich die Haare zurecht. Dabei stößt sie den Arm mit dem Verband an, worauf der abgeht und klappernd auf den Boden fällt. Vor der Küchentür bleibt er liegen.
    »Hoppla!«, sagt sie. »Das passiert mir immer wieder. Ich bin so steif und unbeweglich.«
    Sie bückt sich und steckt den Arm mit geübtem Griff wieder fest. Dann kehrt sie zum Spiegel zurück.
    »Kannst du tatsächlich etwas darin erkennen?«, sage ich.
    »Wie geht’s dir, Judit?«, sagt sie und legt den Arm um mich.
    »Nicht besonders toll«, sage ich wahrheitsgemäß. »Fast alles ist beschissen.«
    »Und David?«
    »Ihm geht’s genauso.«
    »Ihr seid doch noch zusammen?«
    Ich hebe die

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